Thema:
Die neue deutsche Unfähigkeit (Spiegel+) flat
Autor: thestraightedge
Datum:19.03.21 15:16
Antwort auf:Deutschland und Corona #9 - Noch einen Sommer? von Rocco

Jaja, ich will ja wieder mehr gute Laune verbreiten, aber es braut sich auch weiterhin was zusammen, was sich niemand schön saufen kann.

[https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-krise-die-neue-deutsche-unfaehigkeit-abstieg-eines-staates-a-2e4fc0dc-0002-0001-0000-000176418803]

Nur ein Auszug:
Der Leiter einer weiterführenden Schule im Westen, 1500 Schüler, 135 Lehrer, acht Jahrgangsstufen von der 5. Klasse bis zum Abitur, erzählt vom Irrsinn seines Alltags. Von dieser Woche an sollen alle Schüler – kurz vor den Osterferien – per Anordnung aus der Landeshauptstadt schnell noch mal in die Schule kommen, trotz rasant steigender Infektionszahlen und ohne Schnelltests. »Es ist Wahnsinn«, sagt der Schulleiter. »Statt zuerst ein Schnelltestsystem einzuführen – und dann zu öffnen, machen wir erst auf und testen irgendwann danach.«

Irgendwann, das wird vielleicht erst Ende April sein, obwohl seit Monaten klar war, dass umfangreiches Testen in Schulen unumgänglich sein wird. Vor zwei Wochen kam ein Schreiben des Kultusministeriums, dass man jetzt, im März 2021, praktisch ein Jahr nach Beginn der Pandemie, noch an einem Testkonzept arbeite.

Jede Eigeninitiative, das staatliche Vakuum auszugleichen, wurde unterbunden. Der Schulleiter erzählt, dass man in seiner Schule zu improvisieren versucht hat, mithilfe von Eltern massenhaft Tests organisieren konnte, was indes schnell untersagt wurde: Testen sei nicht in Klassenzimmern, nur in Arztpraxen erlaubt.

Der Weg seiner Schule durch die Pandemie war eine Parade kafkaesker Momente. In der ersten Welle sollten die Räume regelmäßig desinfiziert werden, aber Material dafür wurde nicht gestellt. Das Desinfektionsmittel besorgten Eltern.

In der zweiten Welle sollten Luftfilter eingebaut werden, wiederum finanziert von Eltern. Das Schulamt untersagte dann den Einbau – aus Haftungsgründen, weil der Staat keine Verantwortung übernehmen könne im Fall eines Kurzschlusses oder gar eines Brandfalls.

Als der Internethotspot in der Aula kaputt ging, wurde sechs Monate lang kein neuer genehmigt. Die Lehrerschaft soll für Verwaltungsarbeit das landesweite Onlineschulportal nutzen, aber die Landeszentrale für Datenverarbeitung hat dafür nur eine wackelige Internetverbindung zustande gebracht. Videokonferenzen für den Distanzunterricht überfordern das Schulportal. Sie laufen nun über das Microsoft-Programm Teams, mit vorläufiger Genehmigung, weil der Datenschutzbeauftragte Bedenken hat.


Der Artikel reisst das Chaos der letzten Wochen nochmal runter. Sehr beeindruckend, im negativen Sinne.


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