| Re:Ich sehe da vor allem ein massives Deutungsproblem |  |
Ganz genau. Ich kenne Somuncus Ansichten zu Corona nicht weiter (kenne ihn nur als absichtlich überzogenen "Hass"-Satiriker, und dafür ist sein Posting verhältnismäßig harmlos). Aber ich habe im gesamten Text nicht den Hauch einer Kritik am Impfen an sich herausgelesen. Und den letzten Absatz habe ich als besorgte Beobachtung interpretiert, nicht als Aufruf zu irgendwas. Und so weiter und so fort.
Aber einige scheinen in den letzten Jahren einen richtigen Sport daraus gemacht zu haben, gegen die wichtigsten Grundregeln des Meinungsaustauschs zu verstoßen, die da lauten:
Immer nur auf die STÄRKSTEN Argumente des Gegenübers antworten.
Immer nur auf die WOHLWOLLENDSTE Interpretation dieser Argumente antworten.
Mißverständliche und schwache Argumente entweder ganz ignorieren oder aber erst neutral nachfragen, um anschließend auf die wohlwollendste Interpretationsmöglichkeit des Arguments zu antworten.
Grundsätzlich erst mal davon ausgehen, dass der Gegenüber ein guter Mensch ist, aus guten Absichten handelt und gute Gründe hat, zu seinen anderslautenden Schlüssen zu kommen.
Internetdiskussionen verlaufen nach dem genauen Gegenteil: Man pickt sich die schwächsten Punkte raus und interpretiert sie negativstmöglich. Wie in einem Kampf, bei dem es ums Gewinnen geht. Weil man ja schon vorher weiß, dass man selbst die korrekte Ansicht hat, eine anderslautende Meinung also falsch sein muss, wenn nicht gar unmoralisch. Der Gegenüber ist dann ruckzuck in einer passenden Schublade, wenn bereits zwei oder drei Punkte auf der Checkliste passen (und dank negativstmöglicher Interpretation gelingt das schnell). Und ist derjenige dann erst mal in dieser Schublade, braucht man praktischerweise gar nichts mehr von ihm ernst nehmen. Bzw. hat man von da an noch mehr Grund, jedes seiner Argumente in der negativstmöglichen Form zu interpretieren.