Thema:
Re:Hendrik Streeck flat
Autor: Fister (deaktiviert)
Datum:15.04.20 15:48
Antwort auf:Re:Hendrik Streeck von token

>>Das ist ein Weg. Hatte das nicht auf dem Schirm.
>>Ob die Leute das dauerhaft mit machen? Denke nicht.
>>
>>Und Covid ist ansteckend bevor es ausbricht. Menschen besuchen Angehörige in Altenheimen. Sie schleppen das Virus zu jedem. Früher oder später.
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>Das Ziel ist auch nicht Ausrottung sondern Beherrschung bis zum Impfstoff. In so einem Szenario geht es nicht darum Ausbrüche zu denen es zwangsläufig kommen wird komplett zu verhindern, das ist illusorisch, sondern in die Lage zu kommen Ausbrüche so schnell unter Kontrolle zu bekommen dass das was wir vor dem Lockdown gesehen haben verhindert werden kann, bevor es passiert.
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>Ich glaube auch die meisten Menschen befolgen Maßnahmen wenn man über deren Notwendigkeiten aufklärt. Der Witz ist irgendwo auch, dieser erhöhte Individualschutz ist im Grunde nichts anderes als eine Verkappte Herdenimmunität. Nur dass dich nicht Antikörper vor Infektionen schützen, sondern dein Verhalten und deine Ausrüstung. Der Effekt ist ähnlich wie beim Impfen, da wo der Virus vorher auf nährhaften Boden fiel wird er nun mit Schutzwällen konfrontiert, das verhindert nicht jegliche Infektion, aber wirkt der unkontrollierten Ausbreitung entgegen, und solange man genau diese Eskalation aus zu vielen Infektionsherden verhindert bekommt und auf Ausbrüche reagieren und gegensteuern kann, kann man die Lage auch beherrschen.
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>Hinzu kommt dass diese Art von Herdenimmunität auch weitere soziale Kontrollmechanismen mitbringt, und diese frei Haus. Nämlich blame&shame.
>Das klingt negativ, ist hier aber ganz hilfreich. Einem Impfgegner kannst du nicht von der Nase ablesen dass er einer ist. Jemand der sich nicht an Vorgaben wie Maskenpflicht oder Einhaltung von Abständen hält, erkennt man hingegen sofort. Das erzeugt sozialen Druck aus dem Umfeld, die meisten Menschen sind gar nicht so rebellisch, auch wenn ihnen selbst die Einsicht für Notwendigkeiten fehlt, haben sie auch keine Lust mehr dauernd angekeift zu werden und lassen es halt bleiben. Ich hatte in den Anfangstagen des Lockdowns beispielhaft mehrere öffentliche Streitereien gesehen, etwa Leute in Schlangen die andere hinter ihnen ankeiften doch den Abstand einzuhalten und wo es zu richtigen Disputen kam. Sowas sehe ich nicht mehr, ist jetzt auch nur individuelle Beobachtung, aber auch die Berichte von Polizei und Ordnungsämtern bestätigen eine hohe Disziplin der Bevölkerung.
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>Eine solche mag zwar unter den aktuellen Gegebenheiten nicht aufrecht erhaltbar sein, im Verbund mit Erfolgserlebnissen wie dann möglichen Lockerungen kräftigt das aber auch wieder die Motivation und Zuversicht.
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>Strategisch brauchen wir jetzt natürlich auch Erfolgserlebnisse, aber wie schon mehrfach gesagt, mit Sinn und Verstand und kalkulierbarem Risiko. Sofern man zum Schluss käme dass wir noch nicht genug heruntergedampft haben im Hinblick auf Neuinfektionen, wäre es einfach deppert dort zu lockern wo wir hohe Infektionsrisiken ausmachen. Solange wir keine Ausrüstung zum Individualschutz der deutschen Bevölkerung produziert haben, solange sollten wir imo nichts veranstalten was die Personendichte in Städten über Maß erhöht.
>Ich fände es auch sinnvoll die Wirtschaft einzuladen mitzudenken und Konzepte vorzustellen, diese etwa insofern stärker einzubinden als dass sie Vorschläge machen kann wie man etwa durch Umbau der Innenräume oder Publikumslogistik helfen könnte Abstandsregelungen auf Verkaufsflächen möglich zu machen.
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>Es ist ja einiges vorstellbar wo sich vielleicht noch Lösungen finden lassen wenn wir uns gut darauf vorbereiten und die notwendigen Grundlagen schaffen. Ich könnte mir selbst vorstellen dass man Stadien irgendwann wieder gangbar bekommt, etwa mit einem Bruchteil des Publikums, die Infrastrukturen um einen geringen Teil des Publikums unter Einhaltung von Abstandsregelungen abzuwickeln wären da und mit Masken und einfachen Schnelltests beim Einlass wie Fiebermessen ja vielleicht vielleicht ein kalkulierbares Risiko und vorstellbar.
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>Natürlich können wir in dieser Krise besser und besser werden und möglicherweise Abläufe unter Kontrolle kriegen die Stand heute unvorstellbar sind. Der Mensch ist ein Anpassungskünstler. Da wird man natürliche sukzessive daran arbeiten wie man Abläufe hinbekommt die menschliche Bedürfnisse und wirtschaftliche Interessen wieder besser gerecht werden und diese ausweiten und optimieren.
>Aber mit Sinn und Verstand und den richtigen Prioritäten, und nicht mit einer ALLES-SINNLOS-KEIN-BOCK-MEHR-DANN-STERB-ICH-LIEBER-ALS-SO-ZU-LEBEN-ATTITÜDE.
>Das geht halt einfach nicht über nacht, egal wie fest jemand auf den Tisch haut oder wie hart sich das jemand wünscht, sowas ist ein Prozess und da stehen wir immer noch weit am Anfang.
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>Wir wären weiter wenn wir besser vorgesorgt hätten, haben wir halt nicht, das sind die Konsequenzen, und fuck it all kann keine Alternative sein, wenn so eine Alternative nicht glaubwürdig herauszeichnen kann, dass ein Kontrollverlust mit Durchseuchungsfolge tatsächlich einen Benefit im Angebot hat. Da kann man aktuell nicht mal einfachste Grundsatzfragen befriedigend beantworten, geschweige im komplexen Zusammenspiel von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gesamtprozessen antizipieren was passieren würde und ob der Wunsch der schnellen Rückkehr in die Normalität überhaupt eintreten würde, oder man einfach nur vor einem Scherbenhaufen stehen würde und diesen Erkenntnisgewinn durch learning by doing ohne valide Vorhersagemöglichkeiten mit Millionen von menschlichen Leben bezahlt und dann trotzdem das gewünschte Ergebnis nicht eintritt. Man könnte sagen so ein Plan sei tollkühn, ich würde sagen, Stand heute ist so ein Plan geisteskrank.


Gutes Posting. Zeigt eine realistische Perspektive auf.
Hoffe das lesen viele hier unten.
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