Thema:
M!s für Menschenverstand flat
Autor: thestraightedge
Datum:17.03.21 20:56
Antwort auf:Re:Ja, Rampen gibts hier auch von Atlan

>Ich ergänze um die Themen soziale Gerechtigkeit und Spaltung. Die reichsten 40 Familien in Deutschland besitzen inzwischen so viel wie 50% der Deutschen zusammen, das sind mehr als 40 Mio. Menschen. Und Corona trifft genau diese Menschen jetzt besonders hart, und kleinste Hilfen sind an sonst was für Voraussetzungen gekoppelt, während das große Geld weiter nach oben fließt. Wer hat, dem wird gegeben, der Teufel scheißt nach wie vor auf den größten Haufen, nur die Starken überleben. Wirtschaftlicher Sozialdarwinismus derzeit in Reinform.

Ich hatte tatsächlich erst Hartz IV als Kontrapunkt in der Liste stehen, aber der Part wäre sehr debattenanfällig, daher habe ich den wieder rausgenommen.

Ich stimme aber zu was Du sagst.

>Und dann noch das Thema Flüchtlingskrise. Bis auf Merkels gute Tat in 2015, die aber wohl eher leider nur ein Versehen in der Hektik war, bezahlen wir seitdem eigentlich nur noch Diktatoren und Massenmörder dafür, uns die Flüchtenden gewaltsam vom Leib zu halten und praktizieren auf euopäischer Ebene juristische Winkelzüge, um die Verantwortung auf andere abzuwälzen. Es schafft doch seit Ewigkeiten praktisch kein Mensch mehr nach Deutschland. Und Corona verstärkt jetzt auch noch diese Dramen.

Ja, ich wollte damit auch nicht die Nachwirkungen und die Flüchtlingspolitik an sich loben. Aber damals hat die ruhige Hand Merkels das Ding gut gewuppt - wobei man sich fragen kann, welcher Anteil auch da schon auf die Kappe einer couragierten Zivilgesellschaft ging.

>Und dann noch die internationale Konfrontationspolitik treudoof auf Seiten der USA, Jahrzehnte Entspannungspolitik mal eben mit dem Vorschlaghammer eingerissen. Oder die unfassbar kurzsichtige Festlegung auf die ominöse schwarze Null, wo doch inzwischen fast jeder Ökonom mit dem Kopf schüttelt, weil einfach Investitionen nötig wären, die sich langfristig vielfach auszahlen würden. Und und und. Mir würden noch etliche weitere Gründe einfallen.

Ja, das meinte ich auch mit der Steuerpolitik / Ausgabenproblem.

>Aber all das und die vielen von dir genannten Misstände färben seit jeher irgendwie nicht auf Merkel ab. Als sei sie nicht seit 16 Jahren oberste Verantwortliche, sondern eher sowas wie der Liebe Gott. Was gut läuft, haben wir ihr zu verdanken, alles Schlechte waren immer andere oder quasi unvermeidliche Naturgewalten, für die Merkel einfach nichts kann. Sind ja nicht umsonst genug Köpfe gerollt um sie herum und Leute gegangen worden in den vergangenen sechszehn Jahren. Erinnert sich noch jemand an den Begriff "Teflon-Merkel" deswegen vor acht oder zwölf Jahren oder so? War damals ein Running Gag in der Presse.

Ist was dran, und...

>Aber seit die Schreihälse von AfD und jetzt Querdenken mit ihrem "Merkel muss weg!!!1" auf der Bühne erschienen sind und sie aus den falschen Gründen kritisieren, sehen sich auf einmal alle Normalen verpflichtet, zusammenzurücken und lieber gar nichts mehr zu sagen; man könnte damit ja den Bösen in die Hände spielen. Wie die US-Gesellschaft bei jedem Kriegsgang. Das ist nur leider die absolut falscheste Reaktion, die am Ende nur das genaue Gegenteil erreicht. Wenn man Kritik zu einem Monopol der Extremisten werden lässt, werden ihnen auch diejenigen Menschen zugespielt, die aus anderen und berechtigten Gründen frustriert sind, aber von den etablierten Parteien und Medien nur hören "Ist doch alles super!" und sich daher nicht mehr repräsentiert fühlen.

... das merke ich zugegeben an mir selbst. 16 Jahre Merkel, also quasi 70% meines wahlberechtigen Alters (!) mit Merkel haben mich eingelullt. Es lief ja auch immer. Und ich bin ja nun weit von jeder konservativen Partei entfernt.

Erst seit ca. 3 Jahren merke ich, dass ich immer direkter mit dem Versäumnissen konfrontiert werde, und man sich fragt: warum läufts gut, und wie lange eigentlich noch? An der Politik liegts schonmal nicht, die war in verdammt vielen Bereichen eher Hindernis, und essentielle Bereiche stehen heute sehr rückständig da. Und Corona hat diesen Wahrnehmungs-Prozess beschleunigt. Und ich habe eben den Eindruck: nicht nur bei mir. Plötzlich fragen sich Menschen, warum wir kein Internet haben und die Schule nur per Fax erreichbar ist, die sich über sowas vorher nie Gedanken machen mussten.

>Gerade heute wäre mehr fundierte Regierungs- (und auch Medien-)Kritik nötig denn je. Damit würde man nicht nur die Gesellschaft verbessern, sondern auch den Extremisten mit ihrer ungerechtfertigten Kritik ein Stück weit das Wasser abgraben.

This. Lass Partei gründen. "M! für Menschenverstand", es könnte doch alles so beschissen einfach sein.


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