Thema:
Re:"Long Covid" größtenteils psychosomatisch bedingt? flat
Autor: SidVicious (deaktiviert)
Datum:01.04.21 15:40
Antwort auf:"Long Covid" größtenteils psychosomatisch bedingt? von Matze

Ich finde den Artikel sehr komisch, da der Autor eigentlich methodisch dazu gar nichts macht und seine Hauptkritik an dieser Patientenvereinigung zu sein scheint, dass sie sich als „feministisch/queer“ bezeichnet, sonst würde er das nicht explizit erwähnen. Keine Ahnung, warum sie das weniger glaubwürdig machen sollte, aber es gibt ja hier im Forum genug Deppen, die dazu gerne längere Texte verfassen.

Dass gerade in der ersten Hälfte der Pandemie in den USA bei weitem nicht genug Tests vorhanden waren, um alle Covid-Verdachtsfälle zu testen und diese Tests anfangs auch prohibitiv teuer für weite Teile der Bevölkerung waren lässt er dann genau so unter den Tisch fallen wie die Tatsache, dass es natürlich erst einmal die Betroffenen einer „neuen“ Krankheit sind, die auf sich aufmerksam machen.

Sei‘s drum.

Es gibt aktuell nicht DIE Studie, die sagt, „long covid“ ist dies, das und jenes und so viele Leute haben das. „Long covid“ ist jetzt auch kein Fachbegriff in dem Sinne.

Es gibt aber genug kleinere Studien, die bleibende Schäden bei Covid-Patienten jeden Alters und jeder Konstitution dokumentieren, und es gibt zumindest eine Studie, in der Virusantigen noch vier Monate nach „Gesundung“ und mehrmaliger Negativtestung mehrer Patienten im Darm nachweisbar ist, was nahelegt, dass zumindest bei einer Gruppe von Individuen das Virus nach „Heilung“ weiter aktiv im Körper repliziert.

Was das genau bedeutet und wie viele Prozent der Erkrankten in welchem Umfang und mit welchen Folgen betroffen sind werden wir wahrscheinlich erst in einigen Jahren wissen. Die Krankheit ist zu jung, die notwendigen Studien sind Zeit- und Arbeitsaufwändig, vor allem auch weil niemand weiß, wonach genau denn gesucht und was quantifiziert und qualifiziert werden soll.

Dass „long covid“ nach allem was man bisher zumindest anekdotisch in Kleinststudien dokumentiert hat „nur“ psychosomatisch sein soll halte ich persönlich zumindest für sehr unwahrscheinlich. Andererseits bekommen so viele Menschen Covid, dass sich Korrelationen mit allem möglichen auftun können, und sich am Ende vielleicht doch kein kausaler Zusammenhang zeigt.

Ganz 100% sicher kann ich aber eines sagen: Dieser Psychologe aus dem WSJ weiß es definitiv nicht.


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