Thema:
Re:Ungleiche VErteilung von Lasten während des Shutdowns flat
Autor: _bla_
Datum:18.04.20 20:21
Antwort auf:Re:Ungleiche VErteilung von Lasten während des Shutdowns von Bomber


>>Ob Leute die mehr als 80.000 Euro pro Jahr ohne Weihnachtsgeld, Bonus und ähnliches verdienen, wirklich noch als Mittelschicht zählen kann? Zudem die vermutlich meistens im Home-Office sitzen und gar keine Kurzarbeit haben.
>
>Ab wann ist man denn nicht mehr Mittelschicht? Ich definiere Mittelschicht so, dass man zwischen 50% und 33% seines Haushaltsnetto für Miete incl. Nebenkosten für eine Mittelklassewohnung ausgibt.
>Entspricht in München bei einem 3 Personen Haushalt dann ca. 48.000 bis 72.000 NETTO pro Jahr (Miete für 80qm incl. Nebenkosten ca. 2000/Monat). Die 80.000 von dir genannt, sollten da so ziemlich im Mittelfeld liegen. Oder meintest du Netto-gehalt?


In München würde ich das noch als Mittelschicht akzeptieren, im bundesweiten Durchschnitt halte ich das aber für eher unrealistisch. In Berlin wirst du für eine entsprechende Wohnung in einem Mittelschichtstadtteil derzeit etwas über 1000 Euro warm los. Das dürfte wesentlich mehr am Bundesdurchschnitt dran sein. Das bist du nach deiner Rechnung nach bei 24.000 bis 36.000 Euro Netto. Bei einem Kind und nur einem Einkommen landest du dann bei rund 60000 Brutto als obere Grenze. Das würde ich jetzt sehr viel eher als Mittelschichtsgehalt ansehen. Nach der Einkommenssteuerstatistik hast du nur rund 5 Millionen Steuerpflichtige, die mehr als 70000 Euro versteuern müssen, also nur 6% der Bevölkerung. Ein großer Teil dieser 6% dürfte trotzdem noch nicht an die Deckelung des Kurzarbeitergeld stoßen, bspw. weil sie einen Teil ihres Einkommens als Weihnachtsgeld oder anderen Bonus bekommen. Mehr als 3-4% der Bevölkerung sind das nicht, die ein Einkommen haben, was potenziell an die Deckelung des Kurzarbeitergelds stößt. Das würde ich jetzt schon als Oberschicht einordnen. Die übliche Definition geht von den obersten 10% aus.

Eine Familie locker von einem einzelnen Gehalt zu ernähren ist imho in der Mittelschicht eher unüblich geworden. Wenn du Mittelschicht daran definieren willst, was sich Leute leisten können musst du die Kriterien schon an die jeweilige Zeit anpassen, ansonsten könnte es du auch behaupten, das es ja keine Mittelschicht mehr gibt, weil sich praktisch niemand mehr Vollzeit-Hausangestellte leisten kann. Umgekehrt gibt es aber auch viele Sachen, die früher als Luxus galten locker leisten, bspw. Langstreckenflüge, mehrmals im Jahr Urlaub, gigantische Fernseher, etc.

>Das heißt natürlich auch, dass gemessen an den Lebenshaltungskosten rd. 75% der Deutschen zur Unterschicht zählen. Was wiederum heißt, dass die eigentliche Mittelschicht praktisch nicht mehr existent ist.

Und das ist Quatsch. Die Leute wohnen nicht alle in München und dort werden auch deutlich überdurchschnittliche Gehälter gezahlt.

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