Thema:
"Sonderauswertung zu Sterbefallzahlen des Jahres 2020" flat
Autor: HomiSite
Datum:08.12.20 17:01
Antwort auf:Deutschland und Corona #6 - "Winter is coming" von Headhunter

Das Statistische Bundesamt hat am 4.12. eine Sonderauswertung zu den deutschen Sterbefallzahlen des Jahres 2020 veröffentlicht. Die Vergleichsgröße ist der Durchschnitt 2016-2019. Aktuell gehen die Zahlen aber nur bis Kalenderwoche 45 (8.11.):

[https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html]

>[...] In der ersten Oktoberhälfte lag die Zahl der Sterbefälle zunächst wieder im Bereich des Durchschnitts der Vorjahre, in der zweiten Oktoberhälfte darüber. Die Zahl der Todesfälle von Personen, die zuvor laborbestätigt an COVID-19 erkrankt waren, stieg von Woche zu Woche. In der 45. Kalenderwoche (2. bis 8. November) gab es insgesamt 1 067 COVID-19-Todesfälle – das sind 989 Fälle mehr als noch fünf Wochen zuvor. Für die 45. Kalenderwoche wurden bislang 18 483 Sterbefälle gemeldet – das sind 5 % mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre.

Statista verzeichnet in ihrer Grafik (nur bis KW 43, da vom 25.11.) auch explizit das Jahr 2018, wahrscheinlich wegen der Grippesaison 2017/2018, die ja immer wieder mal als Vergleich herangezogen wird (obwohl deren Todeszahlen meines Wissens "nur" nachträglich hochgerechnet wurden):

[https://de.statista.com/infografik/21523/anzahl-der-sterbefaelle-in-deutschland/]

>Weltweit sind mittlerweile über eine Million Menschen im Zusammenhang mit Covid 19 gestorben. In Ländern wie Spanien und Italien lag die Sterblichkeit in den vergangenen Monaten laut Daten von Euromomo deutlich höher als eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Die Vermutung liegt nahe, dass daran das Coronavirus Schuld ist. Deutschland scheint hingegen bislang relativ glimpflich davon gekommen zu sein. Zwar weist auch hier die Statistik fast 15.000 Corona-Tote auf, aber im Vergleich mit den Vorjahren sind die Sterbefallzahlen insgesamt im Normalbereich, wie aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen. Gleichwohl ist davon auszugehen, dass die Situation ohne Corona-Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und (Teil-)Lockdowns eine andere wäre.

Was auch immer wieder zur Relativierung herangezogen wird, sind ja die täglichen Todeszahlen Deutschlands im Durchschnitt von ca. 2.500 Menschen. Gibt's dazu eigentlich irgendwo eine Aufschlüsselung nach Todesursache?

Zur allgemeinen Ergänzung die Todesfälle mit Coronavirus (COVID-19) in Deutschland nach Alter und Geschlecht (gerade auf Stand 1.12.):

[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104173/umfrage/todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland-nach-geschlecht/]

PS: Ein gewisser Henning Rosenbusch blickte zu dem Thema gestern für die NachDenkSeiten nach Skandinavien im Artikel "Der schwedische Weg steht einmal mehr unter Beschuss – doch die nackten Zahlen sprechen eine andere Sprache":

[https://www.nachdenkseiten.de/?p=67735] (Habe ich mir noch nicht angeschaut.)

PPS: Das alles soll jetzt nicht relativistisch gemeint sein, auch wenn es vielleicht wie kühles Zahlenjonglieren wirkt. Zum Glück ist Corona nicht so tödlich wie anfangs befürchtet und die Maßnahmen haben meiner Meinung nach Wirkung gezeigt. Und sich nur auf Todeszahlen versteifen, greift IMO auch zu kurz, wenn man bspw. den Pflegeaufwand von Corona-Patienten beachtet oder die "Long Covid"-Langzeitfolgen (wobei ich nicht weiß, wie da der aktuelle Forschungsstand ist).


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