Thema:
Re:"Falsche Vorstellungen über Ansteckungspotential" flat
Autor: Phil Gates
Datum:12.04.21 15:16
Antwort auf:Re:"Falsche Vorstellungen über Ansteckungspotential" von Atlan

>Eines der größten Probleme hinsichtlich der Compliance sehe ich passend dazu darin, dass auch nach einem Jahr Pandemie 90% der Deutschen einen schweren Verlauf oder gar Todesfall nur aus dem Fernsehen kennen. Nach über einem Jahr ist das einfach "gefühlt" zu wenig, um mehrheitlich weiterhin Maßnahmen zu begrüßen, die sonst dem Kriegsfall vorbehalten sind. Der Durchschnittsdeutsche muss auch heute noch mehr als 1.000 Menschen kennen, um persönlich einen Todesfall zu kennen. Wie groß ist der durschnittliche persönliche Bekanntenkreis eines Menschen? 500? (Und nein, Internetforen zählen nicht! Das verzerrt den Blick.) Menschen sind eigentlich ganz gut darin, reale Gefahren einzuschätzen und sich entsprechend zu verhalten (abgesehen vom Klimaschutz vielleicht). Fallen links und rechts die Leute tot um, bleiben sie von allein zuhause. Passiert das auch nach längerer Zeit noch nicht, entsteht mit der Zeit ein alltagsrealistischeres Bild der individuellen Bedrohung und man fängt als soziales Tier eben an, sich wieder aus dem Bau zu wagen.
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>Gerade deswegen wäre es nach nunmehr einem Jahr Pandemiemaßnahmen heute wichtiger denn je, wenn die Politik sich auf die wenigen Maßnahmen fokussiert, die wirklich was bringen und diese auch mit aller Härte durchsetzt (vor allem die konsequente Maskenpflicht IMMER UND ÜBERALL außerhalb des eigenen Haushalts). Und gleichzeitig massiv personall und finanziell den Gesundheits- und Bildungsbereich aufstockt (nach einem Jahr hätte da inzwischen doch schon was möglich sein sollen, wenn Menschenleben tatsächlich alles Geld der Welt wert sind). Stattdessen wird ein diffuser und kaum zu quantifizierender Nebenkriegsschauplatz nach dem anderen eröffnet, der von den wirklich wichtigten Hauptmaßnahmen und dem Versagen der Entscheidungsträger in diesem Bereich ablenkt und die Verantwortung immer wieder auf den vermeintlich ungezogenen Plebs legt.
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>Und das immer noch gar nicht mal so erfolglos, siehe den plötzlichen Applaus für autoritär-reaktionäre Flachpfeifen wie Söder. Die "autoritäre Reaktion" in Krisenzeiten halt; da kommt sie auf einmal in mehr als nur zehn Prozent der Menschen durch. Wer hätte damit gerechnet...



Hängt halt auch ein bißchen vom Umfeld ab. Und man sollte es nicht auf die Toten beschränken, mehrere Monate im Bett oder, schlimmer noch, im Krankenhaus liegen ist keinesfalls vergnügungssteuerpflichtig. Ich habe eine Cousine (Ärztin) mit schwerem Verlauf und einen Cousin (Arzt) mit symptomlosem Verlauf. Mein Großonkel ist letztes Jahr an oder mit Covid gestorben. Auch kenne ich einige Mandanten und Kollegen mit schwerem Verlauf, die meisten haben es nur milde gehabt, aber die schweren Fälle gibt es eben auch.


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