Thema:
Ja. Und sie bleibt es hoffentlich auch. flat
Autor: Pezking
Datum:08.10.20 11:32
Antwort auf:Ist diese Zahl noch relevant? von Rocco

>Die Kernaussage ist so wie ich das verstehe, jene, dass diese Zahl (überspitzt ausgedrückt) praktisch kaum Relevanz hat und lediglich der Effekthascherei wegen von den Medien jeden Tag auf's Neue aufgegriffen wird.
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>Vielmehr sollte die jeweils regionale Krankenhausauslastung/Zahl der eingewiesenen Fälle deutlich mehr Priorität geniessen. Diese Zahl wird auch vom RKI täglich veröffentlicht aber in den Medien selten erwähnt - mutmaßlich da unspektakulär niedrig.


Das greift doch viel zu spät. Denn will man die Zahl der eingewiesenen Fälle wieder minimieren, muss man doch wieder den Zeitpunkt der Infektion in den Fokus rücken. Weil eine Verhinderung der Ansteckung die einzig zielgerichtete und zuverlässige Methode ist, um Corona-Krankenhausfälle zu reduzieren.

>An den Daten der letzten Monate sei zu erkennen, dass im Vergleich zum ersten Quartal - auch im Verhältnis zu den jeweiligen Infektionenszahlen gesehen - kaum Leute an/mit Covid sterben. Die Anzahl der Toten hat auch keine Relevant für die Übersterblichkeitsstatistik, die im übrigen bisher im Vergleich zum gleichen Zeitraum des letzten Jahres niedriger ausfällt.
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>Das wir keine Bilder wie in Italien im März sehen läge daran, dass sich zum Einen viele junge Leute anstecken, die die Krankheit gut überwinden


Das bleibt abzuwarten. Mittel- und langfristige Folgen einer COVID-19-Infektion sind immer noch nicht nennenswert erforscht. Und es gibt ja bereits Befürchtungen, dass (ähnlich wie nach der Spanischen Grippe) im Nachgang ein rapider Anstieg an neurologischen Erkrankungen wie Parkinson folgen könnte.

IMO sollte man so wenig Menschen wie möglich dieser potenziell höchst folgenschweren Unsicherheit aussetzen.

>aber auch daran, dass die Behandlungsmethoden effizienter geworden sind und man mittlerweile weiss, was wann zu tun ist.

Natürlich werden dort laufend Fortschritte gemacht, ja. Aber eine COVID-19-Infektion ist immer noch eine sehr junge und relativ unerforschte Erkrankung. Man steht dort immer noch am Anfang.

>Anstatt nun Hunderte von Kontakten nach Hochzeitsfeiern von Großfamilien oder Ausbrüchen in Kneipen nachzuverfolgen, sollten Gesundheitsämter sich daher darauf konzentrieren, Risikogruppen zu schützen (Altenheime, Krankenhäuser) und sich der strikten Verfolgung von Verstößen gegen Auflagen (Gastro, Öffis,...) zu widmen.

Das halte ich nicht für ausreichend. Beziehungsweise wäre das ein klarer Paradigmenwechsel: Weg von einer Politik der Minimierung der Infektionszahlen auf ein bestimmtes Niveau zugunsten einer Lockdownvermeidung, hin zur Aufgabe des Schutzes der Gesamtbevölkerung vor einer Infektion.

IMO wäre das bei einer derart unerforschten Erkrankung unverantwortlich.

>Klang für mich jetzt nicht unplausibel und der Sendeplatz bewirkt bei mir einen Anstrich von Seriösität. :-)

Es ist ja auch nicht unbedingt unseriös. Man kann dieser Meinung sein - aber die Ausstrahlung einer Meinung in einem seriösen journalistischen Rahmen bedeutet nicht automatisch, dass eine Meinung richtig oder wahr ist. Es ist und bleibt eine Meinung.

Und man muss halt auch verstehen, was diese Meinung in der Konsequenz bedeutet und bezwecken will.

>Also, ist diese Neuinfektionenzahl tatsächlich mehr oder weniger irrelevant und wir sollten (Lockdown/Schließungen/Sperrstunde/...)-Maßnahmen ausschließlich von den aktuell zu behandelten Fällen pro Region ableiten?

Ich finde diese Herleitung nicht plausibel. IMO ist das vor allem ein Versuch, mit einem nüchtern-wissenschaftlich erscheinenden Anstrich einen Umschwung hin zur Taktik der Herdenimmunität zu forcieren. Und das wäre IMO der völlig falsche Weg. Damit räumt man der Ökonomie in Zeiten einer Pandemie eine zu hohe Priorität ein, und eine solche Politik wird den potenziellen Gefahren von COVID-19 für die gesamte Bevölkerung nicht gerecht.


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