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Re:Wien: Strengere Maßnahmen wegen drohender 4. Welle flat
Autor: Atlan
Datum:21.07.21 15:49
Antwort auf:Wien: Strengere Maßnahmen wegen drohender 4. Welle von hellbringer

Passend dazu:

Je länger die Coronapandemie währt, desto mehr zeigt sich, wie viel Spekulation auch hinter manchem Urteil der Fachleute steckte. Besonders jene Experten, die vor allem schlechte Nachrichten und Untergangsstimmung verbreiteten, haben offenbar alte Epidemiologenfehler wiederholt. (...) Die Irrtümer liegen praktisch immer aufseiten der (zu) hohen Zahlen, die Epidemiologen gehen offenbar bevorzugt Szenarien in die Falle, die sich an doomsday-Visionen orientieren. (...)

Was dabei prägnant zutage tritt, ist die Aufmerksamkeit, die Epidemiologen mit Projektionen hoher Infizierten- und Todeszahlen bei den Medien generieren: Interview bei CNN hier, Artikel in der New York Times dort. Ein Wiedererkennen deutscher Verhältnisse vor dem Hintergrund düsterer Prognosen fällt nicht schwer.

Fehler in der epidemiologischen Vorhersage sind indes altbekannt. Modelle zur Schweinegrippe sagten zwischen 3 100 und 65 000 Todesfälle im UK voraus, es blieb aber bei 457. Prognosen für die bovine spongiforme Enzephalopathie BSE erwarteten bis zu 150 000 Tote im Vereinigten Königreich. Die tatsächliche Zahl lag um Größenordnungen darunter.

Schwer tut man sich jedoch nicht nur im Berechnen von Prognosen, sondern auch in der Antizipation der Folgen von epidemiologischen Prognosen. Fehleinschätzungen nützen, wenn eine Weltuntergangsvorhersage Menschen dazu bringt, ihre persönliche Hygiene zu verbessern – auch wenn sie übertrieben ist. Aber bei einer Pandemie kann die globale Unterstützung falscher Vorhersagen das Leben von Milliarden Menschen auch dramatisch negativ beeinflussen.


[https://www.aerzteblatt.de/archiv/220042/Epidemiologie-im-Fokus-Expertenkrise-in-der-Pandemie]


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