Thema:
Re:Eigentlich ein Beleg für düstere Zukunftsvisionen flat
Autor: _bla_
Datum:03.09.20 21:15
Antwort auf:Re:Eigentlich ein Beleg für düstere Zukunftsvisionen von Sven Mittag


>Frauarzt und Urologe mögen hier die bekannte Ausnahme sein. Wobei ich genug Frauenarzt-Helferinnen kenne, die auch zu Ihrer Chefin gehen. Und die ärztliche Schweigepflicht ist ja davon nicht berührt und gilt weiterhin.

Natürlich gilt die Schweigepflicht weiterhin, aber die Schweigepflicht ist ja auch dafür gedacht, damit bspw. der Arbeitgeber nichts von den Diagnosen und evt. medizinisch relevanten Fakten aus dem Privatleben erfährt. Wenn aber Arzt und Arbeitergeber die gleiche Person sind, dann kann das nicht funktionieren, es kann ja keiner etwas vor sich selbst geheim halten. Und da könnte ich mir dann viele Szenarien vorstellen, wo das entweder zu einer schlechteren Behandlungsqualität führen kann oder aber das das Verhältnis zwischen Arbeiternehmer und Arbeitgeber leidet. Bspw. wenn Tests auf Sachen wie HIV oder Hepatitis nicht gemacht werden, weil der Patient/Arbeitnehmer sich nicht traut ehrliche Auskunft über sein Privatleben zu geben. Oder chronische Erkrankungen verschwiegen werden, weil der Arbeitnehmer Angst hat, das ihn der Arbeitgeber bei Kenntnis nicht übernimmt, mit irgendeinem Vorwand kündigt oder rausmobbt. Letztlich scheinst du die Gefahr doch auch zu sehen, sonst würdest du dich ja nicht darüber aufregen, das du die Krankenakteneinträge der Kollegen sehen kannst. Ich denke die Gefahr besteht aber bei den vielen Fachrichtungen auch schon einfach durch die Kombination von Arbeitnehmer und Patientenverhältnis. Natürlich kannst du ohne ePA leichter Diagnosen anderer Ärzte geheimhalten, aber wenn das getan wird, dann kann es auch ganz schnell dazu führen, das schlechter behandelt wird.

Und natürlich wird es ganz ganz viele Fälle geben, wo ein tolles Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Arbeitnehmer herrscht und das alles ganz toll klappt. Aber sicher ist das eben nicht und es kann jahrelang gut gehen und dann knallt es irgendwo aus einem blöden Grund. Die Krankenkasse kommt einer Riesenregressforderung und gleichzeitig bekommt eine Arzthelferin eine ernsthafte Diagnose, die dafür sorgen könnte, das sie öfters ausfällt. Da kann es dann schon passieren, das ein Arzt in Existängsten sich vielleicht nicht mehr so einwandfrei verhält, wie er es im Normalfall gemacht hätte usw.


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