Thema:
Re:Wien: Strengere Maßnahmen wegen drohender 4. Welle flat
Autor: Pezking
Datum:21.07.21 16:32
Antwort auf:Re:Wien: Strengere Maßnahmen wegen drohender 4. Welle von Atlan

>Passend dazu:
>
>Je länger die Coronapandemie währt, desto mehr zeigt sich, wie viel Spekulation auch hinter manchem Urteil der Fachleute steckte. Besonders jene Experten, die vor allem schlechte Nachrichten und Untergangsstimmung verbreiteten, haben offenbar alte Epidemiologenfehler wiederholt. (...) Die Irrtümer liegen praktisch immer aufseiten der (zu) hohen Zahlen, die Epidemiologen gehen offenbar bevorzugt Szenarien in die Falle, die sich an doomsday-Visionen orientieren. (...)
>
>Was dabei prägnant zutage tritt, ist die Aufmerksamkeit, die Epidemiologen mit Projektionen hoher Infizierten- und Todeszahlen bei den Medien generieren: Interview bei CNN hier, Artikel in der New York Times dort. Ein Wiedererkennen deutscher Verhältnisse vor dem Hintergrund düsterer Prognosen fällt nicht schwer.
>
>Fehler in der epidemiologischen Vorhersage sind indes altbekannt. Modelle zur Schweinegrippe sagten zwischen 3 100 und 65 000 Todesfälle im UK voraus, es blieb aber bei 457. Prognosen für die bovine spongiforme Enzephalopathie BSE erwarteten bis zu 150 000 Tote im Vereinigten Königreich. Die tatsächliche Zahl lag um Größenordnungen darunter.
>
>Schwer tut man sich jedoch nicht nur im Berechnen von Prognosen, sondern auch in der Antizipation der Folgen von epidemiologischen Prognosen. Fehleinschätzungen nützen, wenn eine Weltuntergangsvorhersage Menschen dazu bringt, ihre persönliche Hygiene zu verbessern – auch wenn sie übertrieben ist. Aber bei einer Pandemie kann die globale Unterstützung falscher Vorhersagen das Leben von Milliarden Menschen auch dramatisch negativ beeinflussen.

>
>[https://www.aerzteblatt.de/archiv/220042/Epidemiologie-im-Fokus-Expertenkrise-in-der-Pandemie]


Ist hier wirklich von Prognosen oder eher von Modellen die Rede? Das wird aus meiner Sicht nämlich oft munter in einen Topf geworfen.

Bei Modellrechnungen ist klar, dass diese u.a. als Anhaltspunkte für politische Maßnahmen dienen sollen, die diese dann bestmöglich eindämmen oder verhindern. Die sind immer an hypothetische Bedingungen geknüpft, die im Normalfall so nicht eintreten werden - das aber halt eben auch dank dieser Modelle.

Das Hauptproblem liegt hier IMO beim medialen Fokus auch auf diese hypothetischen Zwischenschritte. Es ist für die Gesamtbevölkerung unsinnig, die Entwicklung von Modellrechnungen vor dem Hintergrund rein theoretischer Annahmen quasi via Live-Ticker zu verfolgen. Natürlich macht das einen potenziell verrückt und nährt eine gewisse Wut auf diese Forscher, "wenn es dann doch gar nicht so schlimm kommt" - aber genau deshalb machen die ja ihre Arbeit, und genau das ist eigentlich die Bestätigung für deren Wichtigkeit!


< antworten >