Thema:
Re:Bzgl Tönnies und "Billigfleisch" flat
Autor: Phil Gates
Datum:24.06.20 09:39
Antwort auf:Re:Bzgl Tönnies und "Billigfleisch" von Rocco

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>>Was ich mich allerdings frage ist bei einem Jahresumsatz von 7,3 Mrd Euro, ob es nicht möglich wäre humane Arbeitsbedingungen mit vernünftiger Bezahlung zu haben, besseres Fleisch und trotzdem nicht Bankrott zu gehen?
>>[...]
>>Ist wirklich immer der Konsument an allem schuld?
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>Du vergisst den Wettbewerb. Die 7Mrd Umsatz kommen aufgrund der Tatsache zustande, dass Tönnies "die Anderen" im Markt preislich unterbietet. Werden Arbeitsbedingungen, Tierwohl etc und damit schlußendlich seine Preise erhöht, fällt sein Umsatz mit Sicherheit in's Bodenlose, denn die Ketten kaufen beim nächst-billigen Marktteilnehmer ein.
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>Der Konsument ist mit Sicherheit nicht schuld an Billigfleisch. Der kauft Fleisch auch dann ein, wenn es dreimal so teuer ist - vielleicht nur nicht mehr 7x pro Woche.
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>Zigaretten werden ja beispielsweise auch weiterhin gekauft obwohl sich die Preise historisch betrachtet fast verzehnfacht haben von anfangs 4ct pro Kippe bis zu den heutigen um die 30c (lt Statista). Genau wie das dadurch weniger Raucher unterwegs sind als vor 30 Jahren, würde sich auch der allgemeine Fleischkonsum verringern, wenn auch hier die Preise stark ansteigen würden.
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>ABER der Zigarettenmarkt ist reguliert, der Fleischmarkt nicht. Daher besteht bei Letzterem ein harter Wettbewerb zwischen den Produzenten um die fettesten Verträge mit den großen Handelsketten.
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>Ist jetzt halt die Frage ob man so einen Markt regulieren will und kann.
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>Greets
>Rocco


Dass es im Ergebnis nichts bringt, an Tönnies ein Exempel zu statuieren, ist mir schon klar. Es gibt ja auch noch andere Wettbewerber, die solche Arbeitsbedingungen haben (Wiesenhof ist ja auch wieder betroffen). Das muss EU-weit passieren. Letztlich hat die EU die Entstehung solcher Fabriken ja erst ermöglicht (das ist per se gar kein Vorwurf, aber die Folge von Subventionen und Freizügigkeit der Arbeitnehmer ist eben genau das; ohne „Billigtiere“ aus der EU inklusive Wettbewerb der deutschen Betriebe mit Betrieben in Niedriglohnländern und Import von Fleisch gäbe es den Wettbewerbsdruck und den Anreiz, billigst zu produzieren nicht in dem Maße).

Eine Fleischsteuer bringt m.E. jedenfalls für dieses Problem nichts, das nimmt nicht den Druck, billig zu produzieren. Die angestrebte Marge bleibt dann gleich oder muss sogar noch größer werden. Man muss an die Wurzel, also hier die Arbeitsbedingungen.

Übrigens vermute ich, dass es in Großbäckereien bspw. auch nicht viel anders aussieht. Überall da, wo es einen Mangel an deutschen Arbeitskräften gibt, holt man sich Busladungen aus dem Ausland und pfercht sie wie Stallhühner zusammen.

Was mich dabei auch besorgt: Corona ist ja nicht die einzige Zoonose. Ich will mir gar nicht ausmalen, was sich auch in deutschen oder europäischen Betrieben so an Seuchen zusammenbrauen kann. Wir zeigen mit dem Finger auf die Wet Markets, aber ich will gar nicht wissen, was in so mancher Höhle in europäischen Mittelgebirgen alles in Fledermäusen und Vögeln oder in Eichhörnchen, Füchsen etc. im Wald für Erreger nur darauf warten, auf Menschen überzuspringen.

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