Thema:
Re:Es ist inzwischen einfach eine Unverschämtheit flat
Autor: Wurzelgnom
Datum:19.04.21 12:48
Antwort auf:Es ist inzwischen einfach eine Unverschämtheit von thestraightedge

>70% der mir bekannten Eltern sind inzwischen am Limit. Es ist kein Verständnis mehr vorhanden. Nicht für unbewegliche Schulen, für lahme Ämter, für kaputte Ministerien, für immer noch fehlende Bestrebungen in der Digitalisierung, für fehlende Lösungen, obwohl das Geld da ist. Und auch für unbewegliche Lehrer. Es reicht.
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>Bei meiner Tochter läufts - es geht also wenn man will, und Stilblüten wie Sportunterreicht ignoriert.
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>Bei meinem Sohn, 2. Klasse, renommierte Grundschule im Ort? Wir sind nun wieder in der 3. Wochen 100% Homeschooling ohne Wechselunterricht. Videounterricht oder IRGENDEINE ART BETREUUNG findet nicht mehr statt. Es gibt via Schoolfox am Wochenende ca. 20 Seiten zum Ausdrucken, die dann zu fester Uhrzeit Dienstags abgegeben werden müssen. Bitte durch die Eltern, weil man hat ja sonst nichts mehr zu tun und ganz im Wehrersatzdienst für die Lehrer steht.
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>Andere Lehrer der Schule nutzen nicht einmal Schoolfox, sondern lassen die Zettelwirtschaft Montags von den Eltern abholen. Da steht man dann 40 Minuten in einer Schlange, zu Corona-Zeiten und während der Arbeitszeit. Ohne rot zu werden sagen die Lehrer, sie würden das halt so machen, und warum? Weils ihnen egal sein kann, es gibt keine Konsequenzen, keine offenen Ohren für Beschwerden. Das Kollegium deckt sich, die Leitung will nicht durchgreifen, eine Art Unantastbarkeit wabert um Lehrer, niemand fällt einem Kollegen in den Rücken oder äussert Kritik.
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>Meinem Sohn tat der Videounterricht so gut, aber es sei nunmal kapazitätsmäßig nicht mehr zu machen, und ich sage: fuck you. Mein Verständnis ist beendet. Ein paar Zettel kleines Einmaleins und "male einen Hühnerstall" zu korrigieren braucht pro Schüler vielleicht 20-30 Min pro Woche (wohlwollend), inklusive Kommentierung. Die Vorbereitung wird mit der Parallelklasse im Wechsel gemacht, und besteht aus gescannten Seiten aus Arbeitsbüchern nach Lehrplan. Das sind beim besten Willen keine 2 Arbeitstage pro Woche, und ICH SCHLAGE MICH DAFÜR 4 Stunden jeden Tag mit Homeschooling rum, drucke aus, korrigiere vor, motiviere, latsche zur Schule und fucking Zettel abzugeben und mir dumme Quängelei anzuhören wie stressig das doch alles ist. Und man kann nicht einmal sagen "mit Verlaub, sie spinnen einfach nur noch und sind dem Arbeitsleben offenbar inzwischen komplett entkoppelt worden", weil der Sohnemann dann auf den Kieker geraten könnte. Was eine Kacke.
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>Und das berichtet inzwischen der größere Teil der mir bekannten Eltern. Vielleicht ists ein regionales Sauerland-Problem, aber ich glaube nicht dran. Immerhin hat sich nach einem kleinen Skandal das größte Gymnasium der Kreishauptstadt nun doch entschieden, mal nach Videolösung zu schauen. WTF, 14 Monate nach Pandemie-Beginn!?
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>Wenn Schulen und Lehrer nicht langsam mitziehen und erkennen, wie brisant die Situation ist, wird hier nachhaltiger Schaden entstehen. Mir reichts mit diesem verschissenen Apparat aus Unbeweglichkeit, Lethargie und Faulenzerei.
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>Und mir tuts leid für alle die, die sich den Hintern aufreissen. Ein guter Freund macht jeden Tag Videounterricht, stellt täglich (!) Videos online, und er leidet selbst unter der Lethargie vieler Kollegen, die sich die Ferien verlängern, aber auch er hat nicht den Mumm, da mal ne Ansage zu machen. Korpsgeist hat ER erwähnt, nicht ich. Mein subjektiver (!!!) Eindruck aktuell? Das sind leider knapp mehr als die, die erkennen dass sie Gas geben müssen, kreativ sein müssen, umdenken müssen.
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>Jaja, alles viel zu allgemein gehalten, jetzt wird wieder gesagt ich würde hier Sippenhaft machen und Lehrer doof finden, aber nee, es reicht mir einfach. Ich habe genug gesehen und gelitten um mir aktuell ein Urteil erlaube zu dürfen. Ich sehe wie schwierig es für meinen Sohn wird, auch den Draht zu Schule und Mitschülern zu halten, und die Lehrer nutzen nicht mal 10% der Möglichkeiten, um das zu ändern. Es ist einfach nur noch zum kotzen.


kann dir nachfühlen.
Bei uns aber fast umgekehrt. Unser Sohn hat schön strukturierte Pläne/Aufgaben. Auch Sport kommt nicht zu kurz da wir ein Laufband und Ringfit haben, so macht er täglich zumindest das Nötigste.
Selbst eine wöchentliche Videokonferenz gab es damit sich die Kinder ab und zu mal sehen.
Aktuell ist wöchentlicher Wechsel in der Schule, inkl. selber testen usw. da die Lehrer das nicht dürfen.
Vorteil in der miesen Zeit: er ist noch selbstständiger geworden, geht hin und wieder Mittags raus sich was zu essen holen wenn wir nicht da sind, kommt mit Mikrowelle und Heißluftfriteuse klar :)

Bei unserer Großen genau andersrum. Tageswechsel beim Unterricht, bei den Home Tagen kommt so gut wie nichts an Aufgaben, wenn dann dürfen die nicht für nächsten Tag sein, sondern frühestens für 48std ausgelegt, was für ein Blödsinn.
Die Hälfte der Schulaufgaben bekommt sie von uns. Wir hangeln uns an dem entlang was sie im Unterricht hat, sind meistens auch Wiederholungen. Oder geschriebene Klausuren die wir umformulieren und ihr als Aufgaben auch mal geben.
Lehrern müssen wir alles aus der Nase ziehen was man geben kann usw.
Finde ich grausam an der Schule.
Wir versuchen halt die Schulatmosphäre aufrechtzuhalten, sind ja keine Ferien.
Leider sind wir nicht die Masse, Viele in ihrer Klasse schlafen bis 12 aus weil sie am Vortag erst um 0 Uhr ins Bett gegangen sind, machen keine Schule wenn keine Aufgaben da sind usw.
Fürchterlich.
Haben als Eltern zumindest geschafft uns mit anderen Eltern kurzzuschliessen damit die Kinder bei Bedarf keine Lerngruppen online machen usw.


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