Thema:
Re:Kleiner Rant zur Rhetorik der Politiker flat
Autor: lichtschalterer
Datum:21.10.20 17:15
Antwort auf:Kleiner Rant zur Rhetorik der Politiker von Demonted

>Es geht immer um härtere, schärfere Maßnahmen, um Durchhalten, um Abfordern. Leider hat sich dieser Sprachgebrauch auch im Handeln festgesetzt. Mir wäre es lieber, es würde nachvollziehbarere, bessere Maßnahmen geben. Denn Sperrstunde, regionaler Lockdown, Masken im Freien (sogar Drosten sagte im Sommer sinngemäß: "Das Virus weht einfach weg") orientiert sich an den Maßnahmen, die bereits Frankreich und Spanien mit recht wenig Erfolg angewandt haben - trotzdem scheinen wir uns immer noch daran zu orientieren.

Eher im Gegenteil, es hat in Spanien dazu geführt, dass es weniger wurde. Aber du kannst nicht nur 1 Maßnahme dir rauspicken, sondern du musst es im Zusammenspiel sehen.


>Oder ist es in mittlerweile ein Wettbewerb geworden, welcher Politiker von seinen "Untertanen" (Parlament ist ja auch so gut wie komplett ausgeschaltet in diesen Sachen) am meisten abverlangen kann? Wir haben mit unseren Maßnahmen nun sogar SCHWEDEN bei den Neuinfizierten pro 100000 überholt! Oder ist es vielleicht gerade deshalb -> vieles lockerer, aber seit ca. März: max. 50 Personen und die Beschränkungen die gelten, haben sich verinnerlicht und sind auch gut umzusetzen, nachvollziehbar und verständlich.

Siehe Kyos Antwort.
Wenn dein Wohnort Grossrosseln stimmt, hier ein Gegenbeispiel aus Köln. Wenn ich aus der Mietwohnung auf den Bürgersteig trete, treffe ich innerhalb von 1 Sekunde auf ca 5 Passanten.
Bis zum Penny habe ich schon circa 30-40 Leute passiert. Und das im Alltag. Deswegen gehe ich meist nur noch kurz vor Öffnungszeiten-Schluss zum Supermarkt.
Je näher du in die Innenstadt gerätst (und ich wohne circa 7 km vom Stadtkern entfernt), desto voller wirds. Abstand halten die meisten auch nicht ein. Das Ordnungsamt kommt gar nicht hinterher ehrlich gesagt.


>Nicht falsch verstehen: Ja, man muss was tun, und das Virus gibt es natürlich auch. Aber wir orientieren uns am Falschen - mehr Einschränkungen, die aber nicht das Virus eindämmen - da muss man ja Angst bekommen. Söder will jetzt noch mehr Tests- obwohl er schon im Sommer gerade das verkackt hat - statt die Ressourcen sinnvoller einzusetzen. Drosten hatte hier auch schon Vorschläge gemacht, aber hier ist mein Eindruck, dass er nur so lange der Vorzeigewissenschaftler der Politiker war, als er mit seinen Ideen die Maßnahmen der Politik unterstützt hat. Nun teilweise Kritik von ihm: weg isser.

Mehr Testkapazitäten ist gemeint und ist wichtig. Das ist damit vor allem gemeint. Wenn du derzeit Otto Normal Mensch bist, hast du eine Wartezeit wie in den Messehallen der Gamescom. Das Gesundheitsamt kommt nicht hinterher.


>Ja, es gibt Maßnahmen, die schmecken mir nicht oder ich finde die Umsetzung unausgegoren (z.B. 10 Personen aus 2 Haushalten - doof wenn sich z.B. zwei Pärchen treffen, bei denen die Partner noch getrennt wohnen, dies aber schon seit Monaten vielleicht der hauptsächliche soziale Kontakt ist? Sicher nicht gefährlicher oder schlechter nachvollziehbar, als wenn die direkte verwandte Linie zusammen kommt, aber trotzdem verboten), trotzdem kann ich aber nachvollziehen, was damit bezweckt werden soll und trage es dann auch, trotz der Kritik, gerne mit. Aber extrem viele Maßnahmen: "WTF? Erklär mal." Und dann kassiert es ein Gericht und die Regierung gibt als Antwort im Prinzip nur: Öh, keine Ahnung, ist eben ne scharfe Maßnahme....

Die Gerichte kassieren derzeit vorrangig, weil die Gesetze anders ausgelegt sind und NIE für den Fall einer Langzeit-Pandemie erwogen wurden. Gerichte haben aber ein Eid geleistet, sich nach dem Gesetz zu richten, auch wenn es falsch oder richtig vorkommt, ein Gericht ist neutral/objektiv auf das Papier bezogen.


>Nachvollziehbar, mehr Erklärung - dann trage ich auch gerne sogar schärfere Maßnahmen mit - aber im Moment finde ich, dass die Politiker immer mehr frei drehen und ich dadurch immer mehr eingeschränkt werde, der Schutz vor einer eventuellen Coronaerkrankung (bin ich definitv nicht scharf drauf) aber nur minimal wächst und evtl. sogar besserer Schutz verspielt wird. Ich möchte auch Ziele definiert haben: wir machen nun dies, und wollen damit in 4 Wochen erreichen, dass wir unter 35/100000 sinken. So gibt's aber immer nur ein schwammiges: Ist zu viel, ist zu gefährlich ist zu dies und das.

Nein eigentlich erklärt sogar der Laschet viel, wenn man sich alles genau anhört, und er antwortet auch auf Fragen. Nur die Zusammenfassungen der Presse sind meistens lückenhaft oder auch mal widersinnig in der Aussage.
Zudem kommt dass die Presse manchmal Wind von einer Studie bekommt, die gerade veröffentlicht wurde und dann so schreibt, als wären die Studienergebnisse damit erwiesene Fakten. Mittlerweile nervt es mich wie viele Journalisten einfach den Sinn einer Studie nicht verstehen und jedes Mal denken und ins Schreiborgan rausposaunen "hier sind neue Fakten". Dabei sind es nur Testergebnisse oder Mögliche Thesen, die dann nochmal von anderen Wissenschaftlern evaluiert werden müssen.

Deswegen posaunen die Mediziner und Wissenschaftler selbst kaum mehr irgendwas an Vorschlägen oder Theorien heraus, weil sie genau wissen, dass die Bevölkerung, die Politiker und Journalisten eh wieder falsch verstehen.


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