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Zusammenfassung hier flat
Autor: Rocco
Datum:03.03.21 09:14
Antwort auf:Ein Fazit nach einem Jahr Homeschooling von Corben Dallas

Technisch funktioniert Home-Schooling irgendwie auf unterstem Lernniveau. Die Kinder verpassen aber faktisch Stoff für ein halbes Jahr oder mehr - ja, auch in den nicht-Problemfamilien. Das geht mir sowieso auf den Sack, dass hier so getan wird, als ob die "Akademiker- bzw. Mittelschicht+-Familien" in der Pandemie fein raus wären - mitnichten. Das ganze soziale Miteinander fehlt komplett und das ist z.B. gerade in der fünften Klasse mit neuen Mitschülern, die man bis heute kaum kennt und nie besuchen konnte, ein Riesenproblem.

Der Kleine (2. Klasse) sperrt sich mittlerweile vehement gegen Tagesplan abarbeiten. Wir haben hier stundenlange Heulerei und Diskussionen wenn er daheim ist. Wenn er mal was macht, artet das in absolutes Geschmiere aus. In der Schule (Wechselunterricht) gibt's keine Probleme. Kinderlose können sich diese nervliche Belastung, wenn man "nebenbei" arbeiten müsste, vermutlich nicht vorstellen. Gestern hatte er Aufgaben für maximal 20 Minuten. Wir hatten von 9:00 bis 17:00 ein überwiegend heulendes/schreiendes Kind im Haus, während Mama in Telefonkonferenzen war und ich eigentlich hätte arbeiten müssen, was unmöglich wurde.

Der Grund war, dass ich ihm nach ein paar Stunden das Internet abgestellt hatte, mit der Bitte, die wenigen fucking Aufgabe doch bitte noch schnell zu erledigen bevor es an's iPad geht. Anstatt diese Pipifax-Aufgaben einfach irgendwann mal zu machen, gab's den GANZEN TAG Geschrei! Da ist man wirklich kurz vor der Resignation.

Der Große (5. Klasse) hat während der Corona-Zeit mehr zugenommen als es gesund ist - er bedient sich auch teils nachts am Süssigkeitenschrank, trinkt Kakao oder sucht sich sonst was in der Küche. Das gab's vor Corona nicht und wir wissen echt nicht mehr was wir machen sollen. Er geht halt auch so gut wie überhaupt nicht raus und verbringt die meiste Zeit des Tages an irgendeinem Endgerät (iPhone, iPad, PS5,...). Wenn er mal rausgeht (1-2x die Woche?) und sich mit dem einzigen Klassenkameraden in deR Nähe trifft, machen die meiner Vermutung nach auch nichts Anderes als irgendwo rum zu hocken und in ein Handy zu glotzen.

Die Schularbeit (per iServ) erledigt er "schnell schnell" und in der Regel in gerade so ausreichender Qualität. Deutsch in Wort und Schrift hat sich dazu sehr verschlechtert. Zusammensitzen und korrigieren ist nicht möglich, gibt jedes Mal ein Drama mit Heulerei weil man natürlich auf etliche Fehler aufmerksam macht. Das ging soweit, dass er vor ein paar Wochen das Passwort zu iServ änderte, damit wir Eltern überhaupt keinen Einblick mehr in seine Aufgaben haben.

Diese Mischung aus einer (normalen) pubertierenden Entwicklung und Corona ist für uns unfassbar schwierig zu meistern. Zumal wir ja ein weiteres Kind haben, so dass verschiedene Maßnahmen nicht sinnvoll umgesetzt werden können ohne das "unbeteiligte" Kind mit zu bestrafen.

Ich bin mir sicher, dass es mit einem einzigen Kind, Opa und Oma als Unterstützung und einem nicht-arbeitendem Elternteil überhaupt kein Problem ist, durch die Pandemie zu kommen oder die Zeit gar genießt, aber sobald ein paar dieser Variablen rausfallen, wird's schwierig.

Während ich die Stümperei des Bildungsministeriums anfangs noch irgendwie akzeptiert hatte, liegen hier mittlerweile beim Thema Schule die Nerven blank.

Greets
Rocco


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