Thema:
Re:Welt-Kommentar zu den zunehmend schrillen Warnungen flat
Autor: Matze (deaktiviert)
Datum:25.09.20 11:05
Antwort auf:Re:Welt-Kommentar zu den zunehmend schrillen Warnungen von _bla_

>Und was wäre dein Vorschlag?

Was der Kommentator auch fordert: Mehr evidenzbasierte Entscheidungen.

>Ich sehe den Kern des Problems darin, das du die exponentiellen Ausbreitungseigenschaften eben sehr kleine Verhaltensänderungen zu völlig anderen Ergebnisse führen können, wenn sich das Infektionsgeschehen rund um einen R von 1 bewegt.

Ein Anfang wäre z.B., wenn mal öffentlich geklärt würde, wo wir wirklich stehen im Vergleich zum Frühjahr. Angesichts der zigfach höheren Testzahlen ist klar, dass man die Zahl der festgestellten Neuinfektionen nicht einfach 1:1 vergleichen kann. Ich habe auch noch keinen Experten gehört, der das bestritten hätte. Es will aber auch niemand so richtig raus damit, was Phase ist. Es gibt doch mittlerweile genug Daten über die Infektionszahlen im Frühjahr und die Dunkelziffer, dass sich ein Zusammenhang mit den aktuellen Zahlen herstellen lassen müsste.

Ebenso erzählt Söder gestern, das Virus sei ansteckender geworden, legt dazu aber keinerlei Beweise vor. Wer sagt das? Und ist es vielleicht auch weniger gefährlich geworden? Auch hier sagen praktisch alle Experten, dass die geringe Anzahl der Todesfälle oder auch nur der Krankenhauseinweisungen zum Teil am niedrigeren Alter der Patienten liegt aber dass es das nur zum Teil erklärt. Aber was erklärt den Rest? Kann mir doch keiner erzählen, dass es darüber nicht zumindest Theorien gibt.

>Einschränkungen von privaten Feiern halte ich für etwas was sich sehr gut mit der bestehenden Daten- und Wissenlage begründen lässt.

Das ist aber auch so ziemlich die einzige der aktuell geplanten Maßnahmen zu der man das sagen kann.

>Und Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen und Parks: Das mag bei vorsichtigem Verhalten unnötig sein, aber ich denke darauf zielt es gar nicht ab. Es geht wohl eher darum, Treffen und Feiern ungemütlich zu machen, so dass die Leute darauf verzichten und eine Maskenpflicht ist eben leichter zu kontrollieren und in eine Verordnung zu fassen, als: Bitte haltet euch bei sozialen Treffen zurück und bildet keine Gruppen.

Solcher Taschenspielertricks sollte sich eine Demokratie nicht bedienen. Zumal es bei den wirklich gefährlichen Feiern in geschlossenen Räumen auch gar nicht greift.

Es ist ja ok, wenn es ein paar einfache Regeln wie AHA gibt, die man sich auch merken kann, wenn man sich mit dem Thema nicht näher auseinandersetzen möchte. Viele sind aber durchaus an Details interessiert. Statt der zunehmend schrillen Warnungen sollte man mal dazu übergehen, die Leute über die aktuellen Erkenntnisse der Wissenschaft zu informieren und die Maßnahmen diesen wenn nötig anzupassen. Dann besteht auch keine Gefahr, dass sich das abnutzt.

Wenn ich das Kommunikationsverhalten der Politiker aber auch der in der ersten Reihe stehenden Experten wie Drosten in den letzten Wochen betrachte, dann kann ich zumindest nachvollziehen, warum die Demos mehr Zulauf bekommen. Wer nicht die Sprach- und/oder Medienkompetenz hat, um sich auf ausländischen Quellen zu informieren, bei dem bleibt hier in den letzten Wochen vor allem "es wird uns wahrscheinlich noch das gesamte nächste Jahr beschäftigen", was auch eine neue Aussage ist und bei vielen den Blick auf die Bundestagswahl richtet.


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