Thema:
Re:Impfpflicht Gesundheitswesen flat
Autor: D@niel
Datum:24.01.22 11:38
Antwort auf:Impfpflicht Gesundheitswesen von Sven Mittag

Ich lese Deine Beiträge eigentlich immer sehr interessiert, aber das, was der Kollege da schreibt, ist doch wieder die typische Drohung, mit der die Politik erpresst werden soll. Du schreibst ja selbst, dass die Relgelung Schlupflöcher bietet.

Grundsätzlich macht man es sich auch etwas einfach, wenn man der Politik die komplette Schuld für Weggänge von Fachkräften im medizinischen Bereich gibt. Die Tatsache, dass jemand, der direkt im Mundraum von Patienten allen Alters und Gesundheitszustands arbeitet, nicht das Einsehen hat, seine Patienten bestmöglichst zu schützen, ruft in mir kein Verständnis hervor.

Interessanterweise habe ich gestern ein Gespräch mit meinen Eltern geführt, die im Bekanntenkreis einige Zahnärzte haben, die ebenfalls nicht geimpft sind. Eine davon ist auch recht deutlich esoterisch und homöopathisch angehaucht. Da schließt sich der Kreis dann wieder.

>Huh, Verschwörungsmythen und Gegenargumente landen hier ja im gleichen Pott - interessant.

EDIT: So richtig viele Argumente gegen eine Impfpflicht von medizinischem und Pflege-Personal habe ich hier jetzt auch nicht gelesen (abseits von: "Mit der Impfpflicht bricht die zahnmedizinische Versorgung zusammen").

>Anyway, bezüglich der angekündigte Impfpflicht im Gesundheitssektor sorgt zumindest bei uns in der Zahnmedizin für deutlich mehr Unmut als man meinen könnte. Laut Erhebungen in Bayern sind unglaubliche 17 % der Praxisinhaber Stand jetzt ungeimpft. In Sachsen sind es sogar sportliche 25 %. Auch wenn klar sein dürfte, dass nicht alle diese Personen so ideologisch geprägt sind, dass Sie im Zweifelsfall es wirklich auf den Verlust der Zulassung ankommen lassen - nicht zuletzt da zumindest die U50-Fraktion allein wirtschaftlich wegen nem fünfstelligen Kredit schon sehr lebensmüde sein muss, um ihre Lebensgrundlage wegen so was zu opfern.
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>Zumindest bei den älteren Kollegen dürfte ein Teil, der ggf. wegen der grenzdebilen Telematik Infrastruktur-Politik von Herrn Spahn eh schon keinen Bock mehr hat, weiterzumachen, den Bohrer fallen lassen. In einer unterversorgten Region wie Sachsen richtig toll und ne gute Chance, dass dort dann in der Folge mehr als genug der noch praktizierenden Kollegen einfach ausbrennen und daher ebenfalls ausfallen.
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>Richtig dämlich wird die Aktion dann dadurch, dass die Impfpflicht - wie sie so schön immer in den Medien zitiert wird - eben keine Impfpflicht ist, sondern nur eine Impfnachweispflicht. Mit dem 16.03. werden Ungeimpfte gerade mal dem Gesundheitsamt gemeldet. Ein sofortiges Beschäftigungsverbot wie medial immer wieder beschrieben, sieht das Gesetz gar nicht vor.
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>Nachdem bei uns im Betrieb leider drei Personen von der Reglung betroffen sind und diese auch nach intensiven Gesprächen und dem Vermerk, dass Sie im schlimmsten Fall ihren Beruf aufgeben, den Sie seit über 20 Jahren nachgehen, nur um dann im Herbst wegen einer allgemeinen Impfpflicht sich doch impfen lassen zu müssen, kein Einsehen zeigen und sehr glaubwürdig kommuniziert haben, dass Sie sich im Zweifelsfall kündigen lassen, habe ich nun mit dem Gesundheitsamt gesprochen.
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>Reglung Stand jetzt wird sein, dass ich die Angestellten melden muss, bestenfalls mit Schreiben, dass Sie für den Betrieb unersetzlich sind und auch kein Ersatz auf dem Arbeitsmarkt gefunden werden kann. Nachdem letzteres schon ohne Impfpflicht gilt und zumindest auf zwei Personen zutrifft - dritte Impfverweigerer würde „nur“ zur Mehrarbeit für das restliche Team führen - ist dies eine sehr überschaubare Anforderung.
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>Danach passiert laut Gesundheitsamt sehr wahrscheinlich erstmal ein paar Monate nix, da Sie gerade eh aus dem letzten Loch pfeifen. Dann gibt es für den Angestellten ein Mahnschreiben mit Aufforderung sich Impfen zu lassen samt Frist. Dann gibt es - sofern kein entsprechenden Schreiben des Arbeitgebers vorliegt - ein Schreiben über eine Strafgebühr. Und dann würde - ebenfalls sofern kein Schreiben des Arbeitgebers über die Versorgungsrelevanz - ggf. ein Berufsverbot ausgesprochen werden. Wenn der Arbeitergeber aber dokumentiert, dass die Arbeitskraft benötigt wird, passiert Stand heute…. nix.
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>Dies erscheint mir dabei nicht mal sehr unwahrscheinlich, wenn ich sehe, dass die Masern-Impfpflicht, welche bei uns ja schon 2020 eingeführt wurde, frühsten 2023 vollzogen werden soll.
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>Anbei noch nen Brief von nem Kollegen, der zeigt, dass diese Reglung imho mehr Schaden als Nutzen bringen wird.
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>Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Holetschek,
>sehr geehrter Herr Staatsminister Füracker,
>sehr geehrter Herr Berger (Vorstand der KZVB),
> ich möchte Sie hiermit eindringlich bitten, Ihre politischen Maßnahmen, insbesondere die Impfpflicht im Gesundheitswesen, zu überdenken.
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>Ich führe zusammen mit Bruder und Schwägerin seit 20 Jahren eine Zahnarztpraxis mit 6 Behandlern und über 20 Mitarbeiterinnen in Neumarkt i.d. Opf. Wir sind eine von zwei zahnärztlichen Covid-Schwerpunktpraxen in der Oberpfalz und haben seit der ersten Welle eng mit Katastrophenschutz und Gesundheitsamt zusammengearbeitet. Zuletzt haben wir uns auch zur Durchführung von Impfung bereit erklärt und durchlaufen gerade die Schulungen zur Covid-19-Impfung für Zahnärzte.
>Seit heute haben wir ein Gerät zur PCR-Schnelltestung, um auch diese Lücke für Personal, Patienten und die Bevölkerung in Neumarkt weniger werden zu lassen. Alles aus Eigeninitiative und mit entsprechendem Aufwand. Ich habe soeben wieder eine covid-positive Patientin um 19.00 behandelt.
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>Dass Sie uns nun auch noch unser dringend benötigtes Personal nehmen, in der irrigen Meinung, die Impfpflicht im Gesundheitswesen würde irgendetwas infektiologisch verbessern, ist nicht hinzunehmen. Wir haben durch die Ankündigung bereits unsere Sterilisationsfachkraft verloren. Eine Prophylaxehelferin, die wir über 2 Jahre spezialisiert haben und hierfür Geld und Zeit investiert haben, geht Ende Februar. Noch eine weitere sehr gute dritte Helferin würde uns verlassen.
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>Jetzt werden auch noch die Kriterien des Impfstatus verschärft, Johnson & Johnson zählt nicht mehr und alle früh geimpften bis dato Impfwilligen zählen ab Februar bereits nicht mehr als geimpft. Hiervon ist auch ein gewisser Teil nicht bereit, sich nur auf Grund politischer Entscheidungen umgehend wieder impfen zu lassen.
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>Eine Umfrage unter Kollegen hat in kürzester Zeit 320 Rückmeldungen gebracht. Dabei geben über 91 % an, dass sie von der Impfpflicht personell betroffen sind.
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>Da wir bereits jetzt Personal verloren haben und unserem hochgeschätzten Personal die Mehrbelastungen nicht mehr zumutbar sind, beenden wir hiermit umgehend unsere Tätigkeit als Schwerpunktpraxis. Wir haben lange genug den Kopf hingehalten, als es noch keine Impfungen gab. Da brauchen wir keine Impfpflicht für unser Personal, wenn das allen arbeitenden die Arbeit zusätzlich erschwert.
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>Leider ist von unserer Standesvertretung hier keinerlei Unterstützung zu erwarten. Daher muss der Protest offensichtlich aus der Basis kommen.
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>Zu meiner Person: Dr. Tobias Bär, 49 Jahre alt, geimpft, genesen und wieder geimpft, definitiv kein Verschwörungstheorethiker, nicht rechts, nicht radilkal.
>Ich bin in gemeinnützigen Vereinen aktiv (Krankenhaushilfe e.V., Föderverein des Gymnasiums) und engagiere mich für Mitbürger. Am Samstag werde ich auf Grund der oben beschriebenen Missstände voller Überzeugung erstmals auf die Demo gehen! Gegen die bayerische Coronapolitik! Herzlichen Glückwunsch!
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>Setzen  Sie sich bitte dafür ein, dass die Impfpflicht zurückgenommen wird, sie richtet mehr Schaden an, als sie sich vielleicht vorstellen können. Die Ärzteschaft möchte diese nicht durchsetzen müssen und die Äußerung von Herrn „Gesundheitsminister“ Lauterbach, dass „sich die Menschen durch die Impfpflicht bei den Ärzten schließlich freiwillig impfen lassen“, ist eine Verhöhnung der Bürger und zeigt, mit welchen Mitteln die Impfpflicht schöngeredet wird und um jeden Preis durchgesetzt werden soll.
>
>Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihr Bemühen,
>mit freundlichen Grüßen,
>
>Dr. Tobias Bär


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