Thema:
Re:Krokant:was machen die bzw. viele Lehrer den ganzen Tag? flat
Autor: Pezking
Datum:03.02.21 09:37
Antwort auf:Krokant:was machen die bzw. viele Lehrer den ganzen Tag? von thestraightedge

>Ich frage mich das inzwischen wirklich, v.a. in den Bereichen, wo Unterricht kaum oder gar nicht digital stattfindet. Klar gibts auch positive Beispiele, das vorab. Ich erlebe beides direkt und im Umfeld: meine Tochter zieht ihren kompletten Stundenplan (Gymnasium, Mittelstufe) per Teams durch. Mein Sohn hingegen (Grundschule, 2. Klasse) hat trotz technischer Möglichkeiten via Schoolfox nur 1x die Woche 30 Minuten Teleunterricht in Kleingruppen. Kleingruppen sind bei den Kids nachvollziehbar, aber dennoch wäre in der Woche mehr Platz. Den Rest machen wir Eltern, obwohl ihm der Teleunterricht wirklich viel bringt und Spass macht. Und es ist tlw. sauanstrengende, v.a. wenns nun neuen Stoff wie das Einmaleins gibt.
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>In anderen Fällen (auch an weiterführenden Schulen) hatte Kids seit Dezember keinen persönliche Kontakt zum Lehrer, alles lief per Zettel verteilen usw., tlw. nicht einmal zentral über ein System gesteuert. In wieder anderen Fällen fehlen die technischen Möglichkeiten, siehe das Beispiel des Gymnasiums aus dem Kreis was ich unten verlinkt habe. Hier könnte man sagen: die Lehrer WOLLEN ja - auch wenn diese natürlich mit entschieden haben, keine Teleunterrichtslösung anzuschaffen.
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>Und so frage ich mich allmählich: Was machen die Lehrer den ganzen Tag? Klar ist die Situation für die auch blöd, aber das ist sie für uns alle.
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>Wie wird man auf die Zeit zurückschauen? Irgendwann auch mal selbstkritisch, nach dem Motto "da hätten wir mehr machen können"? Für mich scheint das Thema auch echt ein rotes Tuch, in der Verwaltung und sogar in der Gesellschaft. Und Lehrer untereinandern pflegen irgendwie eine komische Art Corpsgeist. Statt Fehlschritte und Gewalt (wie in der Exekutive üblich) deckt man hier halt Trägheit und Bequemlichkeit, und einigt sich unabgesprochen auf ein "es ist alles schrecklich und unfassbar stressig"-Narrativ. Das sehe ich bei einigen die es gut machen und ernst meinen tatsächlich, aber: wenn 30+ Präsenzstunden in der Schule einfach wegfallen, dann wird die Zeit aktuell nach meinen Erfahrungen aus 1 Jahr Lockdown nicht im Ansatz mit "Zettel vorbereiten und korrigieren" gefüllt, und viele nutzen die Möglichkeiten längst nicht aus. Da gibts dann auch vorgeschobene Argumente, tlw. selbst erlebt, oder mitbekommen: die Kinder sollen sich nicht zu sehr an Teleunterricht gewöhnen. Die Kinder sind zu schnell überfordert. Die Kinder wollen das nicht. Für mich in Einzelfällen zutreffend, pauschal aber kompletter Bullshit und faule Ausreden.
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>Unsere Grundschullehrerin, eigentlich gut (bis auf den "ich bin so gestresst"-Dauerzustand, den gefühlt 70% der Lehrer verinnerlichen), macht Montags Teleunterricht, nimmt Dienstags 2 Stunden Unterlagen entgegen, und verschickt Freitags gescannte Aufgaben plus neuem Wochenplan. Ich sehe nicht im Ansatz, was hier ein normales Arbeitspensum verursachen kann.


Ganz ehrlich? Ich gönne es ihnen.

Ich gönne es jedem, der in seinem Berufleben mal vorübergehend ungestraft und unverschuldet eine besonders ruhige Kugel schieben kann.

Ich kriege es nicht hin, da irgendwie Neid oder Groll zu hegen. Und das obwohl mir LehrerInnen meistens eher unsympathisch sind. Besserwisserische Jammerlappen, alle miteinander!

Aber das Mehr an Freizeit könnense von mir aus ruhig haben. Will trotzdem keiner von ihnen sein. ;-)


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