Thema:
Re:Argh - Bonn schließt proaktiv Schulen+Kitas flat
Autor: Eidolon
Datum:21.04.21 23:11
Antwort auf:Re:Argh - Bonn schließt proaktiv Schulen+Kitas von Spyro2000

>Nur mal so aus Neugier: Dein Kind, bei solchen Zahlen, Tendenz steigend, jeden Tag, in eine Gruppe mit anderen Kindern zu schicken, geht dir (und dem Kind) offenbar viel weniger nahe..?

Korrekt. Die soziale Interaktion ist uns wichtiger - gerade für ein Einzelkind - "it takes a village to raise a kid". Wir schätzen das Infektionsrisiko, noch viel mehr das Risiko eines schweren Verlaufs, als niedriger ein, als das Risiko des "Sozialentzugs".

>Warum regst du dich weniger über die Ursache als über die Konsequenzen auf? Ist kein Angriff, aber es fällt mir wirklich schwer, die Prioritäten nachzuvollziehen.

Weil ich die Maßnahmen insgesamt nicht mehr als ausgewogen empfinde.

Politik zwischen Lockdown 1 und jetzt: "Kitakinder und deren Eltern sollen nicht mehr das durchmachen müssen, was sie im ersten Lockdown durchmachen mussten. Frühkindliche Bildung ist das wichtigste, Kinder sind die Zukunft, keine Zweiklassengesellschaft zwischen 'systemrelevanten' und 'nichtsystemrelevanten' Eltern, blablabla."

Politik jetzt: "Friseure auf, Kitas zu".

Es ist aber klar, dass wir zu einer Minderheit zählen, die einfach durchs Raster fällt (=keine Lobby hat): Eltern beide (fast) Vollzeit berufstätig. In traditionellen Familienmodellen (eine/r Vollzeit, eine/r Teilzeit) lässt sich eine Kitaschließung viel besser abfedern, aber für unser Familienmodell gibt es NULL Unterstützung. Aufstockung der Kinderkrankentage ist für uns Pustekuchen, weil Kind privatversichert.

>Übrigens, was den - an sich schon krassen 179er Wert betrifft - bei Kindern ist er wohl eher noch höher: [https://www.google.com/amp/s/amp.zdf.de/nachrichten/digitales/corona-inzidenz-altersgruppen-juengere-daten-100.html]

Die Inzidenz bei den 0-4jährigen ist deutlich geringer als bei den 5-14jährigen.
Sicherlich auch, weil noch viel mehr Infektionen symptomfrei verlaufen.
Aber teilweise auch, weil Kita-Erzieherinnen mittlerweile geimpft sind, und - zumindest in NRW - nun endlich auch ein Selbsttestkonzept etabliert wurde (2 Tests pro Woche vom Land NRW bereitgestellt). Wir testen unseren Kleinen schon seit Anfang März sogar freiwillig dreimal pro Woche. Land NRW hat es erst jetzt (21.4.) geschafft, die Tests tatsächlich bereitzustellen, nachdem sie bereits für den 12.4. versprochen waren.

Bei Verfügbarkeit der Selbsttests für die Kitas Anfang März - Inzidenz Bonn da noch: Um die 50 - und nicht jetzt erst fast Ende April hätten sicherlich auch hier mehr Fälle und Eintragen in Familien verhindert werden können.

Ich weiß, hätte hätte Fahrradkette, aber: Ich glaube wir säßen jetzt nicht auf dem Inzidenzniveau, wenn die Verwaltung bei der Umsetzung der politischen Teststrategie nicht so grandios versagt hätte. Und wer muss nun für dieses Versagen zahlen? Die, die die am geringsten durchschlagkräftige Lobby haben. Kennt jemand den Bundesverband der Kita-Eltern? Genau.


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