Thema:
Re:puh flat
Autor: Faerun
Datum:28.08.21 02:02
Antwort auf:puh von Joschi

>Was kann man noch bewirken gegen einen Impfgegner, dessen einziges Argument gegen Impfung ist, dass es die persönliche Freiheit ist, sich dagegen zu entscheiden? Und das es nicht ok ist ausgegrenzt zu werden weil man sich dagegen entscheidet. Der Mensch ist mir sehr wichtig und ich hab schon lange diskutiert. So traurig. Hat sowas schon einer von Euch geschafft?

Das schwierig. Ich würde erstmal versuchen herauszufinden, was sich genau hinter "persönlicher Freiheit" in diesem Fall verbirgt. Die Person hat die Wahl, sich impfen zu lassen oder auch nicht (wobei letzteres perspektivisch wohl mit Einschränkungen einhergehen wird, als semi-freiwillig ist). Warum nutzt sie ihre freie oder semi-freie Wahl, um sich nicht impfen zu lassen? Diese Argumente würde ich am ehesten angreifen, denn diese kann man faktenbasiert angehen.

Die philosophische Diskussion ist nicht so einfach. Du musst ein paar Dinge etablieren:

1. Persönliche Freiheit ist nicht inhärent ethisch. Frag die Person, ob man die Freiheit haben sollte, betrunken Autofahren zu können (falls die Person hier auf die Legalität der einen Sache und die Illegalität der anderen hinweist, weise sie darauf hin, dass du eine ethische und keine rechtliche Frage stellst). Die Antwort sollte 'nein' sein, weil der Nutzen des drunk drivings in keinem Verhältnis zu dem potenziellen Schaden steht, den man anrichten kann. Deine persönliche Freiheit würde hier die Freiheit und Unversehrtheit anderer Personen gefährden.

2. Die drunk driving-Analogie ist nicht 100% perfekt, aber sie ist nicht schlecht, um zu demonstrieren, dass persönliche Freiheit nicht notwendigerweise wünschenswert ist. Im Falle der Nicht-Impfung drohst du deinem Umfeld (und dir) zu schaden, im Falle des Drunk Drivings ebenfalls. Der Unterschied wird sein, dass betrunken nach Hause laufe keine großen Nebenwirkungen haben wird gegenüber einer Impfung, die dich evtl. 1-2 Tage krank macht. Meine Vermutung ist, dass diese Person eher Probleme in diese Richtung hat, sie aber diese mit einer etwas schwierigeren philosophischen Position kaschiert. Wenn du sie dazu überzeugt bekommst, mit ihren tatsächlichen Ängsten (Nebenwirkungen, Herzmuskelentzündungen, Blutgerinnsel, unbekannte Langzeitwirkungen) herauszurücken, wird das Gespräch wahrscheinlich leichter. Du solltest bei den bekannten Nebenwirkungen nicht flunkern, sondern die Wahrheit sagen und du kannst sogar eingestehen, dass Langzeitwirkungen unklar (aber unwahrscheinlich) sind. Denn eine Impfung muss nicht perfekt sein, sie muss nur besser als die Alternative sein. Mach der Person klar, dass sie wahrscheinlich Immunität entweder durch eine Impfung oder durch eine Infektion erhalten wird - und vergleich die Risiken dieser beiden Szenarien. Langzeitwirkungen von Impfungen sind bisher nicht bekannt, Langzeitwirkungen von Viren ja; Herzmuskelentzündungen sind bei COVID-Infektionen wahrscheinlicher als bei einer Impfung, etc.


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