Thema:
Re:Wie soll das gehen? flat
Autor: thestraightedge
Datum:09.03.21 12:18
Antwort auf:Re:Wie soll das gehen? von token

>Ich kann dir nicht folgen, das RKI muss man ausklammern weil es "nicht zum Politikbetrieb gehört", obwohl es in der Prozessgestaltung auf Entscheid des Politikbetriebs enger Partner ist? Oder muss man es ausklammern weil es "gute Arbeit leistet"? ;)

Weil es keine politische Instituation ist, und vielleicht deshalb so gut arbeitet.

>Genau, es war so früh nicht vorgesehen. Es war dennoch vorgesehen.

Wenn es vorgesehen gewesen wäre, wäre die Verordnung nicht über Nacht dahingehend angepasst worden, sondern im Dezember bereits so formuliert worden. Ich habe den Eindruck, man lebt von der Hand in den Mund, siehe "Taskforce Testen" seit letzter Woche (!).

>Mir geht es nicht um angemessene Kritik oder um die sogenannte Schönfärberei, aber mit Verlaub, was hier los ist ist doch nicht mit Deutschlandfunk und SZ zu vergleichen. Zu diesem Grundtenor sich Vorfälle so zu recht zu biegen und dann mal links rum und mal rechts rum auszulegen, so wie es halt zur Story vom Kackstaat passt, einschließlich Aufrufen zur Abwahl der abgewählt werden soll, passt, ist da eher die Zielscheibe meines Missmuts.

Ich habe da einen anderen Eindruck. Vielleicht lese ich zu selektiv. Der große Verdruss findet immer noch anderswo statt, mit FB und Co. ist das hier wirklich nicht zu vergleichen und richtiggehend unfair.

>Das bestreite ich nicht, dieser Rückstau ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, und die Dramatik des Geschehens sehe ich auch nicht.

Lass uns Ostern nochmal sprechen. Wenn wir weiterhin nicht über 2,5 Mio Impfungen in der Woche kommen, und damit dann besagte Mengen unverimpft rumstehen, wirst Du mir zustimmen. Wenns anders kommt bin ich froh, dass meine Sorge unbegründet war.

>Hierbei lasse ich Chile gelten die mit ihren aus Schmerz geborenen Erfahrungswerten einen entsprechenden Vorsprung erarbeiten konnten indem man schnell reagiert hat. UK und Israel sehe ich differenzierter und halte da einen reinen Quotenvergleich für unangemessen, denn diese Medaille hat zwei Seiten.

Natürlich ist das Bild hochkomplex. Im unteren Mittelfeld fühle ich Deutschland aber grundsätzlich nicht gut aufgehoben.

>Und auch ich hätte mir bei dem tatsächlichen Flaschenhals, nämlich der Impfstoffbeschaffung, ein anderes Vorgehensmodell gewünscht, kann mich aber auch nicht den starken Argumenten und durchaus gegebenen Vorteilen der vermiedenen Selbstzerfleischung der EU in einem Impfkrieg, nicht verschließen.

Das stimmt. Die Frage ist aber auch: warum das eine nicht machen, ohne das andere zu lassen? Man hätte anders disponieren können, ohne dass sich die Staaten gegenseitig ausstechen. Dahin ging in meinen Augen auch die Kritik.

>>>Dass im Grunde alles nach Plan läuft passt halt nicht zur Story der komplett unfähigen Bumsregierung.

Nochmal: ICH habe keinen Spass an Kritik und Frustration. Ich habe keine Agenda, mit der Bumsbürger seit 5 Jahren die Regierung sturmreif schießen. Ich muss keine Story oder Agenda verfolgen. Ich glaube, ich betrachte das alles ausreichend nüchtern und objektiv.

Mal beispielhaft, wo der Ärger herrührt:
[https://www.tagesspiegel.de/meinung/verkrustete-verwaltung-deutschlands-abstieg-zeigt-sich-nicht-nur-beim-impfen/26968018.html]
Auch der Tagesspiegel ist nun nicht für Aufbegehr und Frust bekannt.

>Ich verweigere auch ausdrücklich nicht das Verständnis für blank liegende Nerven. Ich gebe nur Wortmeldung dass man dennoch einen Gang rausnehmen könnte und auch sich selbst zu Liebe aufhören sollte sich da so reinzusteigern dass es ins "einseitig negative" kippt, weil ich denke, dieses Forum ist in der Lage besser zu sein als Kommentarbereiche von Tageszeitungen, und diese Fähigkeit vermisse ich gerade beim hier in der Breite ausgelebten Stimmungsbild, und das eben auch bei Leuten wo ich nicht damit gerechnet hätte.

Fair enough.

>Da gibt's auch von mir einen berechtigten Scheibenwischer und keinen Applaus, aber dennoch ist es nicht zielführend "Geht doch"-Verweise ins Feld zu tragen die für uns nicht praktizierbar sind, da wir einfach nicht die Basis für sowas haben.

"Geht doch" wäre tatsächlich eine Devise gewesen, von mir aus mit einem hemdsärmeligen Deutschland-Schulsystem wie "Schoolfox", also nicht gleich die vollintegrierte Königslösung. Aber nicht einmal bestehende Optionen werden konsequent eingesetzt. Hier reden wir irgendwie aneinander vorbei: ich fordere keine Lösung wie Uruguay, mit High Speed WLAN an jeder Milchkanne, einem landesweiten E-Learning-System und Staats-Tablets FÜR ALLE. Ich fordere... irgendwas, was wenigstens den Anschein von Kompetenz und Initiative vermittelt.
 
>Nein. Aber auch hier muss ich irgendwie nochmal ausholen weil das imo ein gutes Sinnbild für die Unmutsforderungen stellt. Schnell und pragmatisch soll man doch sein, einfach mal machen, wenn es denn dann um Sperrigkeiten und Langwierigkeiten von bürokratischen Prozessen geht. Wenn man dann aber anders handelt und sowas rauskommt, sieht man eben halt die Schattenseiten und Vorteile solcher Modelle. Weil da kommt dann gerne so eine aktionistische Nebelkerze raus. Da sehe ich eben die durchgeführte Impfstrategie nicht so negativ wie sie gemacht ist, sofern man bei so einem Verfahren auch zur dynamischen Prozessgestaltung in der Lage ist, und das ist man ja.

Die "dynamische Prozessgestaltung" wirkt wie ein Euphemismus für opportunistische Kurzfrist-Maßnahmen, in die man immer wieder reinstolpert. Klar kann man die Bildung einer "Taskforce Test" (um nicht ständig neue Beispiele zu eröffnen) letzte Woche als Ausdruck von angemessener Dynamik deuten. Man könnte aber auch sagen: nachdem im April 2020 festgestellt wurde, dass Tests auf breiter Ebene essentieller Teil des Pandemiemanagements sind, und seit Dezember eine Testoffensive angekündigt wurde, die im März beginnen sollte, ist verdammt wenig passiert. Man kann sich einmal pro Woche per Anmeldung testen lassen. Das ging auch vorher. Neu ist, dass 1 Test pro Woche kostenfrei ist. Das ist besser als nix, aber ist das die Testoffensive, welche die Pandemie eindämmen soll? Alles andere, also wirklich Tests in der Breite, soll JETZT eine Taskforce konzeptionieren. Neee, das ist keine dynamische Projektarbeit, das ist stolpern in die Gegenwart.

Hier kommen wir nicht überein.

>Wenn Impfstoffverfügbarkeiten nicht ausreicht kann man sich nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen. Auch das obige Interview zeichnet diesen Umstand als eigentlichen Flaschenhals heraus.

Nochmal: es gibt seit einigen Wochen keine Knappheit mehr, AZ dümpelt im Kühlschrank.

>Das ist auch okay wenn es für dich passt.
>Ich hab da eine andere Perspektive, sehe einen Schwund an Usern die dem Gegengewichte geliefert haben, dass spezielle User hier immer hochfrequenter Posten weil ihr Verhalten sich hier auch gut einfügt, und hab wie gesagt schon von diversen Usern Beschwerden über die hier an den Tag gelegte Stimmung und wie sie ausgelebt wird gelesen. Es ist also nicht "nur" meine Perspektive, und ich sehe durchaus objektiv messbare Kriterien für mein negatives Bild über dieses Board.


Okay - vielleicht sollten dann mal wieder mehr User einrenken und geraderücken, aber das ist im Jahr 2 der Pandemie vielleicht auch irgendwann nicht mehr zu verlangen.

>Danke dass du so sachlich geblieben bist, hab euch ja alle lieb und bin doch selbst frustriert und sehe mitnichten alles positiv.

Danke - und selbstverständlich. Ich würde den Ast hier auch nicht mit jedem fortführen. Es ist eher so dass ich denke: wenn der token das sagt, dann muss was dran sein. Ich reflektiere also tatsächlich recht intensiv, glaube aber weiterhin, dass eine Kritik meist an Bürokratie und fehlender Initiative sowie Umsetzungswillen meist fundiert und angemessen ist. Ich habe mir aber bisher wenig bis keine Gedanken gemacht, wie das Forum in der Gesamtheit wirkt, und ob ich da ein Puzzleteil von bin.


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