Thema:
Re:Sexkaufverbot! flat
Autor: Pjotr (deaktiviert)
Datum:20.05.20 15:34
Antwort auf:Re:Sexkaufverbot! von Mampf

Ich hatte das Nordische Modell (Entkriminalisierung von Prostitution - Kriminalisierung von Freiertum) oben mit der Entkriminalisierung von Drogenkonsum als Mittelweg zwischen Kriminalisierung und Legalisierung verglichen. In diesen beiden Fällen werden Drogenkonsument und Prostituierte respektiv als Opfer eines Systems gesehen. Dieses System wird zwar an sich nicht gutgeheissen, die Opfer des Systems werden jedoch in ihrer Opferrolle nicht staatlich belangt und haben dadurch eine Möglichkeit zur legalen Existenz und zum Ausstieg.

Dies unterscheidet sich natürlich von Legalisierung. Eines der Argumente zur Legalisierung von Drogen ist, dass dadurch der Schwarzmarkt und die kriminelle Unterwelt ausgeblutet werden. Wenn Firmen sicher und legal z.B. Cannabis anbauen können, so das Argument, lohnt es sich für Gangs, Kartelle etc. nicht mehr diese Droge illegal anzubauen und ggf. ins Land zu schmuggeln. Ich habe schon viele ähnliche Argumente bzgl. Prostitution gehört. Diese Argumente greifen hier aber nicht. Das Argument zur Drogenlegalisierung fusst auf der Annahme, dass legale Hersteller preislich mit dem Schwarzmarkt zumindest mithalten oder diesen sogar unterbieten können. Wendet man dieses Argument ergo auf Prostitution an, dann muss der legale Sexmarkt preislich mit den Menschenhändlern mithalten können. Der legale Sexmarkt kann nur dann die Unterwelt ausbluten, wenn auf legalem Wege ebenso ausbeuterische Verhältnisse geschaffen werden, wie es die Menschenhändler tun. Seien wir ehrlich: die meisten Freier wollen keine 1000 Euro / Stunde Edelescorts sondern billige Nutten in Grossbordellen.

Nehmen wir mal an, wir würden einen legalen Sexmarkt schaffen auf dem alle Prostituierten gerecht entlohnt werden würden. Mindestlohn, Sozialversicherung, Rentenbeiträge, Gefahrenzulage aufgrund von Kontakt mit Körperflüssigkeiten etc. Die Menschenhändler und der Schwarzmarkt wären sofort wieder da. Sogar heute gibt es in legalen Großbordellen immer wieder Razzien in denen Menschenhandel nachgewiesen wird - weil niemand freiwillig in diesen Verhältnissen arbeiten möchte. Die Crux ist einfach dass ein Grossteil des Sexmarkt per se und unabhängig der Legalität untragbar ist. Die Ausbeutung is a feature, not a bug.


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