Thema:
Auch eine Zusammenfassung flat
Autor: thestraightedge
Datum:03.03.21 10:38
Antwort auf:Ein Fazit nach einem Jahr Homeschooling von Corben Dallas

Dir erstmal viel Kraft. Ich finde mich tlw. wieder, aber allgemein sind wir doch weniger unter Feuer als ihr.

Wir leben in 2 Welten:

Unser Teenager-Mädchen (14) auf dem christlichen Gymnasium arbeitet konsequent ihren Stundenplan ab, inkl. Sportunterricht (LOL). Die digitale Ausstattung dort ist eine Traum: die komplette Office-Suite, One-Drive, Teams - alles funktioniert, Datenschutzbedenken á la "TEAMS NUTZT SERVER AUSSERHALB DER EU!!eelf!1" waren zum Glück zweitrangig. Wer kein Tablet oder Laptop hat bekommt von der Schule ein iPad gestellt. Wer kein WLAN hat kann sich Klassenräume buchen und dort allein sitzen, mit schnellem Internet. Selbst Referate werden hochgeladen, benotet, online für die Klasse gehalten. Ich bin wirklich beeindruckt, und ihr tut das gut. Beibringen kann ich eh nicht mehr viel. Latein, die fiese Mittelstufen-Mathe, ... nee, das muss sie selbst machen.
Natürlich hält auch hier mal der Schlendrian Einzug: 3 Min vor Unterrichtsbeginn aufwachen und iPad ins Bett holen, hier und dort Stunden die "nebenher" laufen während man sich schminkt, blah. Aber sonst alles super.

Ansonsten ist das Mädel tlw. träge geworden. Außer Ballet in der Leistungsklasse 2-3x die Woche sind soziale Kontakte eingeschlafen, erst zuletzt gibts wieder eine Freundin die auch zu uns kommen darf, das tut allen gut. Konflikte mit Mama waren wegen beiderseitiger Launigkeit und Teenie-Nullbock-Haltung vorher recht häufig.

Mein Sohn (8) ist inzwischen durch Schoolfox einigermaßen versorgt, aber das ganze wirkt dennoch altbacken. Mehr als 30 Min pro Woche Videounterricht in 8er Gruppen schafft die Lehrerin nicht (LOL), der Rest wird auf die Eltern abgewälzt. Tlw. läufts gut, tlw. sitzt er den kompletten Tag an netto 2 Stunden Arbeiten. Maximal frustrierend, hohes Konfliktpotential. Es ist krass, was den Eltern hier aufgebürdet wird. Schoolfox ist okay, aber es wirkt dennoch ein wenig altmodisch. Immerhin ist der Videounterricht darüber inzwischen stabil. Ansonsten sind viele Konzepte der Lehrer immer noch nicht auf "zu Hause" angepasst. Es gibt halt Arbeitsblätter, Aufgaben im Buch, ... das ist zu wenig.

Wir haben auch noch jemand hier rumwuseln (Tochter, 3), die Kita ist seit Dezember geschlossen bzw. nur Notbetreuung. Machts auch nicht einfacher. An Tagen wie heute, wo ich von 8-10:30h konsequent Termine habe, sitzt sie 2 Stunden vor dem TV, da meine Frau ebenfalls unterwegs ist. Immerhin ist der Sohn wieder alle 2 Wochen in der Schule, das tut ihm diese Woche schon recht gut, und ich muss nicht 3 Kids betreuen und parallel arbeiten.



Ich finde krass, wie sehr sich auf die Eltern verlassen wird, ohne dass das honoriert wird, und ohne dass ich den Eindruck habe, dass Lehrer, Schulen und Ämter diese Belastung konsequent vermeiden wollen. Digitalisierung am Arsch, tlw. unwillende Lehrer, Bürokratie-Irrsinn, und in der Konsequenz sinds die Eltern, die auskehren müssen. Neben dem Job btw. Meine Frau ist selbständig, ich habe ebenfalls einen Job wo ich nicht sagen kann "morgen frei wegen Beschulung oder Kinderkrankheit". Wahnsinnige Zeiten, und ich bin froh, dass unsere Familie diese Bewährungsprobe so gut durchsteht.

Ein befreundeter Lehrer, ebenfalls Grundschule, stellt pro Tag 2 Videos online, führt jeden Tag 2,5 Stunden Videounterricht in Kleingruppen usw. Das Gefälle zwischen Lehrern und auch Schulen ist kompletter Irrsinn. Einige arbeiten sich kaputt, zum Wohle von Kindern und Familien. Im Freundeskreis aber überwiegen die Totalausfälle bei Lehrer und Schulen DEUTLICHST. 80% sind unzufrieden mit trägen Lehrern, schlechter Kommunikation, und schlechter Pädagogik. Da gibts so viele Fehler und Ausfälle, einige habe ich hier im Thread ja schon benannt. Gestern musste ich schmunzeln, als in einer Klasse einer Freundin der sozial schwache Junge ein hässliche Bild eingereicht hat, für alle sichtbar, und alle dachten: cool, endlich hat der überhaupt mal was geliefert! Und die Lehrerin kommentiert: "der Hintergrund hätte kariert, nicht gestreift sein dürfen. Bitte mehr aufpassen!". Für alle sichtbar. Grmpf. Auch scheinen simpelste Konventionen im Umgang miteinander nicht zu greifen. Emails beantworten? Per Zufallsgenerator, man kann ja immer sagen "es war zu viel zu tun". Die Liste ist wirklich unendlich, aber ich habe keine Hoffnung, dass sich instiutionell oder persönlich da wirklich was tun wird.

Grundsätzlich ist die Familie anfälliger für genervt sein und viele kleine Konflikte. Ohne Garten und Nachbarskindern, die mal über den Acker rennen, wären wir hier glaube ich am Arsch. Die Terrassentür ist tlw. das Ventil, das alle brauchen. Auch unsere kleinste geht dann mal 2 Stunden in den Garten schaukeln, wie eine Auszeit.

Kacke, alles.


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