Thema:
Re:Werden wir im Herbst eine Zweiklassen Gesellschaft haben flat
Autor: token
Datum:21.06.21 17:08
Antwort auf:Re:Werden wir im Herbst eine Zweiklassen Gesellschaft haben von Phil Gates

>Ich hatte kürzlich mal gepostet, dass die U30 Fraktion bei den Infektionen eigentlich permanent überrepräsentiert ist und dennoch bei den ITS-Fällen absolut unterrepräsentiert. Natürlich kann man der eine von 500 sein, der mit 18 Jahren wegen Corona auf die ITS muss, aber da droht keine Überlastung. Die werden ja nicht alle gleichzeitig krank, das Risiko eines schweren Verlaufs ist gering, und wir haben Tests und sicherlich noch eine Zeit lang Maskenpflicht.

Wir reden aber schon noch über den Herbst diesen Jahres?
Ich bin 42, konnte bei meinen Haus- und Hofärzten keinen Impftermin erlangen da diese weiter Prio abarbeiten und die Schotten dicht gemacht haben.
Hab zwar durch eine Betriebsarztimpfung dennoch was kriegen können. Aber auch ich werde trotz dieser relativ frühen Impfung erst in zwei Monaten immunisiert sein.

On top kommt, in Deutschland bin ich mit 42 Jahren offiziell "jung".

Ich sehe also nicht dass wir hier um 18jährige reden, sondern um einen auch im Herbst noch in Absolut-Zahlen ausreichend hohen Gesamtbevölkerungsanteil, und gerade wenn da eine Variante mit hohen Ansteckungsraten tobt, und auf der anderen Seite auch auf fruchtbaren Boden fällt da die Gesellschaft schon wieder den Motor angeschmissen hat, dann sehe ich auch weiterhin dass genau das passieren kann.

Ausreichend viele Menschen werden in so kurzer Zeit krank, als dass die Zahl der Intensivbetten knapp werden kann.

Ich hoffe sehr dass es nicht so kommt, ich hab auch selbst sowas von den Kanal offen und möchte gerne wieder ein normales Leben ohne solche Einschränkungen führen. Aber für diese kurzfristige Zuversicht sehe ich (noch) keinen Anlass beim Blick auf die nackten Zahlen. Angenommen es zöge mit Ansteckungen saisonal wieder an, ist da halt echt noch sehr viel Futter für Corona in der Bevölkerung. Und wenn man da schon das Konzept "we are open" leben sollte, und darauf läuft es aktuell zu, dann kann man auch nicht die Zahlen aus der Vergangenheit bemühen um den Impact zu extrapolieren, weil zu viele Parameter anders wären. Die Annahme dass die reine Impfabdeckung ein exponentielles Wachstum kompensiert ist nicht zulässig, exponentielles Wachstum ist eine bitch und wurde nur durch Lockdowns effizient eingebremst, alles andere ist gescheitert wenn es hart auf hart kam. Man könnte das was der Lockdown geleistet hat, durch gezielte Regularien abbilden, wenn das klappt, superduper.
Nur bin ich da sehr skeptisch dass das logistisch machbar ist.
Zudem bestand diese theoretische Option durch gezielte Regularien ausreichend zu dämpfen ja auch in der Vergangenheit. Und da fand ich die Logistik weit weniger kompliziert als bei einem halben Land das andere Regeln hat als die andere Hälfte.

Was allein daraus schon für unpraktikable Inselkonstellationen entstehen.
Nehmen wir mal Öffis. Öffis in der Rush-Hour wären wieder so voll dass Abstandsregeln nicht mehr einzuhalten sind. Schon meine Pendelfahrt zum AG aufgrund der Betriebsrat-Impfung war so dass ich da dachte, nee, so geht das jetzt aber nicht. Und wenn voll, was tun? Sollen Geimpfte grüne Hüte tragen und ungeimpfte rote Hüte, und dann sollen die eine alternierende Wabenstruktur in der Sardinenbüchse formen, um Ansteckungsklumpen Ungeimpfter zu kompensieren?

Ich persönlich denke dass alles noch etwas Zeit benötigen wird, und erwarte für Herbst/Winter einen Dämpfer in der Aufbruchsstimmung.


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