Thema:
Re:LOL. Politik: "3G überall. Besser 2G!". Aber... flat
Autor: token
Datum:31.08.21 23:01
Antwort auf:Re:LOL. Politik: "3G überall. Besser 2G!". Aber... von thestraightedge

>Ich nehme c) auch Grundbedürfnisse sollten wo möglich und einfach umsetzbar auf Augenhöhe vergleichbarer Aktivitäten geregelt werden.
>
>Das G = Geimpft sehe ich hier noch am wenigsten präsent - eine Testpflicht vor dem Gottesdienst sollte so selbstverständlich sein wie vorm Restaurantbesuch.
>

Das was selbstverständlich sein sollte ist sich impfen zu lassen wenn dem keine gesundheitlichen Gründe entgegen stehen.
Ansonsten geht es mir um nur folgendes, du sagst doch, blöder Staat, Sonderregelung für Kirchen, was soll das?

So hab ich das verstanden. Hoffentlich richtig.
Und da kann ich nur sagen, dadurch dass es keine Impfpflicht gibt ist die Sonderregelung für Kirchen folgerichtig und angemessen, da die Rolle von Religion im Leben vieler vieler Menschen eben nichts mit einem Freizeitausritt wie einem Restaurantbesuch zu tun hat. Deswegen finde ich es auch gut dass man in solchen verzichtbaren Luxusaspekten Druck auf die Impfverweigerer aufbaut.

Aber wenn man sagt, diese Freiheit solch einer Verweigerung gönnen wir uns, dann hat das eben auch einen Preis. Wenn man sich das gönnt, dann muss man diesen Menschen die solch eine Freiheit für sich in Anspruch nehmen überhaupt ermöglichen dass sie diese für sich in Anspruch nehmen können.
Weil wenn man ein Rahmenwerk erfindet das dazu führt dass Menschen zwar auf dem Papier diese Freiheit haben, einige dieser Menschen ihre theoretische Freiheit aber aufgrund von finanziellen Aspekten bei einem "Grundbedürfnis" nicht wahrnehmen können, dann kann man sich so eine Heuchlerei für verstrahlte Besserverdiener auch gleich ganz schenken.
Meine Meinung.

Wenn, dann bitte auch ethisch korrekt und gesetzeskonform im Hinblick auf Grundrechte, ansonsten können wir uns auch gleich ein Putinderivat installieren der einfach macht was er will und auf alles scheißt was die Grundpfeiler eines demokratischen Systems ausmacht. Entsprechend sehe ich so eine Regierungsentscheidung unkritisch. Denn auch wenn ich selbst mit Religion nichts anfangen kann, fände ich es einfach selbstgerecht daraus eine Art sinnhafte Allgemeinhaltung abzuleiten, speziell wenn ich sehe, dass ich mit meiner Haltung bzgl. Religion ironischerweise selbst zur Minderheit gehöre. Und um das ganze abzurunden Loblieder auf die Demokratie singe.

Davon ab empfinde ich so ein Fingergezeige Richtung Religion obwohl diese im hiesigen Infektionsgeschehen keine exponierte Rolle bekleidet auch nicht ausreichend motiviert im Hinblick auf die Probleme und Treiber dieser Pandemie um aus diesem Entscheid eine irgendwie wirklich bemerkenswerte Nummer zu stricken.

>Warum sollte das kritischer sein? Ein Raum voller Menschen, die viel Zeit miteinander verbringen, ggf. singen, beten usw ist sicher kritischer als die flüchtigen Begegnungen im Supermarkt.
>

Weil es auch da keine Belüftungskonzepte gibt und die Masse des Durchgangsverkehrs die Statistik für ein gesellschaftliches Infektionsrisiko bei deutlich niedrigeren Ansteckungswahrscheinlichkeiten für den Einzelbesuch durch schiere Masse und Frequenz überkompensiert. Das ist Einkaufen. Beim Grundbedürfnis Mobilität ist dann auch die Flüchtigkeit nicht mehr gegeben, aber auch diese genießt aufgrund der gleichen Hintergründe ein analoges Privileg.

Und entsprechend braucht man sich nur eine Frage zu stellen.
Steht man Religion den Sonderstatus "Grundbedürfnis" zu? Ist ein solcher gut begründet und angemessen?

Wenn ja, dann ist das die Kirchenregelung nur folgerichtig. Wenn man meint das wäre sie nicht, dann bekäme man imo tierische Probleme das in einem demokratischen System schlüssig zu begründen ohne selbiges in seinen Grundpfeilern nicht zu untergraben.

>Die Debatte, was Grundbedürfnis ist, kann man ja leider nur abstrakt führen. Die Antworten wären mannigfaltig, siehe "Fitnessclubs als Relgionsgemeinschaft".
>

Nope, im Grunde würde man bei einer Gruppe von Menschen die akribisch ihren Body definiert von einem Kult sprechen. Und die Anmeldung von Quatschreligionen ist halt Satire.
Für die Fragestellung ob Religion ein Grundbedürfnis sei, leisten diese Flanken in meinen Augen keinen nennenswerten Beitrag.

>Ich sehe und fordere keine Impfpflicht, weil ich die Gräben in der Bevölkerung bereits jetzt für unüberwindbar halte, und eine Impfpflicht noch mehr Schäden anrichten würde, die nicht mehr kitbar sind. Wir müssen uns leider mit 20% dummer Menschen arrangieren, auch dauerhaft. Ansonsten unterschreibe ich Deine Forderung eigentlich.
>

Das sehe ich ähnlich, mich regt das zwar auf, aber irgendwo denke ich, wenn man es anders macht und verpflichtet eskalieren die Ottos endgültig. Also gilt halt das Prinzip aushalten.

Und dann schaue ich auf sowas wie mit den Kirchen und sehe die Regulierung für sich betrachtet im Kontext einer Gruppenveranstaltung natürlich auch als rational unsinnig an. Aber wenn ich den Tunnelblick löse und das Zusammenspiel von Grundgesetz, demokratischen Prinzipien und weiteren Hintergründen betrachte komm ich halt zum Schluss, dass die Regulierung logisch schlüssige und auch angemessene Konsequenz ist.
Das muss man imo so entscheiden wenn man unseren staatlichen Werten treu bleiben möchte.

Aber auch wenn ich die Perspektive annehme, das alles interessiert mich einen Scheiß, Hallo, Alarm, Pandemie, wir leben in besonderen Zeiten und diese erfordern besondere Regeln, selbst dann muss ich die Nase rümpfen welche exponierte Sonderrolle Kirche in Deutschland in dieser Pandemie bekleidet haben soll? In den Clustern mit denen wir die meisten Probleme hatten wurden jedenfalls keine Messen gehalten.
Auch hab ich nicht vernommen dass Kirchenvertreter diesen Status verlangt haben, sondern dass das so von der Regierung kommt, und erneut, auch da, wie soll Regierung das anders entscheiden ohne dabei inkonsistenten Unfug zu konstruieren. Schaut man auf bestehende Grundbedürfnisregulierungen entstünde einfach nur ein Strauß von Widersprüchen und unverargumentierter Uneinheitlichkeiten wenn man anders entscheiden würde.

>Formaljuristisch ja, inhaltlich bleibts ein absurder Schuss ins Knie.

Wenn man das Grundbedürfnis anerkennt geht es imo über reinen Formaljurismus hinaus.


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