Thema:
Re:Krokant:was machen die bzw. viele Lehrer den ganzen Tag? flat
Autor: euph
Datum:04.02.21 11:01
Antwort auf:Re:Krokant:was machen die bzw. viele Lehrer den ganzen Tag? von thestraightedge

>Naja - tatsächlich glaube ich, dass ich über Schule und Prozesse nach 1 Jahr (!) Homeschooling in verschiedenen Ausprägungen mehr weiß als über die Nationalmannschaft.

:-)

>Tatsächlich versuche ich, das Thema besser zu verstehen. Ich richte mich auch konkret mit solchen Nachfragen an Lehrer im Freundeskreis (da sind verdammt viele, btw). Verstanden habe ich das "es ist alles so stressig und schlimm" aber immer noch nicht komplett.

Ich glaube, als Branchenfremder ist das oft das Problem. Ich habe auch einen ausgefüllten Tag und langweile mich eigentlich nie - was nicht am Maniac liegt ;-) Trotzdem kann ich dir am Ende des Tages auch oft nicht an konkreten Tätigkeiten festmachen, was mich so den ganzen Tag unter Strom gestellt hat. Und da kann ich mir auch bei Lehrern einiges vorstellen, was aber bestimmt auch bei vielen trotzdem nicht zutrifft.

>Ja, das verstehe ich. Mein Anspruch ist es auch nicht, vorzuverurteilen, sondern konkreter zu verstehen, warum es in Teilen so beschissen läuft wie aktuell. Und da komme ich nicht drum herum, auch die Lehrer einzubeziehen.
>
>Selbst mit allem, was Du an "sonstige Aufgaben" erläuterst, sehe ich keine ausgefüllte Arbeitswoche - oder wenigstens keinen Anlass für "boah, ist das alles stressig, ich krieg zu viel!", siehe auch meine "klappern gehört dazu" Anmerkungen.


"Klappern" gehört wohl im jedem Beruf dazu - vielleicht machen das manche Lehrer auch mehr, als andere. Kommt natürlich immer auch auf den Einzelfall an. Ein Grundschullehrer mit Kunst und Sport hat mit Sicherheit weniger zu jammern als Oberstufe mit Deutsch und Englisch. Ich habe im Bekanntenkreis auch ein paar Lehrer*innen, daher kann ich mir schon genug "sonstiges" ausmalen, was einen stressen und beschäftigen kann. Ich ziehe mal einen (im Zweifel hinkenden) Vergleich zum Podcasten: Hinter "Eh, mit einer Stunde Gelaber verdienen die so scheiß viel Kohle auf Patreon?" steckt halt oft dann doch einiges mehr wie Recherche, Schnitt usw. - Aufwand, denn man nicht sieht und gerne vergisst.

>Und das ist NICHT pauschal gemeint, sondern auf konkrete Beispiele bei mir im Umfeld bezogen, die aber tatsächlich und leider zahlreich sind. Ich erwähne auch gern noch einmal, dass das Gymnasium meiner Tochter schon strukturell vorbeugt, indem der Unterricht tough durchgezogen wird. Da fragt sich das niemand.

Gymnasium und Grundschule sind ja schonmal zwei Schulformen, die man schlecht vergleichen kann. Wie auch Ober- und Mittelstufe.

Bei meinem Sohn läuft eigentlich alles fast normal - Vorteil des beruflichen Gymnasiums mit technischem Zweig in der Oberstufe und bereits vor Corona praktizierten Laptop-Klassen. Da ist Infrastruktur, technisches Know-How und Erfahrung vorhanden, sodass das sehr gut läuft.

Tochter, anderes Gymnasium, 7. Klasse: Der alte Schuldirektor hat digital nur das nötigste gemacht. Die neue war gerade da, da kam Corona. Sie versucht viel: Wir waren mit die ersten mit Wechselunterricht im November, zunächst ein Tool auf der Schulwebseite, seit Dezember eine Lernplattform. Und da läuft natürlich vieles schief. Für alle ist das neu, auch nach sechs-neun Monaten. Die einen Lehrer kommen damit besser zurecht, die anderen weniger. Das ist in anderen Firmen auch nicht anders und fällt im Regelbetrieb halt nicht auf - nur hier wird das gerade aufgedeckt. Dazu die vielen Ausfälle der benutzten Dienste, für die die Schulen nun auch nichts können. Und in Grundschulen dürfte die Ausstattung oft ja noch schlechter sein (bei unserer alten wäre die eigentlich eher was für das Computer-Museum gewesen.

Aber das alles weißt du natürlich auch und auch wenn du Einzelbeispiele bringst, ist dein Posting insgesamt doch sehr pauschal. Und pauschal kann man die ganze Situation IMO nicht beschreiben. Dazu ist die Vielfalt der Gründe, warum es oft nicht läuft zu große und im Moment ist es auch Glücksache, welchen Unterricht man bekommt.

Ein gewisser Teil will bestimmt einfach nicht und versteckt sich hinter Corona - von den krankgeschriebenen oder freigestellten (in Hessen z.B. 2700 also wohl rund 4 Prozent)
Ein gewisser Teil kann technisch mit dem ganzen "neumodischen" Kram nicht und lernt das natürlich jetzt auch nur langsam (wenn überhaupt)
Ein gewisser Teil würde gerne mehr, wird aber von Schule/Ministerium ausgebremst.
Und ein gewisser Teil versucht alles mögliche zu machen

Wieviel jetzt welcher Anteil beträgt? Keine Ahnung, aber ich unterstelle zumindest jetzt mal nicht, das "die bzw. viele Lehrer" sich den ganzen Tag die Eier schaukeln.


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