Thema:
Re:Kleiner Rant zur Rhetorik der Politiker flat
Autor: Joschi
Datum:21.10.20 17:50
Antwort auf:Kleiner Rant zur Rhetorik der Politiker von Demonted

Vielleicht einfach vergegenwärtigen, dass es um Wahrscheinlichkeiten geht. Es gibt kein „wenn, dann“ sondern nur „wenn, dann eher wahrscheinlich“.

Wenn man harte Regeln propagiert, sinken wahrscheinlich die direkten Kontakte der meisten Menschen. Wenn man Pech hat, ist da aber trotzdem dieser eine Superspreader bei, der nach dem Singen in der Freikirche noch Einkaufen geht und innerhalb von drei Tagen einen Elternabend, drei Bahnfahrten und zwei Kantinenbesuche beglückt ohne es zu merken. Und unter jungen Leuten ist man halt auf 2-3 Parties die Woche und trifft jeweils nur 10-20 Leute. Und in den meisten Fällen passiert gar nix und in einem Fall sind zig Leute infiziert.

Deutschland hat damals am Anfang viel Glück gehabt, dass der erste Fall in München direkt entdeckt wurde. Italien hat Pech gehabt, da starben Menschen ehe man merkte, dass das Virus schon da ist. So ist das jetzt bei vielen Regionen. Berchtesgaden hat Pech gehabt. Mit mehr Schutzmaßnahmen hat man wahrscheinlich weniger Pech. Aber sicher ist das nicht.

Es ist in unserer Kultur scheinbar eine große Herausforderung, das eigene Verhalten von den eigenen Sinnen und der direkten Rückmeldung zu entkoppeln, und sich auf rein rationale Entscheidungsgrundlagen einzulassen. Ist ja im Umweltbereich das gleiche. Da kann man als Politiker auch mal emotional werden, finde ich schon verständlich, wenn man wegen jeder Regeländerung ne Grundsatzdebatte führen muss. Letzteres ist auch wichtig, aber sollte grundsätzlich auf Bundesebene geklärt werden und nicht im Kommunalen. Und ich finde, da haben wir mit unserer Regierung im Weltweiten Vergleich jetzt auch nicht die schlechteste Variante abbekommen.


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