Thema:
Herzlichen Dank - aus der Sicht eines Startups flat
Autor: Rafael
Datum:13.12.20 11:06
Antwort auf:Deutschland und Corona #6 - "Winter is coming" von Headhunter

Ich schließe mich Mugens Beitrag und den anderen, wütenden Meinungen hier an. Bei CUNA war 2020 extrem wichtig, da es das 2. Jahr nach Produktentwicklung und Gründung war. Natürlich kann keiner etwas dafür und mit Corona konnte man nicht rechnen. Aber als wir unsere ersten Paletten exakt am Tag des ersten Shutdowns bekommen haben, ahnte ich schon, dass es schwierig wird...

Jetzt kann ich nur noch den Kopf schütteln: Es hat sich angedeutet und es war klar, dass man die Sache nicht zu leicht nehmen sollte. Trotzdem sind alle schön in den Urlaub, quer durch Europa, trotzdem war schon im spät-Sommer gefühlt alles wieder normal weitestgehend. Warnungen von Frau Merkel wurden schnell als Panikmache abgetan.

Mugen schrieb weiter unten, dass wir dermaßen abhängig sind von der Wirtschaft, dass sogar Leben dafür geopfert werden. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Bei einem Startup ist es extrem schwer mitten in einer Pandemie sichtbar zu bleiben. Keine Akquise, keine Messen, wie verkaufen? Wir sind kein vom Starinvestor-gepushtes, digitales Hype-Startup mit Geld für Werbung ohne Ende. Trotzdem haben wir es irgendwie geschafft und konnten sogar etwas wachsen. Dabei strengen wir uns sehr ein. Alle Mitarbeiter tragen Masken, wir wechseln uns mit Homeoffice ab, ich habe meine Geschäftsreisen fast komplett eingestellt, privat sind alle im Team fast nur noch zuhause und bleiben im konstanten, engem Kreis. Keine Urlaube (also weg fliegen meine ich), ständiges Lüften und Abstände, keine Kunden/Gäste.

Uns trifft Corona mitten in die Fresse: Wir sind Lieferant für Events, Gastronomie und Cafés. Wir produzieren Togo Becher - haben also die größtmögliche Schnittmenge aus allem was problematisch ist: Gastronomie und "unterwegs sein". DENNOCH haben wir alles runter gefahren und uns an alles gehalten. Aber weil viele Teile der Bevölkerung und auch unsere Landeschefs die Sache nicht so dramatisch sahen, haben wir nun den Salat. Könnt ihr euch vorstellen wie es ist ein Startup, mit 5 Angestellten weiter am Laufen zu halten, wenn alles ERNEUT runter gefahren wird? Wie soll ein Startup überleben? Wie soll man Hilfen beantragen wenn man gerade dabei ist noch zu entstehen? Ich habe echt Wut im Bauch.

Nichtsdestotrotz machen wir weiter. Im Januar vergrößern wir uns nochmals und investieren weiter. Ich glaube fest an unsere Geschäftsidee, könnte aber nur kotzen wenn ich um mich herum Pandemieleugner und das ganze kleingeredet wird.


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