Thema:
Re:Ist halt eine Frage der Relationen flat
Autor: Phil Gates
Datum:29.09.20 11:39
Antwort auf:Re:Ist halt eine Frage der Relationen von Bomber

>>>Was halt viele vergessen, die Zahlen sind nur deswegen so niedrig, weil es zum Teil massive Einschnitte gab und der internationale Flugverkehr fast auf Null runtergefahren wurde. Wäre alles ganz normal weitergelaufen, gäbe es vermutlich die zig- bis hundertfachen an Toten.
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>>Was den Flugverkehr angeht, bezweifle ich das. Grenzschließungen usw. verhindern in erster Linie, dass Infektionen von außen eingeschleppt werden, das Virus ist aber schon überall. Im Januar wäre das ein sinnvoller Schritt gewesen, aber im März oder April nicht mehr.
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>Ach deshalb können meine franz. Kollegen auch nicht verstehen, warum ich darauf bestehe die Meetings via Teams zu machen und nicht wie sie zu 12 auf 20qm in einem Sitzungssaal in Paris.
>Ich muss mich wirklich verteidigen und das Einzige das ich zu hören bekomme: "Aber du bekommst doch einen negativen Test von uns, dann musst du nicht in Quarantäne." So als ob es sicher ist, nach so einem Meeting, 2 Flügen und einer Hotelübernachtung, dass der Test negativ ist.
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>Da überlegt man echt, ihnen das Amt vor die Füße zu werfen.


Das Problem in Deinem Szenario ist in erster Linie die Situation im Konferenzsaal und der Flug, nicht die Reise nach Frankreich an sich. Ich war im Sommer im Risikogebiet und hatte außer mit meinen Eltern mit keiner Person, die nicht aus meinem Haushalt stammt, "engeren" Kontakt. Und selbst mit meiner Mutter, meinem Vater und meinem Stiefvater habe ich gebührenden Abstand gewahrt, d.h. keine Umarmungen usw. Keiner von uns hat sich infiziert. Es ist ja auch längst nicht so, dass Frankreich durchseucht wäre. Auch in Paris sind es vor allem einzelne Stadtteile, wo das Virus sich unkontrolliert ausbreitet, insbesondere da, wo die Wohnverhältnisse beengt sind.  

Eine Dienstreise nach Frankreich mit dem eigenen PKW, Abstandsregeln usw. beachten und Maske tragen, und das Risiko einer Infektion geht dort genauso gegen null wie in Deutschland. Ob face to face Meetings unbedingt sein müssen, ist eine andere Frage, in vielen (den meisten) Fällen sind sie es nicht. Dennoch wiederhole ich meinen Punkt: Nicht das Land ist das Problem bzw. Risiko, sondern das Verhalten der Menschen. Und da kann ich in manchen Ecken von Frankfurt oder München mit Sicherheit gefährdeter sein, als in Spanien am Strand mit 10m Abstand (so leer war der Strand dort im August tatsächlich). Grenzschließungen sind Gift für Europa. Millionen Pendler, LKW-Fahrer und Familien haben darunter erheblich gelitten, und gebracht hat es wenig. Die Ausbrüche in Spanien und Frankreich passieren im Inland und sind nicht eingeschleppt. Das sieht man sehr gut an Italien, welche mittlerweile mit die niedrigsten Infektionszahlen / 100.000 Einwohner in der ganzen EU hat, und das obwohl z.B. Südtirol und Gardasee sehr stark von Touristen frequentiert waren und sind. Die bekommen es hin, Frankreich, Spanien und Österreich offensichtlich nicht. Auch Deutschland hat im Übrigen trotz massivem Inlandstourismus aus u.a. Bayern, Baden-Württemberg etc. in MeckPomm, Niedersachsen und Schleswig-Holsten recht niedrige Infektionszahlen.

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>>Wirklich relevant dürften nur die Einschnitte in den Ländern gewesen sein, und vor allem die Compliance der Menschen mit den Regeln. Viele Länder hatten teils drastische Lockdowns, nach deren Aufhebung haben die Leute dann aber alle Vorsichtsmaßnahmen über Bord geworfen, teils auch deshalb, weil Du in wirklich armen Ländern nicht einfach mal ein paar Monate von zuhause arbeiten kannst oder Kurzarbeitergeld oder schlimmstenfalls ALG II erhältst. Tagelöhner in Indien, Brasilien usw. stehen buchstäblich vor der Wahl mit 100% Sicherheit verhungern oder mit ein paar Prozent Wahrscheinlichkeit an Covid 19 zu sterben.
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>Gesendet mit M! v.2.7.0


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