Thema:
Re:Ey, Absatz des Jahres +1 flat
Autor: Atlan
Datum:13.01.22 15:09
Antwort auf:Ey, Absatz des Jahres +1 von K!M

Alles, was wirklich nötig wäre, um die Situation zu verbessern (auch unabhängig von Corona, denn die Situation war ja auch davor schon prekär), stünde halt der seit vielen Jahren betriebenen Verschlankung und Ökonomisierung des Gesundheitssektors diametral entgegen. Mehr Personal, Arbeitszeiten senken, Löhne erhöhen... das würde logischerweise 20 Jahre neoliberaler Bestrebungen im Gesundheitssektor konterkarieren, und zwar nachhaltig.

Krankenhäuser, die wie profitorientierte Unternehmen denken und handeln, sind logischerweise auf Ausgabenseite immer nur so aufgestellt, dass es für den normalen Alltag gerade mal so ausreicht. Alles andere wäre aus betriebswirtschaftlicher Sicht ja auch grob fahrlässig, schlichtweg überflüssig, rausgeworfenes Geld. Aber dann lass halt mal einen Ausnahmezustand kommen...

Da sich daran aber nichts ändern soll, die Kapitalinteressen den Ton angeben, würde sich der politisch-konzernmediale und somit auch der Volkszorn auch nach der 28. Welle wahrscheinlich weiterhin noch eher an feiernden Jugendlichen und Ungeimpften abarbeiten, als irgendwie mal grundsätzlich die Durchökonomisierung des Gesundheitssektors zu hinterfragen (bis auf wenige Ausnahmen). Oder zumindest mal beides in gleichem Maße.

Der aktuelle Notfall darf nun mal auf gar keinen Fall das rein finanziell orientierte Grundprinzip gefährden. Aber das würde er, würden mal auf einen Schlag ALLE gemeinsam (Bürger und Medien) lautstark die richtigen Fragen stellen. Wird aber nicht passieren, da viel einfacher und lukrativer jeden Tag ne andere clickbait-taugliche Sau durchs Dorf getrieben werden kann. Bis Corona irgendwann vorbei ist und alles wieder so weitergehen kann, wie zu vor. Kosteneffizient, neoliberal, Privat vor Staat.

Ungeimpfte und Querdenker regen mich auch tierisch auf. Aber jeder, der beispielsweise in Online-Foren mehr wutentbrannte Zeilen über diese tippt, als über die grundsätzliche Schieflage im System, die ALLEM voransteht, macht sich letzten Endes, wenn auch unbewusst, zum Komplizen bzw. zum nützlichen Idioten. Covidioten sind letztlich willkommende Sündenböcke, die dabei helfen, diese Krise im Hinblick auf das gesundheitsschädliche durchökonomisierte Grundsystem AUSSITZEN zu können.

Und so wird es auch kommen. Können in zwei Jahren ja mal schauen, ob sich an der prekären Situation in Gesundheit und Pflege grundlegend was geändert hat. Ich wette dagegen. So viel Geld sind Menschenleben dann nämlich offenbar doch nicht wert, Gesundheits- und Lebensschutz vielleicht doch nicht so ganz an erster Stelle, wie gerne mal schnell in die Kamera gesagt (und im nächsten Satz dann beiläufig noch auf die unsolidarischen Ungeimpften verwiesen, deretwegen die armen Pflegerinnen ja derzeit so sehr am Limit arbeiten müssen). Solidarität, so so.


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