| Re:Was mich am meisten aufregt |  |
>an den Lockerungen bzw. den (so die Medien) "lauter werdenden Stimmen nach Lockerungen":
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>Dieses Gejammer "es ist genug" und "jetzt reicht es aber", das ich ständig überall mitbekomme - auch in TV-Interviews auf den Strassen und diese allgemeine Pöbelei drumherum: Kapieren Menschen denn nicht, dass es nicht nur um SIE geht? Es geht nicht um DICH und deinen bekackten Druck endlich wieder Party zu machen oder dich auszutoben. Es geht darum das System vor einem unkontrollierten Virus zu schützen. Es geht nicht um DICH, sondern um die Oma von jemanden. Es mag sein, dass DU es nicht bekommst oder es wegsteckst weil du der Hammer bist, aber dein Nachbar kann daran krepieren.
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>Man regt mich das auf. Dieses "aber ich" und "ich muss jetzt". Ich spreche nicht von wirtschaftlichen Zwängen, wenn also jemand um seinen Job bangt. Sondern um das rumgenörgele weil man jetzt ein paar Wochen nicht an der Tankstelle rumprahlen konnte oder Janine von nebenan nicht im Park abfüllen kann. Oder weil Heinz endlich wieder sein Recht auf morgentliche Cafe-Treffen mit den Kegelclub ausleben muss.
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Ja, als ob es bei Lockerungen nur darum gehen würde bzw. um alles oder nichts. Im Saarland bekommt die Oma 200€ Strafe, wenn sie sich ALLEINE auf eine Parkbank hockt oder wird im besten Falle "nur" verscheucht, wenn der Polizist zwei Augen zu drückt. Und da ist es egal, dass die gute Dame vielleicht gar nicht mehr Joggen oder spazieren KANN, aber trotzdem mal die frische Luft braucht.
Wenn man kein eigenes Auto hat, musst du Bus oder Taxi fahren, weil dich niemand abholen darf - ganz dolle z.B. nach dem Augenarztbesuch oder sowas - ich bin mir sicher, dass der Taxifahrer eher Superspreader ist als mein Vater oder irgend jemand anderes aus der Verwandschaft, bei dem ich abschätzen kann, ob er wenig oder viel Kontakt mit anderen Menschen hat. Oder der Bus wieder übervoll ist, weil der Samstagsfahrplan gilt.
Und schade, dass Telemesses Text nicht mehr da ist, in dem er beschreibt, dass so manche Oma gar nicht geschützt werden will. Wir sollten glaube ich auch im Blick halten, dass es das Ziel ist, Krankenhausbetten bereit zu haben. Und man im Zuge dessen sicher auch mit Maß lockern kann, wenn man den Menschen, die geschützt werden wollen, auch die Möglichkeit dazu gibt und in Situationen, bei denen diese sich vielleicht nicht selbst schützen können, Vorschriften beachtet werden müssen - z.B. beim Einkaufen - Abstand oder auch von mir aus die umstritten Maske für alle.
Zumal der ganze Hardlinerquatsch zumindest im Saarland das Virus nicht daran gehindert hat, seit letzter Woche in knapp einem Drittel der Altenheime zu wüten. Trotz striktem Besuchsverbot seit über 5 Wochen. Haben wohl zu viele Senioren alleine mit 1,5m Abstand auf Parkbänken gesessen. Böse Killersenioren!
Ja, ich fühle mich da angegriffen, als ob ich der böse und rücksichtslos wäre. Denn ich möchte auch Lockerungen. Aber ich will kein Oktoberfest oder sowas, selbst wenn es bald wieder kleine Veranstaltungen bis 50 Personen geben würde, würde ich diese erstmal vermeiden. Aber im kleinen Familienkreis mal ein Kaffee zu Hause trinken, oder mal mit ein oder zwei Bekannten grillen. Müssen uns ja nicht von Janine die Würstchen vorher ablecken lassen. Sowas stelle ich mir unter Lockerung vor, und da bin ich mir ziemlich sicher, dass ich damit nicht hunderte Omas und Opas kille. Ziemlich wahrscheinlich sogar Null, wenn ich keine Senioren besuche und die Hygiene- und Abstandsregeln beachte. Aber mir persönlich würde das extrem gut tun, mal wieder jemand anderen zu sehen, den ich kenne - ich befürchte ja, das meine Psychotherapeutin bald wieder echt gut Geld an mir verdient, wenn es noch sehr viel länger diese extremen Einschränkungen gibt.
Nicht jede Lockerung tötet gleich Menschen, und nicht jede einschränkende Maßnahme rettet jemanden, weil sie offensichtlich Schwachsinn ist. Tatsächlich bin ich wirklich gespannt, ob NRW und auch z.B Dänemark in zwei Wochen am Boden liegen...