Thema:
Re:mehr Demokratie in der Wirtschaft flat
Autor: _bla_
Datum:25.06.20 21:00
Antwort auf:mehr Demokratie in der Wirtschaft von K!M


>Als ersten Schritt würde ich verpflichtende Betriebsräte ab 20 Angestellten einführen.

Ob das was bringt? Die Firmen, die es bisher schaffen eine Betriebsrat zu verhindern, werden es dann wahrscheinlich hinbekommen, irgendeinen Strohmann als Betriebsrat zu installieren. Das ist dann möglicherweise noch schlimmer als kein Betriebsrat.

>Und ein Teil des Gehalts muss als Firmenanteil ausbezahlt werden.

Das dürfte ganz viele Probleme machen. Was machst du wenn Leute das Geld brauchen und ihre Anteile verkaufen müssen? Die allermeisten Firmen werden ja nicht an der Börse gehandelt, es ist eher unwahrscheinlich das ein Angestellter in einer Notlage einen fairen Preis für seine Anteile bekommt. Oder wie verhinderst du das viel zu geringe Gehälter gezahlt werden, in dem Mitarbeitern ein viel zu hoher Wert ihrer Anteile vorgetäuscht wird? Oder schwer zu durchschauende Tricks von den Gesellschaftern beschlossen werden, die effektiv bestehende Anteile der Mitarbeiter entwerten? 0815 Mitarbeiter sind keine Experten für Bilanzen und Unternehmensrecht. Aber selbst dann wenn ein Unternehmen sich seinen Mitarbeitern gegenüber total fair verhält und alles ordentlich macht: Da führt dann ein solche Regelung dazu das viele Mitarbeiter ein Großteil ihrer Ersparnisse in Form von Anteile eines einzelnen, kleinen Unternehmens halten. Blöderweise gehen solche kleinen Unternehmen nicht selten auch einfach Mal durch dumme Zufälle Pleite und dann sind die Anteile wertlos.

Ich wäre primär dafür die Verhandlungsposition der Mitarbeiter zu stärken. Imho müssen die Mitarbeiter Gehaltsstatistiken ihres Unternehmens zu sehen bekommen und es muss staatliche, öffentlich zugängliche Statistiken über die Löhne im jeweiligen Beruf, Branche und Region geben. Wie in Österreich müsste es auch Deutschland zur Pflicht werden, bei Stellenausschreibungen einen Bereich für den Lohn anzugeben. Und beim Arbeitslosengeld muss es Änderungen geben, die den Arbeitslosen mehr Möglichkeiten geben, Arbeitsplätze mit  schlechtem Lohn abzulehnen, ohne dafür Sanktionen zu fürchten. Wobei man da natürlich sehr stark auf den individuellen Fall schauen muss. Wenn bspw. irgendjemand 15 Jahre nicht mehr in einem Job gearbeitet hat und viel neu lernen muss und er bekommt dann von einem Arbeitgeber, ein Berufsanfängergehalt angeboten, muss das nicht unfair sein.


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