Thema:
Re:düster = Auslegungssache flat
Autor: token
Datum:20.04.20 16:42
Antwort auf:Re:düster = Auslegungssache von Sven Mittag

>Naja, die meisten Argumentationsketten (auch die von dir) drehen sich halt leider nur um die Konsequenzen der Covid-Erkrankung.

Sie sind darauf fokussiert, das heißt nicht dass es für diese einen Tunnelblick gibt. Wenn man was diskutieren möchte muss man sich da auch einschränken und kann nicht jeden Aspekt berücksichtigen.
Und hinsichtlich deiner angeführten Seiteneffekte des Lockdowns hielt ich es einfach für vernachlässigbar, weil die aktuelle Auslegung von Einschränkungen ja Temporärlösung im akuten Krisenmanagement war und nicht Dauerentwurf darstellt.

Wir erinnern uns, mathematische Modelle hatten vor den Schulschließungen afair rund 10 Tage hochgerechnet bis das Gesundheitssystem nicht mehr hinterherkommt.
Und auch hier nicht vergessen, die Ausgangslage in Schweden war nicht derart dramatisch wie bei uns, sie hatten noch den Puffer um Top-Down-Korrekturen in den Regulierungen zu fahren, Deutschland hatte hingegen genau eine Kugel im Magazin, ein Schuss der sitzen musste, und der Blick nach Italien hat gezeigt was passiert wenn er nicht sitzt.

Es gehört auch nicht zum Konzept des aktuellen Vorgehens diese Problematiken fortan zu ignorieren, es soll ja gelockert werden. Und jede Lockerung hilft den Betroffenen die du anführst. Es war nie geplant diese Problematiken zu ignorieren. Solche Lockerungen werden aktuell auch umgesetzt. Und wenn es greift, wird es auch ausgebaut.

Wir halten also solche Lockerungen für möglich, ergo, es gibt mögliche Antworten auf die von dir angeführten Probleme im verfolgten Prozess. Alles natürlich unter dem Vorbehalt dass wir tatsächlich in der Lage sind Neuinfektionen mit dem anvisierten Ambitionsniveau zu beherrschen. Wenn wir das nicht sind, dann haben die Risikogruppen in Deutschland das Problem was sie in Schweden haben nur aufgeschoben.
Das kann natürlich passieren. Das ist das Risiko, dass der Plan nicht funktioniert. Das wird sich zeigen müssen.

Und nun drehen wir das Ganze mal um. Welche Perspektiven siehst du denn im Schwedenmodell für die Risikogruppen. Welche Maßnahmen könnte man bei lascher Regelung im Verbund mit hoher Durchseuchung treffen? Mir fehlt da die Fantasie, es scheint mir ein Problem ohne Lösung zu sein. Heißt, das Schwedenmodell müsste deutlich effizienter bei der Eindämmung des Virus werden wenn es diese Gruppen schützen möchte. Das will es aber gar nicht. Also, was ist der Plan? Was ist die Perspektive? Ein Herdenschutz der mathematisch nicht zu Stande kommen kann? Wegsperren bis zum Impfstoff, ohne Konzept für die Betreuung. Was ist die Idee dieser Strategie um dieser Problematik zu begegnen?

Deutschland hat nun eine Perspektive und ein Konzept wie es den von dir geforderten "gesunden Mittelweg" sukzessive entwickeln kann. Und das ist halt auch ein Punkt, Prozesse und Entwicklungen. Wer ein Haus baut muss ein Fundament legen und kann nicht mit dem Dach anfangen.
Das Risiko das wir haben ist in erster Linie, dass wir es nicht hinkriegen. Dass es für uns gar nicht möglich ist den Virus in so einem Maße zu beherrschen wie es notwendig wäre.

Nichtsdestotrotz.
Wenn der "gesunde Mittelweg" mehr sein soll als eine Worthülse, dann braucht er einen Fahrplan und eine Perspektive die auch nachhaltig ist. Er braucht ein Konzept das allen Fragen mit möglichen Antworten begegnet. ALLEN Fragen.
Während sich Deutschland nun sukzessive um die Probleme kümmert welche die harschen Regelungen hervorgerufen haben und hierfür ein Lösungsmodell hat, sehe ich in Schweden im Hinblick auf die Probleme welche die laschen Regelungen hervorgerufen haben nur ein großes Fragezeichen.


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