Thema:
So, jetzt hab ich mal länger Zeit flat
Autor: SidVicious (deaktiviert)
Datum:02.11.20 08:54
Antwort auf:Re:Lauterbach kommentiert Streek-Interview von Sven Mittag

>Hmm.... vielleicht will Streeck ein ernstes Hinterfragen der bisherigen Strategie? Klar, bietet das KBV-Positionspapier (ist ja nicht nur von Streek) keine wirklich ausgearbeitet Alternative, aber eine Langzeitstrategie stellt eben nach aktueller Datenlage unser Verhalten eben auch nicht da.

Eine Langzeitstrategie ist die effektive Durchimpfung eines relevanten Anteils der Bevölkerung.

Was wir brauchen ist eine mittelfristige Strategie, wie wir über die nächsten ein, zwei Jahre bis Ende 2022 kommen.

Und vor dem Hintergrund finde ich das Papier von Streek und dem KBV unehrlich und feige.

Die Alternative zu Shutdowns, die mMn mehr und mehr Effektivität einbüßen werden je geringer die Bereitschaft zur Compliance der Bevölkerung ist (ich bin persönlich mehr als gespannt, ob dieser Lockdown jetzt überhaupt Auswirkungen haben wird) ist eine weitgehend unkontrollierte Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung.

Die ganze Augenwischerei von wegen Eigenverantwortung etc ist unehrlicher Blödsinn, das wird nie zu einer Eindämmung des Virus führen. Ohne breite Bereitschaft in der Bevölkerung, sich auch privat massiv einzuschränken und Bereitschaft in der Wirtschaft, Mitarbeiter mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen, AUCH WENN DIESE GEWINNEINBUSSEN BEDEUTEN, wird es einfach zu einer breiten Durchseuchung kommen.

Und deshalb ist die Alternative gesamtgesellschaftlich über Triage zu reden, und wer genau keine Behandlung mehr bekommen soll. Das muss offen angesprochen werden, und öffentlich entschieden werden. Denn wir können auch nicht die Krankenhäuser zu reinen Covid-Intensiv-Häusern über Monate und Jahre umfunktionieren, es wird weiterhin mehr als genug Intensivpatienten abseits von Covid geben, und die müssen auch versorgt werden. Herzinfarkte, Schlaganfälle, und wichtig gerade in diesem Forum mit seinem hohen Anteil an „sportlichen“ Fahrern: Autounfälle. Die Notaufnahmen müssen in der Lage sein, Knochenbrüche, anaphylaktische Schocks, Plastiksoldaten in der Nase, all den Scheiss halt weiter zu behandeln.

Und deshalb muss man, wenn man öffentlich gegen Verzicht und gegen Einschränkungen und für Eigenverantwortung plädiert, die Eier in der Hose haben zu sagen:

Wir können ohne das alles da durch, wenn wir uns darauf einigen, dass über 40, über 50 oder über 60jährige mit schwerem Covid einfach nicht mehr behandelt werden. Die sollen halt dann Paracetamol nehmen und hoffen. Vor allem auch weil wir mit anhaltender Pandemie und breiter Durchseuchung mehr und mehr medizinisches Personal entweder zeitweise wegen Erkrankung oder komplett wegen fataler Erkrankung (gerade Pflegepersonal ist ja oft überaltert und hat normale Vorerkrankungen) verlieren werden.

Diese Last können wir nicht auf die einzelnen Kliniken und Ärzte und Pfleger abwälzen, die müssen wir zusammen entscheiden und akzeptieren.

Zusätzlich kann man zB noch eine dicke fette Erbschaftsteuer einführen, und damit die gesellschaftlichen und gesundheitspolitische Kosten eventueller Folgeschäden halbwegs abfedern. Die Einnahmen dürften ja gerade im Falle von unkontrollierter Durchseuchung recht hoch ausfallen.

Das sind jetzt mal ECHTE Alternativen, die man sich mal so ausdenken kann. Es gibt sicher noch einige mehr - die hören sich aber natürlich alle nicht so schön an wie Geschwätz über „Eigenverantwortung“ und „Gebote statt Verbote“. Aber wenn man solche Dinge in die Öffentlichkeit trägt ist es extrem unehrlich und feige, zu verschweigen, was das gesellschaftlich bedeutet.


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