Thema:
sehr gut! Thx n/t flat
Autor: joelcoen
Datum:22.12.21 14:24
Antwort auf:Re:Ob das stimmt? von _bla_

>>>>Die Situation entwickelt sich echt rasend schnell jetzt. Letzte Woche waren's noch 12,3% - ursprünglich hatte man da nur 2,9% ermittelt und den Wert heute entsprechend aktualisiert.
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>>>>[https://www.reuters.com/world/us/omicron-variant-accounts-73-us-infections-cdc-2021-12-20/]
>>>
>>>Ich muss sagen, dass ich das sehr seltsam finde. Ich vermute das es eher 73% der Infektionen, die sequenziert wurden sind und eben kein zufällige Probe sequenziert wurde, sondern bewusst primär Fälle mit Omikronverdacht. Denn wenn Omikron von 12,3% auf 73% hoch ist, die Inzidenz ist aber nur von 250 auf 310 hochgegangen. Vorher waren die Fälle relativ stabil, eine Abschwächung der Delta-Welle war eigentlich nicht zu beobachten. Damit Omikron also plötzlich auf 73% hochgehen kann, würde man also eigentlich einen enormen Anstieg der Fälle erwarten. Wenn die 73% wirklich stimmen, dann müssten die Delta-Fälle extrem zurückgegangen sein, was nicht wirklich plausibel ist.
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>>Doch, klar. Omicron verdrängt die anderen Varianten, weil es einen evolutionären Vorteil hat (es ist einfach schneller).
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>Dafür hat Omicron aber noch nicht genügend Menschen angesteckt. Derzeit hatten ja selbst, wenn wir es ganz hochschätzen, maximal 1% der Bevölkerung der USA Kontakt mit Omicron.
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>Überleg mal was der Mechanimus für diese Verdrängung ist:
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>Stell dir vor du hast 1000 Menschen, davon haben gerade 2 Menschen Delta und einer hat Omikron. Jetzt treffen sich diese 3 Infizierten mit jeweils 5 anderen Menschen. Weil viele geimpft oder genesen sind, stecken die 2 Menschen mit Delta jeweils nur einen Menschen an. Der Mensch mit Omikron trifft sich auch mit 5 Menschen und steckt davon, wegen stärkerer Übertragbarkeit und weniger Schutz durch vorherige Impfungen und Infektionen, 4 Menschen an. Es gibt insgesamt 15 Kontakte aus einer Gruppe von 1000 Menschen. Die Wahrscheinlichkeit ist nahe Null, das jemand sowohl Kontaktperson eines Delta-Infizierten als auch des Omikron-Infizierten ist.
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>Omikron hat hier gar keinen Einfluss auf die Ausbreitung von Delta, weil die Kontaktpersonen, die direkt infiziert werden könnten, andere sind als die Kontaktpersonen der Delta-Infizierten. Eine direkte Verdrängung erfolgt erst, wenn Omikron nach einigen Generationen ein Großteil der 1000 Menschen infiziert hat und Delta diese nicht mehr infizieren kann, weil sie durch die Infektion mit Omikron auch gegen Delta Immun geworden sind.
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>Allerdings ist sogar dieser Effekt bei Omikron fraglich, denn der Immunescape wirkt vermutlich auch anders herum: Wer mit Omikron infiziert war, kann vermutlich sich trotzdem noch mit Delta anstecken, weil die Omikron Antikörper gegen Delta auch wesentlich schwächer wirksam sein dürften.
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>Bei Menschen gibt es natürlich noch einen anderen, indirekten Verdrängungseffekt: Die Leute erfahren, dass es jetzt Omikron gibt, haben davor Angst und reduzieren Kontakte, lassen sich boostern etc. Also Maßnahmen, die sowohl gegen Delta als auch gegen Omikron wirken. Damit kann eine indirekte Verdrängung auch ohne Überlappung der Kontakte erfolgen. Teilweise ist das sicher auch der Fall, ich kann mir aber eigentlich nicht vorstellen, das sich die Leute in den USA jetzt plötzlich soo vorsichtig verhalten, das die Delta-Infektionszahlen so extrem schnell fallen.
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>Am 20.12 hatten wir eine 315 Inzidenz. Bei 73% Omikron wäre das eine 230 Omikron-Inzidenz und eine 85 Delta-Inzidenz. Eine Woche früher, lag die gesamte Inzidenz bei 255 und 12% Omikron. Das wären dann also 31 Omikron-Inzidenz und 224 Delta-Inzidenz. Das die Delta-Inzidenz innerhalb von lediglich einer Woche um mehr als 60% fallen soll, finde ich wenig plausibel. Eine so starke Reduktion der Fallzahlen gab es nicht mal im strengen Lockdown an Anfang des Jahres in Portugal.


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