Thema:
Re:Wie soll das gehen? flat
Autor: token
Datum:09.03.21 09:00
Antwort auf:Re:Wie soll das gehen? von thestraightedge

>>Warum soll man das RKI ausklammern?
>
>Weil es einen guten Job macht, und nicht unmittelbar zum Politikbetrieb gehört. Es ist sowas wie eine sachkundige Stelle außerhalb.
>
>>Das arbeitet nun mal eng mit den Behörden und der Regierung zusammen, ein Kurs zu dem sich selbige bewusst selbst entschieden hat, da man das Management gezielt an Experten aus der Wissenschaft koppeln will. Nicht so dumm von der "Politik", oder?
>
>Naheliegend, klar.
>

Ich kann dir nicht folgen, das RKI muss man ausklammern weil es "nicht zum Politikbetrieb gehört", obwohl es in der Prozessgestaltung auf Entscheid des Politikbetriebs enger Partner ist? Oder muss man es ausklammern weil es "gute Arbeit leistet"? ;)
Und dafür dass es so naheliegend ist, ist es bemerkenswert dass die aktuellen Leuchttürme die als Positivbeispiele fungieren (ohne hinzuschauen woran genau es liegt dass die das hinkriegen und was das für andere Probleme impliziert) auf so eine Form von Beratung geschissen haben, oder sich diese als Feigenblatt so gesucht haben dass diese halt zu den wirtschaftlich getriebenen Politambitionen gepasst hat, mit dem folgerichtigen Kollateralschaden.
Du hast einen Post vorher gefragt was ich mit einseitig negativ meine, well.

>Sorry, aber: die Corona-Impfverordnung wurde erste letzte Woche auf Drängen der Ärzteverbände dahingehend geändert. Der Schritt, niedergelassene Ärzte, Betriebsärzte usw. in dieser Phase mit einzubinden war in der noch jungen Version 1 nicht einmal vorgesehen - auch wenns RKI da vielleicht schon vor Monaten drauf gepocht hat.
>

Genau, es war so früh nicht vorgesehen. Es war dennoch vorgesehen.
Aber klar, wenn ein Hirnfurz von Papiertigern behandelt wird wie etwa dem Strafkatalog für "Impfvordrängler", dann ist es verkopfter Amtsschimmel und Föderalismus. Wenn man zum wiederholten Male nachweist dass man in der Lage zu dynamischen Prozessgestaltungen ist und diese zeitnah an neue Erkenntnisse und die Gegebenheiten des Praxisbetriebs angleicht, sind es halt planlose Chaoten wo man dem Druck von irgendjemandem dankbar sein müsste, weil von selbst wäre man beim Blick darauf niemals nicht gekommen das zu tun und Handlungsbedarf auszumachen.
Du hast oben gefragt was ich mit einseitig negativ meine, well.

>Insofern ist das doch allenfalls ein Beispiel FÜR das komplette Versagen. Nicht aufs RKI gehört, sich 2 Monate angeschaut wie es nicht voran geht, dann reagiert weil der Druck stieg.  2,5 Monate nach Beginn der Impfkampagne, deren Geschwindigkeit auch im EU-Kontext nicht gut dasteht, macht man sich auf Drängen von externen Interessenverbänden Gedanken?
>
>Und jetzt mal ehrlich: sind WDR, DLF, Süddeutsche, ALLE plötzlich auch Wutbürger? Wundert Dich nicht, dass diese gemäßigten Magazine seit 4 Wochen Kritik üben in einem Umfang und einer Schwere, die es selten gab?
>Sind die alle Stänkerer, die nur den Plan nicht erkennen?
>[https://www.deutschlandfunk.de/deutsche-impfbuerokratie-lasst-endlich-die-haus-und.720.de.html?dram:article_id=493689]
>Ebenso die Fachleute aus der Medizin, Ärzteverbände, Kassen.
>

Mir geht es nicht um angemessene Kritik oder um die sogenannte Schönfärberei, aber mit Verlaub, was hier los ist ist doch nicht mit Deutschlandfunk und SZ zu vergleichen. Zu diesem Grundtenor sich Vorfälle so zu recht zu biegen und dann mal links rum und mal rechts rum auszulegen, so wie es halt zur Story vom Kackstaat passt, einschließlich Aufrufen zur Abwahl der abgewählt werden soll, passt, ist da eher die Zielscheibe meines Missmuts.
Ich vermisse da jedweden Willen noch eine nüchterne Perspektive und zumindest versucht objektiven Bewertung, Polterei als Dauerbetrieb.

>Ich habe auch nicht gesagt, dass der von Dir erwähnte Plan schlecht ist. Er hätte nur früher aktiviert werden müssen, bevor sich die Menschen in den Impfzentren bald die Füße platt stehen, weil Priolisten-Nachschub nicht mehr erfolgt. Wenn nicht langsam richtig Schwung drauf kommt, liegen Ostern 4-6 Mio Impfdosen ungenutzt in den Zentren. Wie soll man das mit "ja, ist halt neu und kompliziert" rechtfertigen?
>

Das was jetzt passiert vorher antizipieren zu können macht einen nicht zum Hellseher. Dass dezentrale Impfung nicht sofort ging sollte klar sein, speziell wenn das Groß des bestellten Stoffs Biontech/Pfizer ist, warum sollte man nicht erklären müssen. In der Kenntnis des Gesamtplans ist es dann, Vertrauen in die Regierung vorausgesetzt, auch klar dass die aktuellen Entwicklungen den eh angedachten Folgeschritt auch früher zünden wird. Weil sinnhaft. Wunder wird das aber auch nicht geben, denn die eigentliche Krux, nämlich die Impfstoffknappheit bleibt uns auch kurz- und mittelfristig erhalten.
Und dann kann man wieder Wolken anschreien.

>>Und dann liest man hier, es gebe keinen Plan, es wird gefordert was eh Vorhaben war und wiederholt ausgeblendet dass Durchsätze und Verfügbarkeiten trotz aller Probleme weitestgehend in Balance stehen, die bestehenden Prozesse zunehmend effizienter werden, und ein "mit alle Mann geimpft am Ballerarm" nicht geht weil halt noch nicht genug da um große Ballergeschütze aufzufahren.
>
>Es stehen tlw. nennenswerte Mengen der späten Liefermengen ungenutzt herum, siehe oben. Schon seit 3 Wochen liegt keine Unterdeckung mehr mit Impfstoff vor (hiess es bei Lanz letzte Woche).
>

Das bestreite ich nicht, dieser Rückstau ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, und die Dramatik des Geschehens sehe ich auch nicht. Auch das schrob ich schon vor Wochen, sobald die Balance kippt wird man diese wieder herstellen, entweder durch Optimierung bestehender Prozesse und wenn die nicht ausreicht durch eine Ausweitung des Verfahrens. Das passiert, den Anlass zur ausgelebten Unruhe in so einer Art wie hier praktiziert hab ich vorher nicht gesehen und sehe in den aktuellen Geschehnissen nur folgerichtige und erwartbare Nachschärfungen in auch erwartbarer Form, da die Schritte eh schon eingeplant waren, und schon da nicht an Termine sondern an Zustände gekoppelt waren, nämlich die Verfügbarkeit von Impfstoffen die auch im dezentralen Betrieb in einem Umfang einsetzbar sind, so als dass so ein Schritt auch Sinn ergibt.
Für so ein keep calm erntet man dann aber auch Unverständnis der Aufgebrachten. Was daran falsch war oder falsch ist erschließt sich mir im Gesamtbild auch weiterhin nicht.

>>Da ist eine handvoll Länder besser aufgestellt
>
>So wie ich das sehe impft allein 50% von Europa schneller, tlw. deutlich. "eine Hand voll"... Von Chile, Israel oder UK fange ich gar nicht erst an.
>

Hierbei lasse ich Chile gelten die mit ihren aus Schmerz geborenen Erfahrungswerten einen entsprechenden Vorsprung erarbeiten konnten indem man schnell reagiert hat. UK und Israel sehe ich differenzierter und halte da einen reinen Quotenvergleich für unangemessen, denn diese Medaille hat zwei Seiten.

Und auch ich hätte mir bei dem tatsächlichen Flaschenhals, nämlich der Impfstoffbeschaffung, ein anderes Vorgehensmodell gewünscht, kann mich aber auch nicht den starken Argumenten und durchaus gegebenen Vorteilen der vermiedenen Selbstzerfleischung der EU in einem Impfkrieg, nicht verschließen.
Auch diese Medaille hat zwei Seiten, und die andere hätte andere, aber ebenso so unschöne Konsequenzen mitgebracht. Mir wäre dennoch ein wenig mehr Ellbogenmentalität recht gewesen, ich kann aber auch damit leben dass anders entschieden wurde und wir jetzt auch Produktion warten müssen und eben nicht die dicke erste Welle haben. Dieser Schiefstand sollte sich durch unsere gute Infrastruktur die sehr hohe Impfquoten möglich macht aber nach hinten heraus wieder abflachen.

>>Sowas hier
>>[https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-impfungen-knappheit-impfkommission-100.html]
>>liest sich schon weniger wild und spricht schon paar Eckpunkte an denen sich das halbe Forum seit Wochen nimmermüde über Maß abarbeitet, ohne jedwedes Einsehen dass man die Suppe in der hiesigen Darstellung komplett überkocht.
>
>Zustimmung - wenns im Mai voll losgeht, wäre ich froh.
>
>>Dass im Grunde alles nach Plan läuft passt halt nicht zur Story der komplett unfähigen Bumsregierung.
>
>Hier sehnt doch niemand ein Debakel herbei?!
>Ich verweise nochmal auf Lobo, der gut skizziert hat, warum aktuell Geduldsfäden reissen, ohne das jemand Spass daran hätte.
>

Ich verweigere auch ausdrücklich nicht das Verständnis für blank liegende Nerven. Ich gebe nur Wortmeldung dass man dennoch einen Gang rausnehmen könnte und auch sich selbst zu Liebe aufhören sollte sich da so reinzusteigern dass es ins "einseitig negative" kippt, weil ich denke, dieses Forum ist in der Lage besser zu sein als Kommentarbereiche von Tageszeitungen, und diese Fähigkeit vermisse ich gerade beim hier in der Breite ausgelebten Stimmungsbild, und das eben auch bei Leuten wo ich nicht damit gerechnet hätte.

>>Anders herum genießt der "Ärger" längst den Hochschaukelbetrieb. Dümmliche Anekdoten, die es NATÜRLICH gibt, werden aufgeblasen als seien diese stellvertretend für das Gesamtbild, gute Arbeit ignoriert, erwartbare Zustände als Schocküberraschung erlebt. Wer etwa Digitalisierung über Jahrzehnte verpennt, der erfindet sie nicht innerhalb von Monaten während einer Pandemie, ist doch klar.
>
>Das ist imo ein gutes Beispiel, und Du verzerrst die Debatte imo genauso, wie Du anderen vorwirfst: niemand hat erwartet, dass man 15 Jahre verpennte Schulreformen und fehlende Digitalisierungen aufholt.
>
>Aber: 1 Jahr nach Lockdown Nr. 1 in weiten Teilen konzeptlos dazustehen ist aber das andere Extrem, und etwa dort finden wir uns gerade wieder. In 1 Jahr kann man etwas bewegen, ohne gleich die 100%-Lösung zu präsentieren. Stattdessen guckten die Kultusministerien und Minister Lehrer, Schüler und Eltern im Januar an und fragten "ach, ist Corona noch nicht vorbei?! Vielleicht gründen wa ma ne Task Force!".
>

Da hast du natürlich Recht, aber der Einwand kommt halt auch nicht von ungefähr da hier ja eben als Gegenbeispiele wie man es machen kann Dinge angeführt werden die eine Digitalisierung voraussetzen von der wir nun mal soweit weg sind wie die Erde vom Mond. Und dass wir das sind ist ja auch ein Skandal, entspringt aber nicht Versäumnissen des Pandemiemanagements.
Gleichwohl ist es auch unter diesen Rahmenbedingungen sehr ernüchternd dass einem nichts besseres einfällt als das was wir jetzt haben, nämlich keinen bundesweit soliden Standard, sondern Glücksspirale beim Schulpersonal.
Da gibt's auch von mir einen berechtigten Scheibenwischer und keinen Applaus, aber dennoch ist es nicht zielführend "Geht doch"-Verweise ins Feld zu tragen die für uns nicht praktizierbar sind, da wir einfach nicht die Basis für sowas haben.
 
>Ja, aber wenn der Zug der veralteten Schulstrukturen die nicht fit für Digitalisierung und Distanz sind mit Hochgeschwindigkeit auf einen Abhang zurast, dann kann ich schon binnen 12 Monaten mal schauen, wo die Bremse ist. Die Initiativen die ich gesehen habe, sind zu 98% Resultat von engagierten Schulleitern und Lehrer, die sich tlw. über Vorgaben der Ämter hinweggesetzt haben (Bsp. MS Teams).
>

Ja, geht ja in die gleiche Richtung, kein Widerspruch. Teilweise echt zum Haare raufen wie man so einem Vorgehen auch noch Knüppel zwischen die Beine wirft.
Da sind ja auch viele Lehrer frustriert und desillusioniert. Zu Recht.

>Die Impfstoffbeschaffung hat doch selbst in der Koalition (nicht Opposition) für schwere Verstimmung gesorgt, um nur ein Beispiel zu nennen. Das nächste Beispiel ist die Testoffensive seit letzter Woche, womit wohl der Verkaufsstart bei Aldi mit 10 Packs pro Filiale gemeint war. Seriös geplant wurde das nicht.
>

Nein. Aber auch hier muss ich irgendwie nochmal ausholen weil das imo ein gutes Sinnbild für die Unmutsforderungen stellt. Schnell und pragmatisch soll man doch sein, einfach mal machen, wenn es denn dann um Sperrigkeiten und Langwierigkeiten von bürokratischen Prozessen geht. Wenn man dann aber anders handelt und sowas rauskommt, sieht man eben halt die Schattenseiten und Vorteile solcher Modelle. Weil da kommt dann gerne so eine aktionistische Nebelkerze raus. Da sehe ich eben die durchgeführte Impfstrategie nicht so negativ wie sie gemacht ist, sofern man bei so einem Verfahren auch zur dynamischen Prozessgestaltung in der Lage ist, und das ist man ja.

>Ja, alles korrekt. Deshalb hat Deutschland auch 10 Monate lang den Atem angehalten, und bis auf ein paar Covidioten den Kurs umfassend unterstützt. Unverständnis regt sich doch allenfalls seit Shutdown #2 ab Januar. Gründe haben wir hier ausgetauscht, bewerten diese aber offenbar anders.
>

Okay.

>> Die hier beneideten USA drehen schon wieder am Rad und machen JETZT teilweise einzelne Staaten wieder komplett auf mit Ringelpietz mit Anfassen. Und da haben auch sie noch nicht die notwendige Grundlagen erarbeitet. Was ein Vorbild, die zeigen wie man's macht, wa.
>
>Habe ich nie behauptet - und sehe ich auch sonst nirgends. Man kann aber dennoch sagen: die Impfstrategien in anderen Ländern sorgen für tlw. irrsinnig bessere Quoten, ohne dass man sich auch gleich abschauen muss, dass es dort weiter Football-Spiele mit Publikum gibt.
>

Wenn Impfstoffverfügbarkeiten nicht ausreicht kann man sich nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen. Auch das obige Interview zeichnet diesen Umstand als eigentlichen Flaschenhals heraus.
Wenn Vergleiche, dann bitte mit genau auf Gesamtbilder und Implikationen draufschauen und nicht als Rosinenpicken von schöneren Zahlen.

>>Nee, die hier mittlerweile vorherrschende Tonart ist imo schon speziell, und mit dieser Perspektive steh ich nicht allein. Ich selbst finde es schon länger zunehmend unangenehm wie in diesem Board gepostet wird, und als ich dann von unterschiedlichen Usern im OT Seitenhiebe auf diesen Kurs las hatte ich immerhin das Gefühl dass es nicht meine Perspektive ist die überreizt ist, sondern dass hier wirklich eine Schieflage entstanden ist die hier trotz aller Probleme die wir als Forum haben boardübergreifend definitiv nicht die Norm stellt.
>
>Hm - das kann ich nicht nachvollziehen.
>

Das ist auch okay wenn es für dich passt.
Ich hab da eine andere Perspektive, sehe einen Schwund an Usern die dem Gegengewichte geliefert haben, dass spezielle User hier immer hochfrequenter Posten weil ihr Verhalten sich hier auch gut einfügt, und hab wie gesagt schon von diversen Usern Beschwerden über die hier an den Tag gelegte Stimmung und wie sie ausgelebt wird gelesen. Es ist also nicht "nur" meine Perspektive, und ich sehe durchaus objektiv messbare Kriterien für mein negatives Bild über dieses Board.

Aber bevor ich auch auf die anderen Punkte noch eingehe (ich les es natürlich dennoch) denke ich, wir haben schon genug Textwüsten produziert.
Danke dass du so sachlich geblieben bist, hab euch ja alle lieb und bin doch selbst frustriert und sehe mitnichten alles positiv.
Bleib gesund und...
>Let's agree to disagree.


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