Thema:
Re:Kommentar bei heise flat
Autor: token
Datum:16.04.20 08:23
Antwort auf:Kommentar bei heise von Matze

>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kommentar-Corona-App-Danke-aber-wir-sind-erwachsen-4702436.html]
>
>Interessanter Standpunkt. Will nicht sagen, dass ich ihn zu 100% teile (beim Verfolgen von Infektionsketten könnte die App punktuell vielleicht doch hilfreich sein), mit vielem (ältere Menschen, Eigenverantwortung) hat er imo aber recht.


Zu seinen Fragen:
>Denn wie sinnvoll kann so eine App sein, die dem strengen europäischen Datenschutz gerecht werden muss?

Das aktuelle Konzept zeigt dass funktional kein Problem besteht mögliche Infektionsketten zu tracken und hierbei dennoch die Datenschutzbestimmungen einzuhalten.

>Die auf Freiwilligkeit setzt?

Der Autor eröffnet mit einem "Danke, wir sind erwachsen."
Wenn er denkt dass wir erwachsen und somit wahrscheinlich auf verantwortungsbewusst sind, dann ist die notwendige Teilnahme eines großen Teils der Bevölkerung kein Dealbreaker. Ein Dealbreaker ist es dann, wenn man es gezielt boykottiert. Vor dem aktuellen Hintergrund würde ich Boykott trotz Einhaltung der strengen Datenschutzbestimmungen aber in Frage stellen, ob so ein Verhalten Ausdruck von erwachsen sein wäre.

>Die Alarm schlägt und Unsicherheit schürt, aber keine verlässliche Einschätzung des tatsächlichen Infektionsrisikos erlaubt, weil die näheren Umstände der Datenschutz unterdrückt?

Es ist nicht davon auszugehen dass man seinen täglichen Corona-Alarm bekommt. Zudem schürt eine Verbesserung der Werkzeuge von Krisenteams nicht Unsicherheit, sondern das Gefühl für Sicherheit. Unsicherheit würde schüren wenn Krisenteams Infektionsketten nicht im Griff haben und ineffizient arbeiten und die Strategie scheitert.
Gleichwohl gibt es bei dieser Arbeit die Zahl an Neuinfektionen möglichst klein zu halten und Ausbrüche direkt einzufangen, um so eine Lockerung im gesellschaftlichen Alltag überhaupt möglich zu machen, logistische Herausforderungen. Unter anderem die Kapazitäten der Tests die effizient gesteuert werden müssen. Hinzu kommen die perfiden Eigenheiten des Virus, etwa das was Sid heute geschrieben hat, nämlich, dass die symptomlose Phase hochinfektiös ist. Will man Ausbrüche sofort einfangen und sich nicht von lokalem Lockdown zu lokalem Lockdown hangeln, muss man sehr wahrscheinlich schon testen bevor Betroffene überhaupt ansatzweise Beschwerden haben. Mögliche Infektionsketten kann man bis zu einem gewissen Grad altmodisch tracen. Haushalt, Arbeitskollegen usw.
War der Betroffene Einkaufen oder Spazieren wird es schon ungemein schwieriger. Wenn da was passiert und solche möglichen Ansteckungen haben paar Tage Zeit um zu spreaden, nun ja. Genau hier hilft die App bei der Arbeit der Krisenteams.

>Wie kann eine App die besonders gefährdeten älteren Menschen schützen, von denen ein Drittel nicht mal ein Smartphone hat?

Indem sie dabei unterstützt die Herde von Virusüberträgern möglichst kein zu halten. Das ist der geplante Herdenschutz für solche Risikogruppen. Dass man sie mit Gesundheit umzingelt. Und das ist neben der eigenen Einhaltung von Hygiene- und Verhaltensregeln der einzige Schutz den sie haben.

>Wer sich diese Fragen ehrlich beantwortet, muss zu dem Schluss kommen: Eine App, die effektiv vor Ansteckungen schützt, kann es nur unter chinesischen Bedingungen geben.

Nicht wirklich. Und wenn man weiter liest kann man nur feststellen, ja, der Artikel ist tatsächlich frei davon diesen Standpunkt mit auch nur einem Argument versehen zu wollen. Vermeintlich rhetorische Fragen die quasi gar nix entlarven, sind kein Ersatz für so eine notwendige Unterfütterung so einer Meinung.


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