Thema:
Re:Bzgl Tönnies und "Billigfleisch" flat
Autor: token
Datum:23.06.20 18:32
Antwort auf:Re:Bzgl Tönnies und "Billigfleisch" von Phil Gates

>Als Verbraucher hat man in der Tat kaum eine Wahl, weil sämtliche Ketten dort kaufen und die lokalen Metzgereien alle verdrängt haben.

Als Verbraucher hat man immer die Wahl. Nötigenfalls mit der letzten Haltestelle Verzicht. Konsumverhalten war jedoch nie dazu gedacht ethische Grundsätze, Nachträglichkeit oder Arbeitsbedingungen zu steuern.
Konsum ist Konsum, Angebot und Nachfrage ist Angebot und Nachfrage, Verdrängungswettbewerb ist Verdrängungswettbewerb usw.

Weiter, auch die Industrie hat keine solchen Ansprüche an sich, sie setzt sich selbst keine Leitplanken sondern wird getrieben von Marktmechanismen.

Die Rolle der Regulierung kann nur vom Staat kommen, und genau diese Rolle ist auch für den Staat vorgesehen.

Also alles gut, der Konsument hat keine Schuld, die Industrie hat keine Schuld, der Staat hat bei der Regulierung versagt, kann nun aber nachschärfen?

NOPE!
Denn, auch wenn die Industrie nicht gezielt darauf aus ist dass das Werkzeug Kapitalismus zu einer abstrakten Teufelsgestalt mutiert, so ist sie nichtsdestotrotz darauf aus und auch hochgradig aktiv darin Regulierungen von sich fernzuhalten. Das heißt die Industrie nimmt aktiv und erfolgreich Einfluss auf die Politik, und da wo sie nicht reguliert wird führt die Freiheit einfach nur folgerichtig zu solchen Zuständen. Nicht nur in einem Industriezweig sondern in allen.
Sie kann sich also nicht von dieser Verantwortung freimachen wenn sie ihren Machthebel so einsetzt Regulierungsmechanismen zu untergraben.

Und auch der Konsument ist kein willenloses Preisgesteuertes Tier das einfach nichts für sein Verhalten kann. Der Konsument weiß nämlich Bescheid, allein die hier angeführte Argumentation "ich hab ja keine Wahl im Supermarkt" lässt da schon tief blicken im Hinblick auf das Selbstverständnis der eigenen Mündigkeit und der Relevanz der eigenen Einzahlung in diese Mechanismen.


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