Thema:
Re:Wir hatten am Freitag Besuch eines Singles flat
Autor: Pezking
Datum:08.06.20 16:00
Antwort auf:Re:Wir hatten am Freitag Besuch eines Singles von Phil Gates

>>>Dabei wurde mir einmal mehr bewusst, wie unterschiedlich die letzten 3 Monate für verschiedene Menschen gelaufen sind. Mein Leben fühlt sich fast "normal" an. 3 Kinder sind eh der Mittelpunkt, dazu der Job, der ebenfalls weiter lief. Sie hingegen wirkte wie abgekapselt und fast überfordert, nur weil ständig was passierte: Sohn will mit ihr Auto spielen, unsere Kleinste segelt von der Schaukel und schreit, unsere größte will mitkochen und kippt 2x Dinge um, die Katze kommt mit Maus in der Schnauze und will ins Haus, der Rasensprenger kippt um und die Nachbarskids rennen durch und johlen, ... der normale Wahnsinn halt, den Corona auch nicht aufgehalten hat.
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>>>Sie hats auch genau so mehr als einmal erwähnt: Wow, ich fühl mich wie ins kalte Wasser geschmissen und muss mich erstmal wieder an so viel Interaktion und Dynamik gewöhnen.
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>>Als Kinderloser muss ich aber auch sagen, dass es mir auch außerhalb einer Pandemie immer so geht, wenn ich bei Familien mit Kindern zu Gast bin. ;-)
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>>Totale Reizüberflutung, ich habe da immer direkt Fluchtgedanken und will mich diesem Tohuwabohu nur noch so schnell wie möglich entziehen. Die Anwesenheit von Kindern finde ich immer unfassbar anstrengend. Kann mir so gar nicht vorstellen, das als permanentes Freizeitumfeld zu haben - bzw. nur mit akutem Burn-Out-Syndrom nach einer Woche.
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>>Ich würde wahrscheinlich anders ticken, wenn wir selbst ein Kind hätten (wobei ich auch da nur Bock auf ein Einzelkind gehabt hätte). Aber gut, war halt nicht drin. Also ist das jetzt halt mein Blickwinkel. ¯\_(ツ)_/¯
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>Kinder sind die beste Therapie für gebremste Choleriker wie mich. Ich bin extrem ungeduldig, habe sehr hohe Ansprüche an Mitarbeiter, kann es nicht ertragen wenn die Spülmaschine nicht ausgeräumt ist oder der Fußboden dreckig etc. pp. Das äußert sich bei mir nicht in anschreien o.ä. sondern dass ich den Stress in mich hineinfresse und es mich dauerhaft belastet.
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>Seit ich Kinder habe, ist das zu 90% weg. Ich nehme mit Demut die fleckigen Tapeten, die Krümel auf dem Boden, die klebrigen Türgriffe und den andauernden Lärm sowie den Schlafentzug einfach hin


Och, da bin ich zum Glück generell ein ziemlich entspannter Typ, dem erfreulich viel ziemlich gleichgültig ist. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich zwar niemandem etwas Böses will, mir Menschen außerhalb des eigenen Hausstands aber einfach generell sehr egal sind. Eigentlich hat außer meiner Frau und meinen Eltern niemand Zugang zu meiner Emotionswelt.

Ich habe noch nie gekifft, habe mich aber schon öfter gefragt, ob andere Leute das tun müssen, um sich im Alltag so zu fühlen wie ich es tue. ;-)

Und wenn mir jemand auf den Sack geht, dann mache ich aus meiner Gefühlswelt keine Mördergrube. So richtig auf die Palme bringt mich eh nur nächtliche Ruhestörung, und da rufe ich einfach gerne die Polizei, wenn es mir mal akut zu bunt wird. :-)

Haarig wird es nur, wenn ich meine Freizeit mal mit zu vielen Freunden oder zu viel Familie auf einmal verbringen soll. Parties und Feiern finde ich immer schlauchend - und diesen Leuten will man natürlich nicht sagen, dass man gerade einfach nur weg will. ;-)

Hätten wir Kinder, wäre sicher der neue Mangel an Alone-Time ein nennenswertes Problem für mich. Denn meinen inneren Akku kann ich eigentlich immer nur dann wirksam wieder aufladen, wenn ich mal für ein paar Stunden am Stück komplett alleine bin. In Gesellschaft zu funktionieren ist immer ein Stück weit Aufwand. Das heißt nicht, dass ich mich dabei unwohl fühle - aber so richtig effektiv ausruhen kann ich mich eben nur alleine.


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