Thema:
Re:Studie scheint nicht so toll zu sein flat
Autor: Faerun
Datum:23.12.21 00:31
Antwort auf:Studie scheint nicht so toll zu sein von Matze

>[https://twitter.com/jutta_ditfurth/status/1473768469799780359]
>
>Und nein, Jutta Ditfurth ist auch keine Virologin. Will nur sagen, dass bei solchen Aussagen nach wie vor Vorsicht geboten ist.


Ja, die Studie ist aber auch schon vorsichtig formuliert und addressiert das. In der Studie selber steht, dass schätzungsweise 70% der Bevölkerung immunisiert sind auf Basis dieses Papers: [https://www.nicd.ac.za/wp-content/uploads/2021/11/SACMC-Fourth-wave-report-17112021-final.pdf]. Die Studie kontrolliert auf eine Vorinfektion. Die Frage ist natürlich, wie verlässlich diese Zahl ist, da viele junge Leute möglicherweise COVID hatten ohne es zu merken. Und die Fallzahl von 11.500 ist nicht notwendigerweise klein, außer du möchtest Ereignisse beobachten, die in einer sehr kleinen Zahl von Menschen vorkommen (wie z.B. Herzprobleme nach mRNA-Impfungen). Wir wollen ja nur schwere Verläufe messen. Die Ergebnisse sind statistisch höchst signifikant und die Signifikanz berücksichtigt die Fallzahl bereits. Dass wir bei COVID üblicherweise mit Datensätzen in Millionenhöhe zu tun haben ist für medizinische Forschung ungewöhnlich. Google mal die Fallzahlen der klinischen Studien von zugelassenen Medikamenten, die seit Jahrzehnten etabliert sind.

Das hier ist die entscheidende Tabelle, soweit ich das sehen kann:

[https://i.imgur.com/kCoUmdr.png]

In der Tat ist die Zahl der >60 jährigen schon gering (800 von knapp 11.500), und nur 68 haben einen schweren Verlauf. Dies wirkt sich so aus, dass das Konfidenzintervall relativ groß ist (1.9 bis 5x höhere Chance als 19-24-jährige schwer zu erkranken). Mit einer größeren Fallzahl würde man ein geringeres Intervall bekommen. Es könnte sein, dass der "wahre Wert" bei über 60-jährigen sehr viel näher an der 5 als and der 1.9 ist, das wissen wir nicht. Die geringe Fallzahl sorgt für Unsicherheit in den Daten. Wenn dem so wäre, dann könnte es sein, dass die Verlaufsschwere im hohen Alter den Gesamtwahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs verschlechtert (bzw. erhöht).

Unten sieht man, dass auf eine Vorinfektion kontrolliert wurde. Knapp 1.100 Menschen waren offiziell vorinfiziert, wovon 3 Prozent im Krankenhaus landeten. Die Studie verzeichnet hier keinen Unterschied zwischen Vorinfizierten und Neuinfizierten. Das könnte vielleicht ein Indiz dafür sein, dass unter den "Neu"infizierten nicht so viele Neuinfizierte sind (was für Juttas Annahme spräche). Ich kenne mich mit Viren nicht genug aus, um beurteilen zu können, ob es plausibel ist, dass eine Vorinfektion keinen Schutz vor schweren Verläufen bei einer Virenmutation liefert. Die Studie scheint mir zumindest beim Überfliegen methodisch sauber. Größere Datensätze liefern natürlich noch genauere Ergebnisse, aber wertlos ist die Studie auf keinen Fall und mir ist unklar, wie Jutta so starke Annahmen ohne Belege macht.

Die Studie besagt, dass wenn du zwei Personen hast, die gleich alt sind, dem gleichen Geschlecht angehören, aus der gleichen Provinz kommen, den gleichen Krankenkassentypen haben und von denen beide den gleichen Vorinfektionsstatus haben, die Persona mit Omicron in nur 10-30% der Fälle einen schweren Verlauf hat im Vergleich zu Delta. Und das Ergebnis ist hochsignifikant. Das sind schon ganz gute, zumindest für unter 60-jährige belastbare Daten, die man auf jeden Fall berücksichtigen sollte. Es ist aber ein Preprint und in die Rohdaten kann eh keiner reinschauen (um auf Codierungsfehler beim Programmieren zu prüfen), also würde ich da jetzt einfach warten, bis das peer reviewed wurde.


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