Thema:
Unser Kreis vs. Kreis meiner Schwiegereltern... flat
Autor: Pezking
Datum:23.01.21 10:26
Antwort auf:Deutschland und Corona #8 - Lockdown without end von Matze

Es ist so krass. In jeder Hinsicht.

Meine Frau und ich leben im Main-Taunus-Kreis. Inzidenz gestern: 78. 148 Tote seit Pandemiebeginn.

Sie stammt aus dem Burgenlandkreis, dort wohnen nach wie vor ihre Eltern. Inzidenz gestern: 509. Zuletzt 120 Tote innerhalb von neun Tagen, kein Intensivbett ist mehr frei.

Das hat der Landrat des MTK gestern auf Facebook geschrieben. Solche ausführlichen Postings verfasst er jeden Tag höchstpersönlich, seit der MTK im Oktober zum Risikogebiet wurde:
[https://www.facebook.com/cyriaxmicha/posts/255130822650174]

Und hier die Videobotschaft des Landrates des Burgenlandkreises, der gestern eine Ausgangssperre verhängte und strengere Maskenkontrollen an und in den Supermärkten ankündigte:
[https://www.facebook.com/burgenlandkreis/posts/3611603645620120]

Man beachte auch gerade die Kommentare auf beide Postings.

Die Resonanz auf die täglichen Updates des MTK-Landrats sind seit Oktober durchweg positiv. Die Leute sind dankbar für die offenen Worte, fühlen sich ernst genommen, stellen konkrete Fragen (die er persönlich beanwortet). Der Tenor ist konstruktiv, man will seinen Teil zur Pandemiebekämpfung beitragen.

Im BLK hingegen...eine unschöne Mischung aus Beschimpfungen und Lästereien, teilweise wirklich dummen Fragen, Links zu EpochTimes, fast schon Drohungen, und feixend blickt man in die Zukunft, wird ja eh alles nix bringen.

Meine Schwiegerelten tun mir echt leid, denn die sind vernünftig und halten sich streng an alle Regeln, weil sie die Pandemie ernst nehmen.
Um sie herum ist die Maskendisziplin jedoch eine Katastrophe. Die Verwandtschaft ist bitterböse, weil sie in Coronazeiten die Feiern zu ihren 70. Geburtstagen abgesagt haben. Immer wieder werden sie aufgefordert, doch die Maske abzunehmen.
Und mittlerweile waren/sind natürlich alle, die ihnen auf diese Art und Weise in den letzten Monaten das Leben schwer gemacht haben, selbst infiziert. Herzlichen Glückwunsch.
Wenigstens sind sie die Rolle der belächelten und verspotten Sonderlinge gewöhnt, zu DDR-Zeiten waren sie kirchlich sehr engagiert und hatten auf diesem Wege schon viele Kontakte ins westliche Ausland geknüpft.

Meine Frau blickt natürlich auch mit Sorge, Traurigkeit und auch etwas Wut in ihre Heimat. Sie könnte dort nicht mehr wohnen. Aber es ist ja auch kein Wunder: Man kann sagen, dass dort zwischen 1990 und 2005 fast alle Schulabgänger mit ein bissi Grips in der Birne das Weite gesucht haben. Mindestens nach Leipzig, die meisten leben heute im Westen. Praktisch niemand aus dem Abiturientenjahrgang meiner Frau wohnt noch dort. Das Potenzial einer ganzen Generation hat sich dort in Luft aufgelöst. Und diese Leute kriegen jetzt überall Nachwuchs - nur nicht in ihrer angestammten Heimat.

Das ist schon echt traurig. Aber ich kann es auch niemandem verdenken.

Meine Frau will ihre Eltern in einem Monat besuchen, nach zweiwöchiger Selbstquarantäne im Vorfeld. Im Nachgang des 70. Geburtstag ihres Vaters. Wir schmieden jetzt schon Pläne, dass sie sich dann zwei Wochen lang dort nur von Hello Fresh beliefern lassen und wir vorher noch einen Großeinkauf aus dem hiesigen Globus erledigen und dann mitbringen, damit sie dort problemlos nur auf dem eigenen Grundstück abhängen können, aufgelockert lediglich durch Spaziergänge im nahegelegenen Wald.

Sollte sich die Lage dort nicht verbessern, ist natürlich auch die Absage des Besuchs eine Option. Heute würde sie sicher nicht fahren.


< antworten >