Thema:
Re:Ja, Rampen gibts hier auch flat
Autor: Atlan
Datum:17.03.21 18:30
Antwort auf:Ja, Rampen gibts hier auch von thestraightedge

Ich ergänze um die Themen soziale Gerechtigkeit und Spaltung. Die reichsten 40 Familien in Deutschland besitzen inzwischen so viel wie 50% der Deutschen zusammen, das sind mehr als 40 Mio. Menschen. Und Corona trifft genau diese Menschen jetzt besonders hart, und kleinste Hilfen sind an sonst was für Voraussetzungen gekoppelt, während das große Geld weiter nach oben fließt. Wer hat, dem wird gegeben, der Teufel scheißt nach wie vor auf den größten Haufen, nur die Starken überleben. Wirtschaftlicher Sozialdarwinismus derzeit in Reinform.

Und dann noch das Thema Flüchtlingskrise. Bis auf Merkels gute Tat in 2015, die aber wohl eher leider nur ein Versehen in der Hektik war, bezahlen wir seitdem eigentlich nur noch Diktatoren und Massenmörder dafür, uns die Flüchtenden gewaltsam vom Leib zu halten und praktizieren auf euopäischer Ebene juristische Winkelzüge, um die Verantwortung auf andere abzuwälzen. Es schafft doch seit Ewigkeiten praktisch kein Mensch mehr nach Deutschland. Und Corona verstärkt jetzt auch noch diese Dramen.

Und dann noch die internationale Konfrontationspolitik treudoof auf Seiten der USA, Jahrzehnte Entspannungspolitik mal eben mit dem Vorschlaghammer eingerissen. Oder die unfassbar kurzsichtige Festlegung auf die ominöse schwarze Null, wo doch inzwischen fast jeder Ökonom mit dem Kopf schüttelt, weil einfach Investitionen nötig wären, die sich langfristig vielfach auszahlen würden. Und und und. Mir würden noch etliche weitere Gründe einfallen.

Aber all das und die vielen von dir genannten Misstände färben seit jeher irgendwie nicht auf Merkel ab. Als sei sie nicht seit 16 Jahren oberste Verantwortliche, sondern eher sowas wie der Liebe Gott. Was gut läuft, haben wir ihr zu verdanken, alles Schlechte waren immer andere oder quasi unvermeidliche Naturgewalten, für die Merkel einfach nichts kann. Sind ja nicht umsonst genug Köpfe gerollt um sie herum und Leute gegangen worden in den vergangenen sechszehn Jahren. Erinnert sich noch jemand an den Begriff "Teflon-Merkel" deswegen vor acht oder zwölf Jahren oder so? War damals ein Running Gag in der Presse.

Aber seit die Schreihälse von AfD und jetzt Querdenken mit ihrem "Merkel muss weg!!!1" auf der Bühne erschienen sind und sie aus den falschen Gründen kritisieren, sehen sich auf einmal alle Normalen verpflichtet, zusammenzurücken und lieber gar nichts mehr zu sagen; man könnte damit ja den Bösen in die Hände spielen. Wie die US-Gesellschaft bei jedem Kriegsgang. Das ist nur leider die absolut falscheste Reaktion, die am Ende nur das genaue Gegenteil erreicht. Wenn man Kritik zu einem Monopol der Extremisten werden lässt, werden ihnen auch diejenigen Menschen zugespielt, die aus anderen und berechtigten Gründen frustriert sind, aber von den etablierten Parteien und Medien nur hören "Ist doch alles super!" und sich daher nicht mehr repräsentiert fühlen.

Gerade heute wäre mehr fundierte Regierungs- (und auch Medien-)Kritik nötig denn je. Damit würde man nicht nur die Gesellschaft verbessern, sondern auch den Extremisten mit ihrer ungerechtfertigten Kritik ein Stück weit das Wasser abgraben.


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