| Re:Überlastung von Eltern |  |
>>Teilzeit als Wirtchaftsanwalt kannst Du ohnehin knicken, ich kann in einem größeren Projekt oder einem Gerichtsverfahren mit einem Volumen von ein paar Mio. nicht 50% arbeiten und um 14.30 gehen...
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>Ich frag ob das wirklich gar nicht gehen kann, oder ob es nicht eher ein "kulturelles Problem" im Anwaltsbereich ist. Mit mehreren Leuten am gleichen Projekt arbeiten sorgt natürlich immer dafür das zusätzliche Abstimmung und Kommunikation nötig ist. Aber in der Regel ist das eben doch machbar. Ob da nicht oft eher aus "Ich möchte meine Arbeitsweise nicht ändern" wird "Das geht gar nicht."? Bei den Anwälten kommt ja noch hinzu, das nicht selten Prädikatsanwälte mit sehr langen Arbeitszeiten und hohem Gehalt beschäftigt werden, während Juristen mit minimal schlechterem Abschluss nichts vernünftiges finden. Dabei sollte man eigentlich denken, das zwei Anwälten, die nicht völlig überarbeitet sind, eigentlich oft bessere Arbeit liefern müssten, als ein überarbeiteter Anwalt mit etwa besserem Abschluss. Grundsätzlich scheint es aber äußerst unüblich zu sein, das Menschen zugegeben, aufgrund sehr langer Arbeitszeit suboptimale Ergebnisse abzuliefern, stattdessen werden lange Arbeitszeiten oft noch als "besonders engagiert" gesehen.
Naja, da muss man differenzieren. Wir führen einige hochkomplexe, internationale Verfahren, wir waren unter den ersten, die damals Discovery-Verfahren in den USA betrieben haben, um an Beweise für Betriebsspionage zu kommen, die wir dann in Deutschland einsetzen konnten. Flankierend gab es Strafverfahren, wo auch Tausende und Abertausende von Beweismitteln zu sichten waren. Das Ganze wurde dann nach und nach europaweit und in den USA ausgerollt. Es gibt genau drei Leute in der Kanzlei, die den Sachverhalt überblicken, das läuft seit mehr als 10 Jahren. Einen neuen Kollegen einzubinden und auf den Stand zu bringen, würde mehrere Jahre dauern. Du kannst auch keinem Mandanten verkaufen, dass Du immer zwei oder drei Associates mit auf dem Mandat hast, damit die sich gegenseitig vertreten können. Sowas geht nur bei Dully-Arbeiten wie Document Review im Rahmen einer Due Diligence oder so, aber nicht wenn es - wie das halt bei größeren Sachen immer der Fall ist - darum geht, den Sachverhalt voll drauf zu haben. Wenn ich in Urlaub fahre, dann kann mein Vertreter in der Regel nur dem Gericht mitteilen, dass ich im Urlaub bin und Fristverlängerung beantragen.