Thema:
Kleiner Rant zur Rhetorik der Politiker flat
Autor: Demonted
Datum:21.10.20 16:19
Antwort auf:Deutschland und Corona #5 von Headhunter

Es geht immer um härtere, schärfere Maßnahmen, um Durchhalten, um Abfordern. Leider hat sich dieser Sprachgebrauch auch im Handeln festgesetzt. Mir wäre es lieber, es würde nachvollziehbarere, bessere Maßnahmen geben. Denn Sperrstunde, regionaler Lockdown, Masken im Freien (sogar Drosten sagte im Sommer sinngemäß: "Das Virus weht einfach weg") orientiert sich an den Maßnahmen, die bereits Frankreich und Spanien mit recht wenig Erfolg angewandt haben - trotzdem scheinen wir uns immer noch daran zu orientieren.

Oder ist es in mittlerweile ein Wettbewerb geworden, welcher Politiker von seinen "Untertanen" (Parlament ist ja auch so gut wie komplett ausgeschaltet in diesen Sachen) am meisten abverlangen kann? Wir haben mit unseren Maßnahmen nun sogar SCHWEDEN bei den Neuinfizierten pro 100000 überholt! Oder ist es vielleicht gerade deshalb -> vieles lockerer, aber seit ca. März: max. 50 Personen und die Beschränkungen die gelten, haben sich verinnerlicht und sind auch gut umzusetzen, nachvollziehbar und verständlich.

Oder was ist in Mecklenburg-Vorpommern so extrem anders als im Rest von Deutschland? Nicht unbedingt die härteren Maßnahmen denke ich. Es gilt doch, dies herauszufinden und evtl. das Verhalten daran zu orientieren wenn möglich.

Nicht falsch verstehen: Ja, man muss was tun, und das Virus gibt es natürlich auch. Aber wir orientieren uns am Falschen - mehr Einschränkungen, die aber nicht das Virus eindämmen - da muss man ja Angst bekommen. Söder will jetzt noch mehr Tests- obwohl er schon im Sommer gerade das verkackt hat - statt die Ressourcen sinnvoller einzusetzen. Drosten hatte hier auch schon Vorschläge gemacht, aber hier ist mein Eindruck, dass er nur so lange der Vorzeigewissenschaftler der Politiker war, als er mit seinen Ideen die Maßnahmen der Politik unterstützt hat. Nun teilweise Kritik von ihm: weg isser.

Ja, es gibt Maßnahmen, die schmecken mir nicht oder ich finde die Umsetzung unausgegoren (z.B. 10 Personen aus 2 Haushalten - doof wenn sich z.B. zwei Pärchen treffen, bei denen die Partner noch getrennt wohnen, dies aber schon seit Monaten vielleicht der hauptsächliche soziale Kontakt ist? Sicher nicht gefährlicher oder schlechter nachvollziehbar, als wenn die direkte verwandte Linie zusammen kommt, aber trotzdem verboten), trotzdem kann ich aber nachvollziehen, was damit bezweckt werden soll und trage es dann auch, trotz der Kritik, gerne mit. Aber extrem viele Maßnahmen: "WTF? Erklär mal." Und dann kassiert es ein Gericht und die Regierung gibt als Antwort im Prinzip nur: Öh, keine Ahnung, ist eben ne scharfe Maßnahme....

Nachvollziehbar, mehr Erklärung - dann trage ich auch gerne sogar schärfere Maßnahmen mit - aber im Moment finde ich, dass die Politiker immer mehr frei drehen und ich dadurch immer mehr eingeschränkt werde, der Schutz vor einer eventuellen Coronaerkrankung (bin ich definitv nicht scharf drauf) aber nur minimal wächst und evtl. sogar besserer Schutz verspielt wird. Ich möchte auch Ziele definiert haben: wir machen nun dies, und wollen damit in 4 Wochen erreichen, dass wir unter 35/100000 sinken. So gibt's aber immer nur ein schwammiges: Ist zu viel, ist zu gefährlich ist zu dies und das.

So, nun bin ich auch schon wieder etwas entspannter :-)


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