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Re:Krokant: die Sieben-Tage-Inzidenz muss endlich weg! flat
Autor: adreu
Datum:15.04.21 09:07
Antwort auf:Krokant: die Sieben-Tage-Inzidenz muss endlich weg! von Rocco

Mein Eindruck ist, dass dieser eine ideale Wert, der die Infektionslage beschreibt und aus dem sich entsprechende Maßnahmen ableiten lassen, vermutlich nicht existiert.

Bei der Zahl der Neupatienten auf der Intensivstation scheint mir der zeitliche Versatz doch recht hoch, da Erkrankte meistens erst 2-4 Wochen nach der Infektion dort aufschlagen.

Die Inzidenz hat auch einen zeitlichen Verzug, der aber geringer ist. Ich finde es auch immer noch erstrebenswert, über Tests einen möglichst guten Annäherungswert zu bekommen, wie viele Menschen in den letzten Tagen neu erkrankt sind, wobei die Dunkelziffer natürlich schwer zu ermessen ist. Andere Länder versuchen das Ermitteln des Inzidenzwertes auch mit Kohorten, um die Dunkelziffern zu erfassen, während in Deutschland weiterhin versucht wird, den Inzidenzwert über die Gesamtbevölkerung abzubilden.

Das Problem, wenn man mehrere Werte wie Intensivneupatienten, Inzidenz und R-Wert gegenüber stellt: Es ist für Nicht-Statistiker schwer einzuschätzen und der breiten Öffentlichkeit ebenso schwer zu vermitteln, wie bedrohlich die Lage denn nun ist. Hohe Inzidenz und niedrige Intensivneupatienten an einem Tag - ist das nun gut oder schlecht? Müssen wir etwas unternehmen? Moment, das müssen wir mit historischen Daten abgleichen. Oh, geht gar nicht, weil es Schnelltest an Schulen erst sein paar Wochen gibt und B117 ansteckender ist. Usw, usf....  

Und was das hypothetische Szenario mit den 16.000 Schülern angeht, die jetzt an einem Tag positiv getestet werden und den Inzidenzwert hochtreiben: Hier ist ja die Annahme vorhanden, dass es diese 16.000 infizierten Schüler schon die ganze Pandemie über gegeben hat, und sie eben erst jetzt entdeckt werden. Aber stimmt das denn? Schließlich gilt die Variante B117 auch untern Schülern als deutlich ansteckender, und sie erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass diese Schüler sich untereinander anstecken, sondern auch ihre Familienmitglieder. Daher könnte es aus meiner Sicht gefährlich sein, das als unbedeutende statistische Verzerrung durch zusätzliche Tests abzutun.


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