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Re:RKI am Montag : 289 neue Fälle flat
Autor: token
Datum:25.05.20 13:09
Antwort auf:RKI am Montag : 289 neue Fälle von hootie_2K

>Und dass trotz der Ausbrüche in Ffm und Niedersachen?

Diese finden besondere Betrachtung weil sie unter Verdacht fallen mit Lockerungen in Verbindung zu stehen, wo man nun die Dinge macht, die man vorher nicht mehr machen durfte. Ausbrüche mit Massenansteckungen sind aber nicht generell eine Anomalie, wir haben sie in Pflegeheimen gesehen, wir sehen sie auch bei Fleischerbetrieben. Solange das alles Einzelfälle bleiben kommt man da auch hinterher.

Aber, wenn bspw. ein Restaurant unter Einhaltung von Hygienebestimmungen eine Massenansteckung triggert, würde das bedeuten dass die Hygienebestimmungen nicht ausreichend sind und jedes mal wenn ein Coronainfizierter ein Restaurant betritt wir vor dem Hintergrund dass alle Restaurants offen sind und man davon ausgehen muss dass in manchen dieser Restaurants auch Infizierte verkehren, ein kaum noch verantwortbares Risikopotenzial für rasche Ausbreitungen.

Anders falls die Hygienebestimmungen nicht eingehalten wurden, solche Verstöße sind dann wieder Einzelfälle und kein Systemproblem und somit einfangbar. Davon gehen wir gerade aus, also dass die Betreiber lügen und die Bestimmungen nicht eingehalten wurden, und entsprechend kein Sinnbild dessen sind, was unter den Lockerungen zu erwarten wäre, sondern ein Warnschuss dafür dass auch bei Lockerungen eine entsprechende Disziplin an den Tag gelegt werden muss, um die Reproduktionszahl im Zaum zu halten.

Genau das ist die Krux bei den Gesundheitsämtern. Wir rechnen hoch dass wir schneller löschen können, als sich Brandherde verbreiten. Wir haben für diese Annahme aber wenige Referenzen, und referenzieren maßgeblich auf das was wir akut beobachten. Diese Beobachtungen finden aber in einem Umfeld strenger Reglementierungen statt. Wenn sowas wie ein normales Restaurant selbst unter Einhaltung von Hygienebestimmungen immer Hochrisikogebiet für Ansteckungen wäre, geht diese Rechnung mit dem schnellen Löschen nicht mehr auf. Und in der Frühphase gibt es wenig konkrete Erfahrungswerte.

Entsprechend verwirrt mich der Diskurs um die Aufgabe der Distanzierungsregelungen und Maskenpflicht mit einem Zieltermin, obwohl man die geänderten Rahmenbedingungen noch nicht gestresst hat, und hierbei nochmal eine MASSIVE Veränderung von Rahmenbedingungen anstrebt. Das ist ein billiger Taschenspielertrick der versucht Verantwortung zu delegieren und sich der Eigenverantwortung so zu entledigen. Dabei kann genau die Instanz an die Verantwortung abgegeben werden soll dieser nur gerecht werden, wenn das Volumen an Fällen abarbeitbar ist, und der Treppenwitz, das Volumen der Fälle korreliert direkt mit den Regulierungen der Instanzen die nun nicht mehr regulieren wollen.

Bislang ist das alles ein Gemeinschaftsprojekt, jeder muss mitmachen und wenn man das nicht tut, dann wird man zuweilen auch dafür sanktioniert. Es ist ein gesellschaftliches Problem bei dem die ganze Gesellschaft nach Solidarprinzip gemeinsam an der Bekämpfung dieses Problems arbeitet, und dabei wird auch jeder Einzelne gebraucht. Alle machen mit, auch die Industrie denkt selbstständig über Lösungskonzepte nach und macht Vorschläge, alle sind eingebunden. Die daraus resultierenden Einschränkungen die man sich auch selbst auflegt sind hierbei ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

Thüringen sagt nun, wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Die Gesundheitsämter werden allein gelassen, der Bürger soll wieder tun können was er will, die Industrie entsprechend auch wenn es etwa keine Abstandsgebote gibt. Und das alles soll dennoch funktionieren, mit dem Argument, dass die Bürger und Unternehmen nicht solche Idioten sind wie die Politiker die sowas fordern, und sich auch ohne Regulierungen verantwortungsvoll regulieren statt zu versuchen die Freiheiten komplett auszuschöpfen und dabei die Eigenkosten auf möglichst Null zu drücken. Dabei zeigen genau solche Ausbrüche in Lockerungsszenarien oder Menschenaufläufe bei denen das Ordnungsamt einschreiten musste schon im status quo der Frühphase von Lockerungen dass dieser Angang bestenfalls naiv bzw. ignorant ist.


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