Thema:
Re:In Schweden sieht's ziemlich düster aus. flat
Autor: token
Datum:15.04.20 21:10
Antwort auf:Re:In Schweden sieht's ziemlich düster aus. von Sloane

>>Mehr Infizierte != auch nur ansatzweise ausreichend viele Infizierte für eine signifikante Herdenimmunität
>
>>Wobei selbst Tegnell _ausdrücklich_ betont dass Schweden an keiner Herdenimmunität werkelt.
>
>Komplette Herdenimmunität nicht, aber das ist doch auch kein simpler An-Aus-Schalter? Wenn in den großen Städten 20% immun wären, könnte das bei einer zweiten Welle schon für einen mutmaßlich milderen Verlauf sorgen.
>

Der ganze Angang mit Immunität steht schon per se auf sehr wackeligen Beinen, man weiß ja nicht mal wie lange jemand immun bleibt. Schon jetzt gibt es Meldungen von erneuten Corona-Erkrankungen unter Genesenen.
Es fehlen hier einfach Erkenntnisse um das als irgendwie validen Schutzmechanismus für erneute Wellen begreifen zu dürfen.

Was aber klar ist, dass eine hohe Anzahl an Infizierten das Erkrankungsrisiko für Risikogruppen drastisch erhöht. Der effektivste Herdenschutz um diese Menschen zu schützen ist offenbar nicht zu erkranken.

Jetzt ist auch bei uns die Strategie offiziell verkündet worden, nämlich Infektionen sofort einzufangen und die Zahl an Infektionen so gering wie möglich zu halten, auch und vor allem um Risikogruppen zu schützen.
Die kannst du ja nicht 12-18 Monate einsperren.

Die Regierungserklärung scheint mir Hand und Fuß zu haben, und mit diesem Vorgehensmodell ist mir erheblich wohler zu Mute als mit dem Schwedenmodell das hohe Infektionszahlen riskiert hierbei im Infektionsprozess reaktiv managen muss, während wir nun unsere Infektionszahlen bis zum 4. Mai weiter so gut es geht abflachen und jetzt an der Infrastruktur, dem Personal und den Tools arbeiten um Infektionsherde zeitnah zu löschen.

>Ob das ein realistischer Wert ist, sollte sich in ein paar Tagen zeigen; in Stockholm läuft derzeit afaik 'ne größere, wohl repräsentative Antikörperstudie - und wenn ich Tegnell richtig verstanden habe, sagte er heute, dass man in Teilen Schwedens schon Herd Immunity erreicht haben könnte.
>

Wir haben Heinsberg, wo schon die 15% Hochrechnung methodisch falsch und damit zu hoch war. Sprich, ich kann das eher nicht glauben, alles was wir bislang wissen spricht dagegen dass sowas erreicht wurde. Und selbst wenn es irgendwo lokal erreicht werden konnte sagt einem schon Grundschulmathematik dass es kein Modell für eine Nation sein kann. Das steht auch explizit im Regierungsschreiben, das geht schon rein logistisch gar nicht.

>Ansonsten kann ich deine Argumentation durchaus nachvollziehen, auch wenn ich den Ansatz asiatischer Länder (Welche meinst Du genau? Südkorea?) bei uns so ohne Weiteres für weniger praktikabel halte, sofern wir uns nicht womöglich jahrelang komplett abschotten und die Nutzung einer App mehr oder weniger verpflichtend machen wollen.

Abschotten müssen wir nicht. In der Regierungserklärung hält man sich lokale Lockdowns vor, also schon Maßnahmen die großflächig einer Quarantäne entsprechen wie wir sie schon jetzt kennen und die offenbar funktioniert. Da muss niemand in seinem Gebäude eingeschweißt werden. Die App ist in der Regierungserklärung auch aufgeführt, dazu eben Spezialteams zur reaktiven Eindämmung wenn was ausbricht und gesteuerte Testverfahren mit einem Volumen von 600k die Woche um sowas auch zeitnah zu erkennen.

Ich bin gerade ganz froh Deutscher und nicht Schwede zu sein, auch mit Blick auf meine herzkranke Mutter, wo ich außerordentlich begrüße Maßnahmen zu sehen die sich deutlich mehr Gedanken um ihre Situation machen, als ich es in Schweden erkennen kann.


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