Thema:
Re:Ich fühle mich kompetent vertreten. flat
Autor: thestraightedge
Datum:23.03.21 12:46
Antwort auf:Ich fühle mich kompetent vertreten. von Pezking

>Ja, ich. Nicht weniger als vor einem Jahr.

Ich finde Dein Posting wirklich erstaunlich. Nicht böse gemeint, gar nicht - ich beneide Dich richtiggehend um diese Perspektive.

Im Endeffekte klammerst Du an "wir wollten impfen und werden impfen". Dabei lässt Du eigentlich alles andere außen vor, also auch die verpassten Chancen. Weil DU dachtest, es kommt noch schlimmer, siehst Du über Fehler bei der Impfstoffbeschaffung, Organisation, Teststrategie, Unterstützung für die Wirtschaft, Schulsystem usw. komplett hinweg.

Da ist der kleine Superspreader, von denen ich täglich 2 an der Haustür begrüße, eigentlich irrelevant. Denn "Angst" habe ich dadurch nicht, oder nicht mehr. Es ist nur Unverständnis über mangelnde Strategie und Politik, welche die Schule hier begleiten sollte, es aber nicht tut.

>Wir haben eine Strategie gegen die Pandemie: Wir impfen den Scheiß platt. Das wird kommen, das war von Anfang an der Plan, diese Lösung wird bereits umgesetzt und das endgültige Erreichen dieses Ziels ist in Sicht.
>
>Ich hätte vor einem Jahr nicht gedacht, dass das Impfen in Deutschland schon Ende 2020 beginnen wird. Statt dessen hätte ich - naiv wie ich bin - erwartet, dass man die ganze Bevölkerung dann irgendwie zwischen März und Juni geimpft bekommt. Aber es zeichnete sich schon im frühen Herbst ab, dass das ein zeitintensiveres Unterfangen werden wird und man bis Spätherbst 2021 brauchen wird, um dann in eine Adventszeit starten zu können, in der Corona keine bedeutsame Rolle mehr spielt.


Inzwischen zeigt halb Europa, dass es besser und schneller geht. Auch die Konsequenz der Maßnahmen ist dort eine andere, und damit ist man tlw. erfolgreicher. Warum nicht den Blick dorthin wagen und sagen "warum eiern wir so rum?"?

>Deshalb habe ich mich auch schon frühzeitig aus diesem Schlingerkurs verabschiedet. Ich verstehe, warum da viele Entscheidungen auf Sicht getroffen werden und werden müssen. Ich verstehe auch, warum man in dieser höchst außergewöhnlichen Krise nicht nur richtige Entscheidungen trifft und oftmals im Nachhinein klüger ist. Das alles wollte ich mir nicht laufend in Echtzeit antun - da drehste ja durch. Ergo lebe ich seit März 2020 konsequent nach dem Prinzip: "Gehe davon aus, dass Du ansteckend bist und jeder um Dich herum Dich anstecken kann." Dieses Prinzip hat Drosten schon in einer sehr frühen Podcastfolge empfohlen, das erscheint mir total sinnvoll, und das ist seitdem mein maßgeblicher Kompass im Alltag. Keine Lockdownregel ist härter, und von Lockerungen fühle ich mich eh nicht angesprochen.

So leben wir auch seit einem Jahr, mit aller Konsequenz. Aufgrunde des fehlenden Durchsetzungswillen der Politik, strategischer Fehlentscheidungen, Flodder-Föderalismus, Datenschutzdebatten usw. siehts aber so aus, als würde auch der kommende Sommer "ins Wasser" fallen, was vermeidbar gewesen wäre.

>Ein schlimmer Clusterfuck, für den es wiederum auch nur eine wirkliche Lösung gibt: Wir impfen das Virus kurz und klein! Vorher ist halt nur Eiertanz möglich. Und diese Erkenntnis zieht sich durch restlos alle Bereiche.

Ja, aber dieser kleinste gemeinsame, offensichtliche Nenner, der hier auch noch handwerklich schlecht umgesetzt ist, kann doch nicht jede Kritik wegwischen. Das ist doch nichts anderes als das Prinzip Hoffnung.

Geimpft wird seit Dezember. Nun ist April. Nicht mal Risikogruppe 1 ist durchgeimpft. Imfpstoffmangel war ein Teil des Problems, ja. Den kann man als "extern" und nicht beeinflussbar abtun (was auch nicht stimmt), aber auch der Rest der Strategie passt nicht.

Warum werden Inlandsflüge, Reiserückkehrer usw. nicht konsquent getestet? Warum kann ich selbst als Unternehmen heute noch keine Tests vernünftig beschaffen, um meine Mitarbeiter zu schützen? Warum wird selbst heute noch nicht in der Breite in den Schulen getestet, 4 Wochen nach Schulstart? Das sind Pandemie-Elfmeter, die wir verkacken. Und das sind nur wenige in einer langen Reihe.

Ich bin kann nicht verstehen, wie man dem Aufruhr hier so kritisch begegnen kann und sagen kann "läuft doch, irgendwann (!) wird sicher geimpft". Und ich beneide Dich und token und den Lord für diese angenehme Perspektive, wirklich.

>Ansonsten gilt halt: Warten bis zum persönlichen Impfschutz. Den erwarte ich seit locker einem halben Jahr für mich persönlich zwischen September und Dezember 2021, und noch sehe ich dieses Ziel nicht in Gefahr.

Du misst das ganze an einer "ausgedachten" (nicht falsch verstehen) Deadline, deren Erfüllung für Dich zufriedenstellend ist. Das ordnet zumindest die Perspektive sehr gut ein.


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