Thema:
Re:düster = Auslegungssache flat
Autor: token
Datum:20.04.20 09:22
Antwort auf:Re:düster = Auslegungssache von Sven Mittag

>Zunächst einmal: Darwin? Wirklich? Wir reden aber noch von Schweden? Und vom gleichen Darwin? Survival of the fittest und so? Meines Wissens baut das schwedische System nämlich auf ein hohes Maß an Eigenverantwortung auf und AUF DEN SCHUTZ DER SCHWACHEN IM BESONDEReN. Dies ist nicht Boris "Durchseuchung" Johnson oder "I have a big brain"-Trump, die mit ihren anfänglichen Konzepten noch so eine Behauptung rechtfertigen würden, sondern durchaus ein System, was aus rein wissenschaftlicher Sicht zumindest nachvollziehbar, wenn euch sicherlich streitwürdig ist.
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>So wurden u.a. starke Beschränkungen beim Altenheimen gemacht und recht konsequent durchgesetzt, was - sicherlich wieder nur ein regionales Problem - zumindest auf die von uns betreuten Altenheime - nun ja - nur bedingt gilt.


Das ist doch schon das Problem und warum Darwin bedingt zutrifft.
Erstmal die zwei Klassen, der normale Schwede kann seinen Geburtstag feiern und den ganzen Betrieb einladen. Eine höhere Durchseuchung (again, nicht im Ansatz ausreichend für Schutzmechanismen, aber halt auch was komplett anderes als Ausbrüche konsequent ersticken zu wollen) erhöht aber derart die Risiken für bestimmte Gruppen, dass diese nun entsprechend strikter eingeschränkt werden müssen. Die Krux, solche Menschen sind oftmals auf Betreuung angewiesen, die Betreuer wiederum finden sich wieder in einem Umfeld in dem sie verstärkt der Gefahr einer Infektion ausgesetzt werden. Heißt, obwohl man die Freiheitsrechte dieser Gruppen harscher reguliert damit es dort nicht eskaliert, bleibt dennoch ein erheblich ein höheres Risiko dass der Virus dennoch in diese Gruppen reingetragen wird. Mit Schutz der Schwachen hat das nichts zu tun, eher mit dem Schutz des Gesundheitssystems durch Radikalregulierungen einzelner Gruppen weil es allein durch Infektionen in diesen Gruppen schon massiv unter Last kommen kann, wobei man hierbei auch keinen Lösungsansatz für die Betreuungsproblematik im Angebot hat.

>Wobei ich vergaß, in 2-3 Monaten sollen die überforderten Altenheime ja endlich von der Bundesregierung einen Hygienebeauftragen zur Seite gestellt bekommen. Oder vielleicht auch nur ein Komzept, das sie dann bitte selbst anpassen dürfen. Bis dahin sind dann sicherlich auch genug Zimmer frei, um ein seriöses Konzept zu fahren *zwinkersmiley*
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Das eine ist eben die Spezialvorsorge, das andere eben das Gesamtkonzept, und je nachdem wie dieses ausfällt bedingt es auch wie Regularien in diesen Gruppen ausfallen müssen. Nicht vergessen dass Schweden hier nicht prophylaktisch Regelungen für Heime aussprach, sondern reaktiv. Nachdem genau das passiert ist, wovor im Schwedenmodell im Vorfeld von vielen Virologen gewarnt wurde.

>Ganz nebenbei gibt es in Schweden so was wie ne seriöse Hygieneaufklärung für die Bevölkerung. Keine alle Viren vernichtende Wunderseife oder Mundschütze mit selektiver Wirkung je nach Verfügbarkeit.
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Bessere Aufklärung ist immer gut, natürlich hast du Recht damit dass man die dort vorherrschenden Potenziale bei uns in höherem Umfang und mit größerer Konsequenz heben sollte. Das ist aber bei der Eindämmungsstrategie kein entweder oder, sondern ein sowohl als auch.

>Natürlich hast du mit einem Satz recht: keiner weiß, welches Konzept das Beste ist. Das deutsche Konzept hat halt in meinen Augen zu viele Angriffspunkte, um es wirklich verteidigen zu können, auch wenn es bei Leibe nicht das schlechtestes weltweit ist. Und ja, auch in Schweden ziehe ich zum Teile meine Augenbrauen hoch. Die Aussage, dass nur die symptomatischen Patienten infektiös sind, ist nach aktueller Datenlage gewagt. Und ich persönlich würde schon etwas mehr Aufwand betreiben, meine Kliniken auf den Worst Case vorzubreiten.
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>Am Ende bist du aber auch im deutschen System, um deine Nomenklatur zu nutzen, nur eine Laborrate. Hier wird im gleichen Maße nach dem richtigen Weg "geforscht".


Nur eben so, dass man versucht die Zahl der Laborratten möglichst klein zu halten. Gerade weil wir noch zu wenig über den Virus wissen, scheint mir das, auch wenn es eingangs mit höheren wirtschaftlichen Schäden und höheren Einschränkungen einher geht, der verantwortungsvollste Weg. Und ob es der auch perspektivisch beste Weg ist, muss sich eben noch zeigen. Gut möglich, dass sich das trotz initialer Schäden rechnet, denn es bleibt weiterhin nicht ausgeschlossen dass so ein Konzept wie in Schweden im Hinblick auf Infektionszahlen und Sterberaten eskaliert und man die Reißleine ziehen muss. Und falls das passieren sollte, wird man auch entsprechend größere Mühen haben die Infektionsketten wieder einzufangen, bevor man wieder über Lockerungen nachdenken darf. Dann hätte man eigentlich nur Zeit verloren und die Ausgangslage veritabel verschlechtert. Bleibt halt abzuwarten.

>Und auch hier wird es genug Scherben aufgrund der Entscheidungen geben, auch wenn Sie vielleicht nicht ganz so offensichtlich für jeden einfachen Geist sichtbar sind (Covid19->TOD!!!!!). Hier sterben wir halt an den Nebenprodukten der aktuellen Angstpolitik. Wobei das ist keine Angstpolitik. Sicherlich ist ein Nebenprodukt vom Covid19 der spontane und vor allen signifikante Rückgang von Herzinfarkten. Ah warten, nein, dies ist nicht möglich. Die verrecken gerade vermutlich alle nur allein zu Hause, weil Sie Angst haben, bei Ihrem Arzt an Corona zu versterben...
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Einfache Geister, Angstpolitik.
Da sind wir wieder bei der Form statt beim Inhalt.

Let's agree to disagree, das führt zu nichts.


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